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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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helm, sich selbst, und der ganzen Welt böse, daß er
zu spat gekommen war. Es war ihm unmöglich-
lang da zu bleiben. Nach etlichen Minuten eilte
er wieder weg, und der Strasse zu, wo ihr
Haus war, aber er sah sie nicht mehr. Er wollte
nach Hause; aber vor der Thüre fiel ihm wieder
ein, Kronhelm würde aus seiner plötzlichen Zurück-
kunft etwas folgern. Er gieng also wieder weg,
rannte noch einige Strassen durch, und wuste nicht,
wo er bleiben sollte? Endlich gieng er aus einem
Thor; rannte weit ins Feld hinaus, ohne die Na-
tur um sich her zu bemerken, und kam nach einer
Stunde wieder nach Haus zurück. Gutfried war
schon bey Kronhelm auf dem Zimmer. Sie lasen
mit einander Lessings Sara, die ein junger Herr
von Dahlmund an Gutfried geliehen hatte. Da
haben wir was herrliches, sagte Kronhelm zu Sieg-
wart; sieh einmal! Lessings vermischte Schriften.
Das ist gut! sagte Siegwart ganz zerstreut. Jch
hab eben angesangen zu lesen, fiel Gutfried ein; es
ist Miß Sara Sampson. Jch kann ihnen mit
ein paar Worten sagen, was vorhergieng; wenn
sie wollen, les ich weiter. -- Ganz wohl, antworte-
te Siegwart; setzte sich in eine Ecke des Fensters,
und stützte die Hand an den Kopf. Er hörte fast



helm, ſich ſelbſt, und der ganzen Welt boͤſe, daß er
zu ſpat gekommen war. Es war ihm unmoͤglich-
lang da zu bleiben. Nach etlichen Minuten eilte
er wieder weg, und der Straſſe zu, wo ihr
Haus war, aber er ſah ſie nicht mehr. Er wollte
nach Hauſe; aber vor der Thuͤre fiel ihm wieder
ein, Kronhelm wuͤrde aus ſeiner ploͤtzlichen Zuruͤck-
kunft etwas folgern. Er gieng alſo wieder weg,
rannte noch einige Straſſen durch, und wuſte nicht,
wo er bleiben ſollte? Endlich gieng er aus einem
Thor; rannte weit ins Feld hinaus, ohne die Na-
tur um ſich her zu bemerken, und kam nach einer
Stunde wieder nach Haus zuruͤck. Gutfried war
ſchon bey Kronhelm auf dem Zimmer. Sie laſen
mit einander Leſſings Sara, die ein junger Herr
von Dahlmund an Gutfried geliehen hatte. Da
haben wir was herrliches, ſagte Kronhelm zu Sieg-
wart; ſieh einmal! Leſſings vermiſchte Schriften.
Das iſt gut! ſagte Siegwart ganz zerſtreut. Jch
hab eben angeſangen zu leſen, fiel Gutfried ein; es
iſt Miß Sara Sampſon. Jch kann ihnen mit
ein paar Worten ſagen, was vorhergieng; wenn
ſie wollen, les ich weiter. — Ganz wohl, antworte-
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[591/0171] helm, ſich ſelbſt, und der ganzen Welt boͤſe, daß er zu ſpat gekommen war. Es war ihm unmoͤglich- lang da zu bleiben. Nach etlichen Minuten eilte er wieder weg, und der Straſſe zu, wo ihr Haus war, aber er ſah ſie nicht mehr. Er wollte nach Hauſe; aber vor der Thuͤre fiel ihm wieder ein, Kronhelm wuͤrde aus ſeiner ploͤtzlichen Zuruͤck- kunft etwas folgern. Er gieng alſo wieder weg, rannte noch einige Straſſen durch, und wuſte nicht, wo er bleiben ſollte? Endlich gieng er aus einem Thor; rannte weit ins Feld hinaus, ohne die Na- tur um ſich her zu bemerken, und kam nach einer Stunde wieder nach Haus zuruͤck. Gutfried war ſchon bey Kronhelm auf dem Zimmer. Sie laſen mit einander Leſſings Sara, die ein junger Herr von Dahlmund an Gutfried geliehen hatte. Da haben wir was herrliches, ſagte Kronhelm zu Sieg- wart; ſieh einmal! Leſſings vermiſchte Schriften. Das iſt gut! ſagte Siegwart ganz zerſtreut. Jch hab eben angeſangen zu leſen, fiel Gutfried ein; es iſt Miß Sara Sampſon. Jch kann ihnen mit ein paar Worten ſagen, was vorhergieng; wenn ſie wollen, les ich weiter. — Ganz wohl, antworte- te Siegwart; ſetzte ſich in eine Ecke des Fenſters, und ſtuͤtzte die Hand an den Kopf. Er hoͤrte faſt

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/171>, abgerufen am 24.11.2024.