Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.Stunden fuhr der Wagen weiter, nachdem die Reisenden erst versichert worden waren, daß sie von der Ueberschwemmung nichts mehr zu befürch- ten hätten, weil man immer auf der Höhe fah- ren könne. Als die drey Studenten drauf von Jngol- stadt sprachen, ward Siegwart sehr aufmerksam. Sie musterten die Jngolstadter Mädchen. Die Korn- feldin ist eben ein fideles Mensch, sagte der Eine, mit der man einen wahren Jokus haben kann. Sapperluft, sie sieht so frisch aus, wie ein Bor- storferapfel, und das Best' ist, daß sie einem nichts übel nimmt. Weist du, Kirner, wie wir letzt bey ihr waren, als wir die Musikanten hatten? Narr, warum wirst roth drüber? Man sieht dir noch recht den Fuchs an; darfst dich ja nicht schämen; Man weis wohl. -- Auf dem Billard gehts auch noch an; die Franzel macht noch wohl so was mit; aber um das andre Geschmeiß geb ich all zusam- men keinen Heller! -- Was verziehst das Maul so, Gutfried? steckt dir wieder deine Fischerin im Kopf, der Zieraffe? -- Jhr möcht sagen, was ihr wollt, antwortete Gutfried; die Fischerin ist ein trefliches Frauenzimmer; aber sie ist euch zu gut; ihr wollt nur leichte Waare, wo man wenig Um- stände machen darf. -- Das ists eben, sagte Bo- Stunden fuhr der Wagen weiter, nachdem die Reiſenden erſt verſichert worden waren, daß ſie von der Ueberſchwemmung nichts mehr zu befuͤrch- ten haͤtten, weil man immer auf der Hoͤhe fah- ren koͤnne. Als die drey Studenten drauf von Jngol- ſtadt ſprachen, ward Siegwart ſehr aufmerkſam. Sie muſterten die Jngolſtadter Maͤdchen. Die Korn- feldin iſt eben ein fideles Menſch, ſagte der Eine, mit der man einen wahren Jokus haben kann. Sapperluft, ſie ſieht ſo friſch aus, wie ein Bor- ſtorferapfel, und das Beſt’ iſt, daß ſie einem nichts uͤbel nimmt. Weiſt du, Kirner, wie wir letzt bey ihr waren, als wir die Muſikanten hatten? Narr, warum wirſt roth druͤber? Man ſieht dir noch recht den Fuchs an; darfſt dich ja nicht ſchaͤmen; Man weis wohl. — Auf dem Billard gehts auch noch an; die Franzel macht noch wohl ſo was mit; aber um das andre Geſchmeiß geb ich all zuſam- men keinen Heller! — Was verziehſt das Maul ſo, Gutfried? ſteckt dir wieder deine Fiſcherin im Kopf, der Zieraffe? — Jhr moͤcht ſagen, was ihr wollt, antwortete Gutfried; die Fiſcherin iſt ein trefliches Frauenzimmer; aber ſie iſt euch zu gut; ihr wollt nur leichte Waare, wo man wenig Um- ſtaͤnde machen darf. — Das iſts eben, ſagte Bo- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="546"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Stunden fuhr der Wagen weiter, nachdem die<lb/> Reiſenden erſt verſichert worden waren, daß ſie<lb/> von der Ueberſchwemmung nichts mehr zu befuͤrch-<lb/> ten haͤtten, weil man immer auf der Hoͤhe fah-<lb/> ren koͤnne. Als die drey Studenten drauf von Jngol-<lb/> ſtadt ſprachen, ward Siegwart ſehr aufmerkſam. Sie<lb/> muſterten die Jngolſtadter Maͤdchen. Die Korn-<lb/> feldin iſt eben ein fideles Menſch, ſagte der Eine,<lb/> mit der man einen wahren Jokus haben kann.<lb/> Sapperluft, ſie ſieht ſo friſch aus, wie ein Bor-<lb/> ſtorferapfel, und das Beſt’ iſt, daß ſie einem nichts<lb/> uͤbel nimmt. Weiſt du, Kirner, wie wir letzt bey<lb/> ihr waren, als wir die Muſikanten hatten? Narr,<lb/> warum wirſt roth druͤber? Man ſieht dir noch<lb/> recht den Fuchs an; darfſt dich ja nicht ſchaͤmen;<lb/> Man weis wohl. — Auf dem Billard gehts auch<lb/> noch an; die Franzel macht noch wohl ſo was mit;<lb/> aber um das andre Geſchmeiß geb ich all zuſam-<lb/> men keinen Heller! — Was verziehſt das Maul<lb/> ſo, Gutfried? ſteckt dir wieder deine Fiſcherin im<lb/> Kopf, der Zieraffe? — Jhr moͤcht ſagen, was ihr<lb/> wollt, antwortete Gutfried; die Fiſcherin iſt ein<lb/> trefliches Frauenzimmer; aber ſie iſt euch zu gut;<lb/> ihr wollt nur leichte Waare, wo man wenig Um-<lb/> ſtaͤnde machen darf. — Das iſts eben, ſagte Bo-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [546/0126]
Stunden fuhr der Wagen weiter, nachdem die
Reiſenden erſt verſichert worden waren, daß ſie
von der Ueberſchwemmung nichts mehr zu befuͤrch-
ten haͤtten, weil man immer auf der Hoͤhe fah-
ren koͤnne. Als die drey Studenten drauf von Jngol-
ſtadt ſprachen, ward Siegwart ſehr aufmerkſam. Sie
muſterten die Jngolſtadter Maͤdchen. Die Korn-
feldin iſt eben ein fideles Menſch, ſagte der Eine,
mit der man einen wahren Jokus haben kann.
Sapperluft, ſie ſieht ſo friſch aus, wie ein Bor-
ſtorferapfel, und das Beſt’ iſt, daß ſie einem nichts
uͤbel nimmt. Weiſt du, Kirner, wie wir letzt bey
ihr waren, als wir die Muſikanten hatten? Narr,
warum wirſt roth druͤber? Man ſieht dir noch
recht den Fuchs an; darfſt dich ja nicht ſchaͤmen;
Man weis wohl. — Auf dem Billard gehts auch
noch an; die Franzel macht noch wohl ſo was mit;
aber um das andre Geſchmeiß geb ich all zuſam-
men keinen Heller! — Was verziehſt das Maul
ſo, Gutfried? ſteckt dir wieder deine Fiſcherin im
Kopf, der Zieraffe? — Jhr moͤcht ſagen, was ihr
wollt, antwortete Gutfried; die Fiſcherin iſt ein
trefliches Frauenzimmer; aber ſie iſt euch zu gut;
ihr wollt nur leichte Waare, wo man wenig Um-
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