Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.woll was mit ihm sprechen! -- Sie wissen einem das Herz im Leib so weich zu machen, Jhr Wohlehr- würd! Es ist mir schon ganz anders zu Muthe, und schier kommt mirs vor, als ob ich bisher Un- recht gehabt hätte. Ja, ja, wie Gott, und der Herr Pater will, pfleg ich so zu sagen. Da kommt er schon! -- Sixt, der Wohlehrwürdige Herr will dich etwas fragen. Komm nur näher her! Darfst dich nicht fürchten. P. Anton. Sixt, ich hab gehört, ihr habt Sixt. Ja, Herr! P. Anton. Und wollt nicht von ihr ab- Sixt. Ach ich kann nicht, Wohlehrwürdi- P. Anton. Und warum denn nicht? Da's Sixt. Ja, Herr Pater, das ist so eine eigne woll was mit ihm ſprechen! — Sie wiſſen einem das Herz im Leib ſo weich zu machen, Jhr Wohlehr- wuͤrd! Es iſt mir ſchon ganz anders zu Muthe, und ſchier kommt mirs vor, als ob ich bisher Un- recht gehabt haͤtte. Ja, ja, wie Gott, und der Herr Pater will, pfleg ich ſo zu ſagen. Da kommt er ſchon! — Sixt, der Wohlehrwuͤrdige Herr will dich etwas fragen. Komm nur naͤher her! Darfſt dich nicht fuͤrchten. P. Anton. Sixt, ich hab gehoͤrt, ihr habt Sixt. Ja, Herr! P. Anton. Und wollt nicht von ihr ab- Sixt. Ach ich kann nicht, Wohlehrwuͤrdi- P. Anton. Und warum denn nicht? Da’s Sixt. Ja, Herr Pater, das iſt ſo eine eigne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0081" n="77"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> woll was mit ihm ſprechen! — Sie wiſſen einem das<lb/> Herz im Leib ſo weich zu machen, Jhr Wohlehr-<lb/> wuͤrd! Es iſt mir ſchon ganz anders zu Muthe,<lb/> und ſchier kommt mirs vor, als ob ich bisher Un-<lb/> recht gehabt haͤtte. Ja, ja, wie Gott, und der<lb/> Herr Pater will, pfleg ich ſo zu ſagen. Da kommt<lb/> er ſchon! — <hi rendition="#fr">Sixt,</hi> der Wohlehrwuͤrdige Herr will<lb/> dich etwas fragen. Komm nur naͤher her! Darfſt<lb/> dich nicht fuͤrchten.</p><lb/> <p>P. <hi rendition="#fr">Anton. Sixt,</hi> ich hab gehoͤrt, ihr habt<lb/> ein Maͤdel hier im Dorfe?</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Sixt.</hi> Ja, Herr!</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">P. Anton.</hi> Und wollt nicht von ihr ab-<lb/> laſſen?</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Sixt.</hi> Ach ich kann nicht, Wohlehrwuͤrdi-<lb/> ger Herr! (und hier ſchoſſen ihm die Thraͤnen in<lb/> die Augen.)</p><lb/> <p>P. <hi rendition="#fr">Anton.</hi> Und warum denn nicht? Da’s<lb/> doch euer Vater nicht gut heißt?</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Sixt.</hi> Ja, Herr Pater, das iſt ſo eine eigne<lb/> Sache; wenn man ſchon will, man kann nicht. Jch<lb/> hab ſchon hundertmal druͤber geweint, und allerley<lb/> im Sinn gehabt; aber wenn ich wieder an ſie<lb/> denke, und an den Eid, den ich ihr gethan habe,<lb/> und daß ſie ſo brav und gottsfuͤrchtig iſt, und mich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [77/0081]
woll was mit ihm ſprechen! — Sie wiſſen einem das
Herz im Leib ſo weich zu machen, Jhr Wohlehr-
wuͤrd! Es iſt mir ſchon ganz anders zu Muthe,
und ſchier kommt mirs vor, als ob ich bisher Un-
recht gehabt haͤtte. Ja, ja, wie Gott, und der
Herr Pater will, pfleg ich ſo zu ſagen. Da kommt
er ſchon! — Sixt, der Wohlehrwuͤrdige Herr will
dich etwas fragen. Komm nur naͤher her! Darfſt
dich nicht fuͤrchten.
P. Anton. Sixt, ich hab gehoͤrt, ihr habt
ein Maͤdel hier im Dorfe?
Sixt. Ja, Herr!
P. Anton. Und wollt nicht von ihr ab-
laſſen?
Sixt. Ach ich kann nicht, Wohlehrwuͤrdi-
ger Herr! (und hier ſchoſſen ihm die Thraͤnen in
die Augen.)
P. Anton. Und warum denn nicht? Da’s
doch euer Vater nicht gut heißt?
Sixt. Ja, Herr Pater, das iſt ſo eine eigne
Sache; wenn man ſchon will, man kann nicht. Jch
hab ſchon hundertmal druͤber geweint, und allerley
im Sinn gehabt; aber wenn ich wieder an ſie
denke, und an den Eid, den ich ihr gethan habe,
und daß ſie ſo brav und gottsfuͤrchtig iſt, und mich
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