chen. Was hilsts, wenn euer Sohn ein reicheres Weib nimmt, das er nicht lieb haben kann? Jch hab solche Ehen schon gesehen; da leben sie zusam- men, wie die Hunde und die Katzen; wenn das eine dahinaus will, will das andre dort hinaus. Da gibts ewigen Unfried, Zank und Schläge und eines wird des andern Teufel. Wollt ihr euren Sohn glücklich sehen, und ihm eine solche Hölle zubereiten? Einigkeit ist das erste Glück der Ehe, und erhält ein Haus allein aufrecht. Jch will mit eurem Sohn reden, Franz, aber ich versprech euch nicht, daß ich viel ausrichten werde. Wenn ihr wollt, so laßt ihn hereinkommen! Aber, wenn mein Zureden nichts über ihn vermag, dann müßt ihr mir versprechen, daß ihr nachgeben wollt. Sonst mag ich mit der ganzen Sache nichts zu thun ha- ben. Durch mein Zuthun soll kein Mensch auf Erden unglücklich werden, weder ihr, noch euer Sohn. Uberlegts wohl!
Franz. Ja ich will mich in Gottes Namen drein schicken, Herr! Jch sag immer, was der P. Anton will, das will ich auch. Er versteht die Sache besser, als unser eins. -- Anne! (zu der Magd, die eben Bier und Wein brachte) Sag dem Sixt, er soll hereinkommen; der Herr Pater
chen. Was hilſts, wenn euer Sohn ein reicheres Weib nimmt, das er nicht lieb haben kann? Jch hab ſolche Ehen ſchon geſehen; da leben ſie zuſam- men, wie die Hunde und die Katzen; wenn das eine dahinaus will, will das andre dort hinaus. Da gibts ewigen Unfried, Zank und Schlaͤge und eines wird des andern Teufel. Wollt ihr euren Sohn gluͤcklich ſehen, und ihm eine ſolche Hoͤlle zubereiten? Einigkeit iſt das erſte Gluͤck der Ehe, und erhaͤlt ein Haus allein aufrecht. Jch will mit eurem Sohn reden, Franz, aber ich verſprech euch nicht, daß ich viel ausrichten werde. Wenn ihr wollt, ſo laßt ihn hereinkommen! Aber, wenn mein Zureden nichts uͤber ihn vermag, dann muͤßt ihr mir verſprechen, daß ihr nachgeben wollt. Sonſt mag ich mit der ganzen Sache nichts zu thun ha- ben. Durch mein Zuthun ſoll kein Menſch auf Erden ungluͤcklich werden, weder ihr, noch euer Sohn. Uberlegts wohl!
Franz. Ja ich will mich in Gottes Namen drein ſchicken, Herr! Jch ſag immer, was der P. Anton will, das will ich auch. Er verſteht die Sache beſſer, als unſer eins. — Anne! (zu der Magd, die eben Bier und Wein brachte) Sag dem Sixt, er ſoll hereinkommen; der Herr Pater
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chen. Was hilſts, wenn euer Sohn ein reicheres
Weib nimmt, das er nicht lieb haben kann? Jch
hab ſolche Ehen ſchon geſehen; da leben ſie zuſam-
men, wie die Hunde und die Katzen; wenn das
eine dahinaus will, will das andre dort hinaus.
Da gibts ewigen Unfried, Zank und Schlaͤge und
eines wird des andern Teufel. Wollt ihr euren
Sohn gluͤcklich ſehen, und ihm eine ſolche Hoͤlle
zubereiten? Einigkeit iſt das erſte Gluͤck der Ehe,
und erhaͤlt ein Haus allein aufrecht. Jch will mit
eurem Sohn reden, Franz, aber ich verſprech euch
nicht, daß ich viel ausrichten werde. Wenn ihr
wollt, ſo laßt ihn hereinkommen! Aber, wenn mein
Zureden nichts uͤber ihn vermag, dann muͤßt ihr
mir verſprechen, daß ihr nachgeben wollt. Sonſt
mag ich mit der ganzen Sache nichts zu thun ha-
ben. Durch mein Zuthun ſoll kein Menſch auf
Erden ungluͤcklich werden, weder ihr, noch euer
Sohn. Uberlegts wohl!
Franz. Ja ich will mich in Gottes Namen
drein ſchicken, Herr! Jch ſag immer, was der P.
Anton will, das will ich auch. Er verſteht die
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/80>, abgerufen am 16.02.2025.
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