Kronhelm. Aber doch Jhre Freunde und Verwandte lassen Sie zuweilen zu sich; so alle halbe Jahr einmal? Jch laß auch zuweilen den P. Philipp und P. Johann zu mir kommen; und auch meine Schwester.
Therese. Das versteht sich, Jhre Schwe- ster, und mein Bruder müssen ganz zu uns kom- men. Nicht wahr, Xaver?
Xaver. Ja freylich; wenn ich darf, so bin ich immer bey euch, und wohne gar in deiner Zelle. Jhr müßt euch aber doch auch als treue Nachbarsleute fleissig besuchen.
Therese. Zuweilen, so des Abends; aber nicht gar oft. Denn ich weis, Herr von Kron- helm und ich kommen nicht gut miteinander aus. Er hat so seine eignen Grillen, und ich die mei- nen. Nicht wahr, Herr von Kronhelm?
Kronhelm. Richtig, Jungfer Therese; des Zankens würde da kein Ende werden. Aber nah zusammen, denk ich, wollen wir doch bauen. Wenn wir schon uneins miteinander werden und uns saure Minen zumachen, so können doch wie- der Zeiten kommen, da wir gern einen Abend miteinander durchplauderten, zumal an den lan- gen Winterabenden. Freylich wird da keins dem
Kronhelm. Aber doch Jhre Freunde und Verwandte laſſen Sie zuweilen zu ſich; ſo alle halbe Jahr einmal? Jch laß auch zuweilen den P. Philipp und P. Johann zu mir kommen; und auch meine Schweſter.
Thereſe. Das verſteht ſich, Jhre Schwe- ſter, und mein Bruder muͤſſen ganz zu uns kom- men. Nicht wahr, Xaver?
Xaver. Ja freylich; wenn ich darf, ſo bin ich immer bey euch, und wohne gar in deiner Zelle. Jhr muͤßt euch aber doch auch als treue Nachbarsleute fleiſſig beſuchen.
Thereſe. Zuweilen, ſo des Abends; aber nicht gar oft. Denn ich weis, Herr von Kron- helm und ich kommen nicht gut miteinander aus. Er hat ſo ſeine eignen Grillen, und ich die mei- nen. Nicht wahr, Herr von Kronhelm?
Kronhelm. Richtig, Jungfer Thereſe; des Zankens wuͤrde da kein Ende werden. Aber nah zuſammen, denk ich, wollen wir doch bauen. Wenn wir ſchon uneins miteinander werden und uns ſaure Minen zumachen, ſo koͤnnen doch wie- der Zeiten kommen, da wir gern einen Abend miteinander durchplauderten, zumal an den lan- gen Winterabenden. Freylich wird da keins dem
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Kronhelm. Aber doch Jhre Freunde und
Verwandte laſſen Sie zuweilen zu ſich; ſo alle
halbe Jahr einmal? Jch laß auch zuweilen den
P. Philipp und P. Johann zu mir kommen;
und auch meine Schweſter.
Thereſe. Das verſteht ſich, Jhre Schwe-
ſter, und mein Bruder muͤſſen ganz zu uns kom-
men. Nicht wahr, Xaver?
Xaver. Ja freylich; wenn ich darf, ſo bin
ich immer bey euch, und wohne gar in deiner
Zelle. Jhr muͤßt euch aber doch auch als treue
Nachbarsleute fleiſſig beſuchen.
Thereſe. Zuweilen, ſo des Abends; aber
nicht gar oft. Denn ich weis, Herr von Kron-
helm und ich kommen nicht gut miteinander aus.
Er hat ſo ſeine eignen Grillen, und ich die mei-
nen. Nicht wahr, Herr von Kronhelm?
Kronhelm. Richtig, Jungfer Thereſe; des
Zankens wuͤrde da kein Ende werden. Aber nah
zuſammen, denk ich, wollen wir doch bauen.
Wenn wir ſchon uneins miteinander werden und
uns ſaure Minen zumachen, ſo koͤnnen doch wie-
der Zeiten kommen, da wir gern einen Abend
miteinander durchplauderten, zumal an den lan-
gen Winterabenden. Freylich wird da keins dem
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/355>, abgerufen am 25.11.2024.
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