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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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ein Kronhelm, und mein naher Vetter. Jch
war auch Officier, und zwar kein so gepuderter
Hundsfott, wie die jetzigen sind. Da konnt ich
nun alle meine Zeit, die ich vom Dienst frey hat-
te, im Gehäge zubringen. Das war ein Leben!
Da hab ich was rechts gelernt. Jetzt ists alles
nichts mehr; 's Wild nimmt ab, und d' Forst
werden immer mehr ausgehauen. Z'lezt weiß ich
nicht mehr, wo man jagen will? Aber damals
waren d' Wälder voll gespickt. Hund und Jäger
gabs gnug, und das lauter g'lernte Jäger, und
Parforcepferd auch! Nein, solche Tage krieg ich
nicht mehr. Der Churfürst war selber ein aus-
gemachter Waidmann, bey dem man sich durch
'n Schuß, oder durch 'n Fang kommendiren
konnte. Wär ich da blieben, jetzt wär ich Ober-
jägermeister, und da wär alles noch im alten
Stand. Aber die lumpichten Franzosen waren
Schuld dran, da mußt ich mit meiner Compa-
gnie an den Rhein hinunter. Wir waren Tag
und Nacht geschoren, und d' Jagd gieng drüber
in die Rappuse. D' Pfalz wär überhaupt nicht
mein Land; in den Weinbergen hats nichts, als
Füchse, und am Hof in Mannheim, wo wir ein-
mal im Winterquartier lagen, gilt auch die leidi-



ein Kronhelm, und mein naher Vetter. Jch
war auch Officier, und zwar kein ſo gepuderter
Hundsfott, wie die jetzigen ſind. Da konnt ich
nun alle meine Zeit, die ich vom Dienſt frey hat-
te, im Gehaͤge zubringen. Das war ein Leben!
Da hab ich was rechts gelernt. Jetzt iſts alles
nichts mehr; ’s Wild nimmt ab, und d’ Forſt
werden immer mehr ausgehauen. Z’lezt weiß ich
nicht mehr, wo man jagen will? Aber damals
waren d’ Waͤlder voll geſpickt. Hund und Jaͤger
gabs gnug, und das lauter g’lernte Jaͤger, und
Parforcepferd auch! Nein, ſolche Tage krieg ich
nicht mehr. Der Churfuͤrſt war ſelber ein aus-
gemachter Waidmann, bey dem man ſich durch
’n Schuß, oder durch ’n Fang kommendiren
konnte. Waͤr ich da blieben, jetzt waͤr ich Ober-
jaͤgermeiſter, und da waͤr alles noch im alten
Stand. Aber die lumpichten Franzoſen waren
Schuld dran, da mußt ich mit meiner Compa-
gnie an den Rhein hinunter. Wir waren Tag
und Nacht geſchoren, und d’ Jagd gieng druͤber
in die Rappuſe. D’ Pfalz waͤr uͤberhaupt nicht
mein Land; in den Weinbergen hats nichts, als
Fuͤchſe, und am Hof in Mannheim, wo wir ein-
mal im Winterquartier lagen, gilt auch die leidi-

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[270/0274] ein Kronhelm, und mein naher Vetter. Jch war auch Officier, und zwar kein ſo gepuderter Hundsfott, wie die jetzigen ſind. Da konnt ich nun alle meine Zeit, die ich vom Dienſt frey hat- te, im Gehaͤge zubringen. Das war ein Leben! Da hab ich was rechts gelernt. Jetzt iſts alles nichts mehr; ’s Wild nimmt ab, und d’ Forſt werden immer mehr ausgehauen. Z’lezt weiß ich nicht mehr, wo man jagen will? Aber damals waren d’ Waͤlder voll geſpickt. Hund und Jaͤger gabs gnug, und das lauter g’lernte Jaͤger, und Parforcepferd auch! Nein, ſolche Tage krieg ich nicht mehr. Der Churfuͤrſt war ſelber ein aus- gemachter Waidmann, bey dem man ſich durch ’n Schuß, oder durch ’n Fang kommendiren konnte. Waͤr ich da blieben, jetzt waͤr ich Ober- jaͤgermeiſter, und da waͤr alles noch im alten Stand. Aber die lumpichten Franzoſen waren Schuld dran, da mußt ich mit meiner Compa- gnie an den Rhein hinunter. Wir waren Tag und Nacht geſchoren, und d’ Jagd gieng druͤber in die Rappuſe. D’ Pfalz waͤr uͤberhaupt nicht mein Land; in den Weinbergen hats nichts, als Fuͤchſe, und am Hof in Mannheim, wo wir ein- mal im Winterquartier lagen, gilt auch die leidi-

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/274>, abgerufen am 25.11.2024.