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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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kann man kecklich auf den Boden fallen lassen; 's
bricht keiner. -- Da, stopft! der Tabak ist gut.
'S ist drey König und Varinas unter 'nander
g'mischt. So, nun wollen wir weiter. Adies
Mädel! Koch fein was Guts! Wir wollen dir
schon frisch Wildpret mit bringen. -- Sie zogen
nun mit ein paar Jägern und drey Hühnerhun-
den übers Stoppelfeld hin, und fiengen viele
Wachteln und Rebhühner; wenn ein Volk auf-
stand, so schossen sie drunter, und Siegwart und
Kronhelm trafen viele. Darüber ward Veit
auf Einmal mit seinem Sohn wieder ausgesöhnt,
nannte ihn seinen Augapfel, seinen Herzenstrost,
und sagte, nun seh er erst, daß die Kronhelms
doch nicht aussterben; alle seine Vorfahren,
schon sein Ur - Ur - Ur - Großvater sey ein
treflicher Schütz gewesen; er hab noch ein
altes Konterfait von ihm, das er gleich zu
Hause zeigen wolle; da steh ein schöner Wind-
hund bey ihm, und die Kron in seinem Wap-
pen stehe nicht umsonst zwischen einem achtzehn-
endigen Hirschgeweihe. Das Tabakrauchen gieng
in der freyen Lust auch gut von Statten, so daß
Junker Veit ausserordentlich vergnügt war, und
versprach, wenn auf den Nachmittag, wie es den



kann man kecklich auf den Boden fallen laſſen; ’s
bricht keiner. — Da, ſtopft! der Tabak iſt gut.
’S iſt drey Koͤnig und Varinas unter ’nander
g’miſcht. So, nun wollen wir weiter. Adies
Maͤdel! Koch fein was Guts! Wir wollen dir
ſchon friſch Wildpret mit bringen. — Sie zogen
nun mit ein paar Jaͤgern und drey Huͤhnerhun-
den uͤbers Stoppelfeld hin, und fiengen viele
Wachteln und Rebhuͤhner; wenn ein Volk auf-
ſtand, ſo ſchoſſen ſie drunter, und Siegwart und
Kronhelm trafen viele. Daruͤber ward Veit
auf Einmal mit ſeinem Sohn wieder ausgeſoͤhnt,
nannte ihn ſeinen Augapfel, ſeinen Herzenstroſt,
und ſagte, nun ſeh er erſt, daß die Kronhelms
doch nicht ausſterben; alle ſeine Vorfahren,
ſchon ſein Ur - Ur - Ur - Großvater ſey ein
treflicher Schuͤtz geweſen; er hab noch ein
altes Konterfait von ihm, das er gleich zu
Hauſe zeigen wolle; da ſteh ein ſchoͤner Wind-
hund bey ihm, und die Kron in ſeinem Wap-
pen ſtehe nicht umſonſt zwiſchen einem achtzehn-
endigen Hirſchgeweihe. Das Tabakrauchen gieng
in der freyen Luſt auch gut von Statten, ſo daß
Junker Veit auſſerordentlich vergnuͤgt war, und
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[259/0263] kann man kecklich auf den Boden fallen laſſen; ’s bricht keiner. — Da, ſtopft! der Tabak iſt gut. ’S iſt drey Koͤnig und Varinas unter ’nander g’miſcht. So, nun wollen wir weiter. Adies Maͤdel! Koch fein was Guts! Wir wollen dir ſchon friſch Wildpret mit bringen. — Sie zogen nun mit ein paar Jaͤgern und drey Huͤhnerhun- den uͤbers Stoppelfeld hin, und fiengen viele Wachteln und Rebhuͤhner; wenn ein Volk auf- ſtand, ſo ſchoſſen ſie drunter, und Siegwart und Kronhelm trafen viele. Daruͤber ward Veit auf Einmal mit ſeinem Sohn wieder ausgeſoͤhnt, nannte ihn ſeinen Augapfel, ſeinen Herzenstroſt, und ſagte, nun ſeh er erſt, daß die Kronhelms doch nicht ausſterben; alle ſeine Vorfahren, ſchon ſein Ur - Ur - Ur - Großvater ſey ein treflicher Schuͤtz geweſen; er hab noch ein altes Konterfait von ihm, das er gleich zu Hauſe zeigen wolle; da ſteh ein ſchoͤner Wind- hund bey ihm, und die Kron in ſeinem Wap- pen ſtehe nicht umſonſt zwiſchen einem achtzehn- endigen Hirſchgeweihe. Das Tabakrauchen gieng in der freyen Luſt auch gut von Statten, ſo daß Junker Veit auſſerordentlich vergnuͤgt war, und verſprach, wenn auf den Nachmittag, wie es den

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/263>, abgerufen am 17.05.2024.