Siegwart. Nein -- -- ich -- -- hab nichts zu thun. -- -- Setz dich nur! -- Jch wußte nicht, daß du kommen würdest. -- Es ist hier so unaufgeräumt. -- Nimms nicht übel!
Kronhelm. Xaver, du machst ja so viel Um- stände! Thu doch nicht so fremd! Wir sind ja gute Freunde, Nicht?
Siegwart. Ja -- -- wenn du willst --
Kronhelm. Wenn ich will? Lieber Sieg- wart! Sieh mich an! Guter Junge; ich weiß, wie dir ist. Laß uns vergessen, was vergangen ist! Komm, küß mich einmal! Gott weiß, ich bin dir herzlich gut. Komm, Xaver! (Sie umarm- ten sich.) Du lieber guter Xaver! -- Wir haben uns schon so lang nicht gesprochen. Bist doch recht vergnügt? Nicht wahr, kannst mich doch noch leiden?
Siegwart. Weiß Gott, ich kanns nicht aus- halten, Kronhelm! -- Geh! Jch bins nicht werth; laß mich weinen! -- -- Wie hätt ich das denken können, daß du zu mir kommen würdest? Und so freundlich? Weiß Gott, du bist ein Engel! Bist kein Mensch! Alle Heilige müssen dich geschickt ha- ben! -- Mich noch ansehen! Mich! -- O, ich möchte dich zerdrücken, Junge! -- Geh! Jch kann
Siegwart. Nein — — ich — — hab nichts zu thun. — — Setz dich nur! — Jch wußte nicht, daß du kommen wuͤrdeſt. — Es iſt hier ſo unaufgeraͤumt. — Nimms nicht uͤbel!
Kronhelm. Xaver, du machſt ja ſo viel Um- ſtaͤnde! Thu doch nicht ſo fremd! Wir ſind ja gute Freunde, Nicht?
Siegwart. Ja — — wenn du willſt —
Kronhelm. Wenn ich will? Lieber Sieg- wart! Sieh mich an! Guter Junge; ich weiß, wie dir iſt. Laß uns vergeſſen, was vergangen iſt! Komm, kuͤß mich einmal! Gott weiß, ich bin dir herzlich gut. Komm, Xaver! (Sie umarm- ten ſich.) Du lieber guter Xaver! — Wir haben uns ſchon ſo lang nicht geſprochen. Biſt doch recht vergnuͤgt? Nicht wahr, kannſt mich doch noch leiden?
Siegwart. Weiß Gott, ich kanns nicht aus- halten, Kronhelm! — Geh! Jch bins nicht werth; laß mich weinen! — — Wie haͤtt ich das denken koͤnnen, daß du zu mir kommen wuͤrdeſt? Und ſo freundlich? Weiß Gott, du biſt ein Engel! Biſt kein Menſch! Alle Heilige muͤſſen dich geſchickt ha- ben! — Mich noch anſehen! Mich! — O, ich moͤchte dich zerdruͤcken, Junge! — Geh! Jch kann
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Siegwart. Nein — — ich — — hab
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wußte nicht, daß du kommen wuͤrdeſt. — Es iſt
hier ſo unaufgeraͤumt. — Nimms nicht uͤbel!
Kronhelm. Xaver, du machſt ja ſo viel Um-
ſtaͤnde! Thu doch nicht ſo fremd! Wir ſind ja gute
Freunde, Nicht?
Siegwart. Ja — — wenn du willſt —
Kronhelm. Wenn ich will? Lieber Sieg-
wart! Sieh mich an! Guter Junge; ich weiß,
wie dir iſt. Laß uns vergeſſen, was vergangen
iſt! Komm, kuͤß mich einmal! Gott weiß, ich bin
dir herzlich gut. Komm, Xaver! (Sie umarm-
ten ſich.) Du lieber guter Xaver! — Wir haben
uns ſchon ſo lang nicht geſprochen. Biſt doch recht
vergnuͤgt? Nicht wahr, kannſt mich doch noch
leiden?
Siegwart. Weiß Gott, ich kanns nicht aus-
halten, Kronhelm! — Geh! Jch bins nicht
werth; laß mich weinen! — — Wie haͤtt ich das
denken koͤnnen, daß du zu mir kommen wuͤrdeſt? Und
ſo freundlich? Weiß Gott, du biſt ein Engel! Biſt
kein Menſch! Alle Heilige muͤſſen dich geſchickt ha-
ben! — Mich noch anſehen! Mich! — O, ich
moͤchte dich zerdruͤcken, Junge! — Geh! Jch kann
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/210>, abgerufen am 24.11.2024.
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