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Micraelius, Johann: Drittes Buch Deß Alten Sächsischen Pommerlandes. Bd. 3, 1. Stettin, 1639.

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Vorrede
Westen vnd Süden vberschwemmet fahen/ haben sie dieselbe/ wie billig/ nicht für
die rechte Sassen oder Einwohner/ sondern sich allein dafür geachtet/ vnd nicht ehe
auff gehöret wieder sie zu fechten/ biß sie jhre Altsaßische Gebräuche vnd Sprache
in Jhre Vaterland wiederumb gebracht/ welches doch nicht so geschwinde hat gesche-
hen können. Ptolomaeus zwar hat schon zu seiner Zeit die Saxones eben an den Ort/
da Tacitus die Fosos, hingeleget/ aber damit hat er nur ein Theil der gantzen Nation/
die sich hernach Sächsisch genennet/ gemeinet/ vnd der Nahme eines geringen Vol-
ckes ist hernach auff viele andere geleget. Eben wie der Nahme der Germanier nur
erstlich den Tungris beym Rein zustand/ hernach auff alle Teutschredende Leute ge-
bracht ist. Dann so schreibet Tacitus: Der Nahme Germaniae ist new vnd vor we-
nig Zeit gebrauchet worden: Dann da fünff Völcker/ so am Reine wohneten (nem-
lich die Eburoner/ Conduser/ Segner/ Cereser vnd Pemaner) erstlich vber den Rein
setzeten/ vnd die Gallos außtrieben/ hat man sie wegen der Furcht/ die man Jhrenthalben
im Lande hette/ Germanos, das ist/ Guermänner oder Gerremänner/ Kriegshelden/
vnd die in der Guerra oder im Kriege rechte Männer weren/ geheissen/ sie aber haben
einen andern Nahmen beliebet/ das sie sich Tungros, das ist/ entweder die Jungherren/
oder die Ancken vnd d' Vncken nenneten. Der Nahme Germanien aber ist hernach
dem gantzen Teutschen Lande gemein geworden. Dann das wollen die Wort Taciti/
wie sie also recht auß einem Bambergischen vnd Bononiensischen Exemplari von Clu-
verio
corrigiret seyn: Caeterum Germaniae vocabulum recens, & nuper additum: quo-
niam qui primi Rhenum transgressi Gallos expulerint, nunc Tungri, tunc Germani
vocati sunt. Ita Nationis nomen, non gentis, evaluisse paulatim, ut omnes primum
victores a victis ob metum, mox a se ipsis invento nomine vocarentur.
Wann dieses
also in acht genommen wird/ so ist es vnnötig/ das man der Germanier Nahmen entwe-
der von den Asiatischen Carmanern herholet/ oder von dem Thogorma decurtiret/ oder
vom Lateinischen Germano fratte, oder a Germinando, oder vom Hebreischen Worte/
das arme dürfftige Außländer bedeutet/ derivieret/ oder Heermänner oder Garmänner
darauß machet/ wie doch alle diese Meinungen jhre assertores haben/ sondern Tacitus
saget/ das er aus Furcht den Tungris, das ist/ fünff Reinländischen Völckern/ so vber den
Rein feindlich giengen/ von den Gallis gegeben sey. Dann dieselbe haben über die
Guermänner oder Soldaten geschrien/ wann sie dieselbe vernommen haben/ vnd solcher
Guermänner Nahme ist hernach gemein geworden. Jn vnserm Pommerlande ha-
ben wir im Vckermundischen Lande ein Städtlein/ das heisset Germen: Das ist war-
lich kein Lateinisch Wort/ wie einer meinen möchte/ sondern an diesem Orte werden ohn
allen Zweiffel gute Guermänner/ nemblich die tapffere Vgri/ die in den Gothischen/
Lombardischen vnd Rugianischen Zügen mit in die Römische Provincien fort gegan-
gen seyn/ vorzeiten gewohnet haben. Vnd solcher Kriegische Nahme ist vor Taciti

Zeiten
iij

Vorꝛede
Weſten vnd Suͤden vberſchwemmet fahen/ haben ſie dieſelbe/ wie billig/ nicht fuͤr
die rechte Saſſen oder Einwohner/ ſondern ſich allein dafuͤr geachtet/ vnd nicht ehe
auff gehoͤret wieder ſie zu fechten/ biß ſie jhre Altſaßiſche Gebraͤuche vnd Sprache
in Jhre Vaterland wiederumb gebracht/ welches doch nicht ſo geſchwinde hat geſche-
hen koͤnnen. Ptolomæus zwar hat ſchon zu ſeiner Zeit die Saxones eben an den Ort/
da Tacitus die Foſos, hingeleget/ aber damit hat er nur ein Theil der gantzen Nation/
die ſich hernach Saͤchſiſch genennet/ gemeinet/ vnd der Nahme eines geringen Vol-
ckes iſt hernach auff viele andere geleget. Eben wie der Nahme der Germanier nur
erſtlich den Tungris beym Rein zuſtand/ hernach auff alle Teutſchredende Leute ge-
bracht iſt. Dann ſo ſchreibet Tacitus: Der Nahme Germaniæ iſt new vnd vor we-
nig Zeit gebrauchet worden: Dann da fuͤnff Voͤlcker/ ſo am Reine wohneten (nem-
lich die Eburoner/ Conduſer/ Segner/ Cereſer vnd Pemaner) erſtlich vber den Rein
ſetzeten/ vnd die Gallos außtrieben/ hat man ſie wegen der Furcht/ die man Jhrenthalben
im Lande hette/ Germanos, das iſt/ Guermaͤnner oder Gerremaͤnner/ Kriegshelden/
vnd die in der Guerra oder im Kriege rechte Maͤnner weren/ geheiſſen/ ſie aber haben
einen andern Nahmen beliebet/ das ſie ſich Tungros, das iſt/ entweder die Jungherꝛen/
oder die Ancken vnd d’ Vncken nenneten. Der Nahme Germanien aber iſt hernach
dem gantzen Teutſchen Lande gemein geworden. Dann das wollen die Wort Taciti/
wie ſie alſo recht auß einem Bambergiſchen vnd Bononienſiſchen Exemplari von Clu-
verio
corrigiret ſeyn: Cæterum Germaniæ vocabulum recens, & nuper additum: quo-
niam qui primi Rhenum transgreſſi Gallos expulerint, nunc Tungri, tunc Germani
vocati ſunt. Ita Nationis nomen, non gentis, evaluiſſe paulatim, ut omnes primum
victores à victis ob metum, mox à ſe ipſis invento nomine vocarentur.
Wann dieſes
alſo in acht genommen wird/ ſo iſt es vnnoͤtig/ das man der Germanier Nahmen entwe-
der von den Aſiatiſchen Carmanern herholet/ oder von dem Thogorma decurtiret/ oder
vom Lateiniſchen Germano fratte, oder à Germinando, oder vom Hebreiſchen Worte/
das arme duͤrfftige Außlaͤnder bedeutet/ derivieret/ oder Heermaͤnner oder Garmaͤnner
darauß machet/ wie doch alle dieſe Meinungen jhre aſſertores haben/ ſondern Tacitus
ſaget/ das er aus Furcht den Tungris, das iſt/ fuͤnff Reinlaͤndiſchen Voͤlckern/ ſo vber den
Rein feindlich giengen/ von den Gallis gegeben ſey. Dann dieſelbe haben uͤber die
Guermaͤnner oder Soldaten geſchrien/ wann ſie dieſelbe vernommen haben/ vnd ſolcher
Guermaͤnner Nahme iſt hernach gemein geworden. Jn vnſerm Pommerlande ha-
ben wir im Vckermundiſchen Lande ein Staͤdtlein/ das heiſſet Germen: Das iſt war-
lich kein Lateiniſch Wort/ wie einer meinen moͤchte/ ſondern an dieſem Orte werden ohn
allen Zweiffel gute Guermaͤnner/ nemblich die tapffere Vgri/ die in den Gothiſchen/
Lombardiſchen vnd Rugianiſchen Zuͤgen mit in die Roͤmiſche Provincien fort gegan-
gen ſeyn/ vorzeiten gewohnet haben. Vnd ſolcher Kriegiſche Nahme iſt vor Taciti

Zeiten
☩ iij
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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Drittes Buch Deß Alten Sächsischen Pommerlandes. Bd. 3, 1. Stettin, 1639, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland03_1639/5>, abgerufen am 24.11.2024.