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Micraelius, Johann: Drittes Buch Deß Alten Sächsischen Pommerlandes. Bd. 3, 1. Stettin, 1639.

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Vom Alten Sächsischen Pommerlande.
das der leidige Geitz einen Menschen so verblenden
könne/ das er weder dieses noch jenes Leben achte/
vnd endlich gar in eine Verzweifelung durch den
Neyd/ den er nebenst andern bösen Affecten/ ohne
ansehung seines vnd seines Nechsten bestens im Her-
tzen träget/ gerathe.

Vmb diese Zeit ward Hertzog Wilhelm von67.
Hertzog Wil-
helm von Gel-
lern wird zur
Schlawe ge-
fangen.

Gellern auff Hertzog Wartislai VII. anordnung zur
Schlawe in Hinter Pommern angehalten/ weil er
ohne Geleit durch das Land in Pilgrims weyse reise-
te/ vnd zu Wasser Kriegesvolck wieder die Cron Po-
len dem Preussischen Orden zu guth nachführen ließ.
Als er aber versprach/ wider die Cron Polen/ vnd
das Fürstliche Hauß zu Stettin Pommern nichtes
feindliches fürzunehmen/ ist er wiederumb loß ge-
lassen.

Bald hernach hat Bartram Hase das Land zu68.
Der Hasen/
Pansyne vnd
Gryben Raub-
schlösser werden
verstöret.

verunruhigen sich belieben lassen. Derselbe war ei-
ner vom Adel zum Newen Torgelow an der Vker ge-
sessen/ war zwar in seiner Jugend zu Hofe erzogen/
hette aber zu jederzeit einen solchen vnhöfflichen
Sinn bey sich blicken lassen/ das er alle Bescheiden-
heit hind ansetzete/ vnd wens ja lust sein solte/ lieber
eine Sackpfeiffe heulen/ als eine Harffen klingen
hörete. Als er nun sein eigen Mann geworden war/
ließ er sichs belieben/ aus seinem Schlosse an der
Vker die Kaufleute/ wo er könte/ zu beleidigen. Sol-
ches stand aber Hertzog Bogißlao
VI. nicht zu ley-
den. Drumb thät er sich mit Hertzog Vlrich von
Mechelnburg zusammen/ rückete dem Hasen für sei-
ne Burgk/ vnd da sie befunden/ das es jhnen viele

Mühe
O o o ij

Vom Alten Saͤchſiſchen Pommerlande.
das der leidige Geitz einen Menſchen ſo verblenden
koͤnne/ das er weder dieſes noch jenes Leben achte/
vnd endlich gar in eine Verzweifelung durch den
Neyd/ den er nebenſt andern boͤſen Affecten/ ohne
anſehung ſeines vnd ſeines Nechſten beſtens im Her-
tzen traͤget/ gerathe.

Vmb dieſe Zeit ward Hertzog Wilhelm von67.
Hertzog Wil-
helm von Gel-
lern wird zur
Schlawe ge-
fangen.

Gellern auff Hertzog Wartislai VII. anordnung zur
Schlawe in Hinter Pommern angehalten/ weil er
ohne Geleit durch das Land in Pilgrims weyſe reiſe-
te/ vnd zu Waſſer Kriegesvolck wieder die Cron Po-
len dem Preuſſiſchen Orden zu guth nachfuͤhren ließ.
Als er aber verſprach/ wider die Cron Polen/ vnd
das Fuͤrſtliche Hauß zu Stettin Pommern nichtes
feindliches fuͤrzunehmen/ iſt er wiederumb loß ge-
laſſen.

Bald hernach hat Bartram Haſe das Land zu68.
Der Haſen/
Panſyne vnd
Gryben Raub-
ſchloͤſſer werden
verſtoͤret.

verunruhigen ſich belieben laſſen. Derſelbe war ei-
ner vom Adel zum Newen Torgelow an der Vker ge-
ſeſſen/ war zwar in ſeiner Jugend zu Hofe erzogen/
hette aber zu jederzeit einen ſolchen vnhoͤfflichen
Sinn bey ſich blicken laſſen/ das er alle Beſcheiden-
heit hind anſetzete/ vnd wens ja luſt ſein ſolte/ lieber
eine Sackpfeiffe heulen/ als eine Harffen klingen
hoͤrete. Als er nun ſein eigen Mann geworden war/
ließ er ſichs belieben/ aus ſeinem Schloſſe an der
Vker die Kaufleute/ wo er koͤnte/ zu beleidigen. Sol-
ches ſtand aber Hertzog Bogißlao
VI. nicht zu ley-
den. Drumb thaͤt er ſich mit Hertzog Vlrich von
Mechelnburg zuſammen/ ruͤckete dem Haſen fuͤr ſei-
ne Burgk/ vnd da ſie befunden/ das es jhnen viele

Muͤhe
O o o ij
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[409/0115] Vom Alten Saͤchſiſchen Pommerlande. das der leidige Geitz einen Menſchen ſo verblenden koͤnne/ das er weder dieſes noch jenes Leben achte/ vnd endlich gar in eine Verzweifelung durch den Neyd/ den er nebenſt andern boͤſen Affecten/ ohne anſehung ſeines vnd ſeines Nechſten beſtens im Her- tzen traͤget/ gerathe. Vmb dieſe Zeit ward Hertzog Wilhelm von Gellern auff Hertzog Wartislai VII. anordnung zur Schlawe in Hinter Pommern angehalten/ weil er ohne Geleit durch das Land in Pilgrims weyſe reiſe- te/ vnd zu Waſſer Kriegesvolck wieder die Cron Po- len dem Preuſſiſchen Orden zu guth nachfuͤhren ließ. Als er aber verſprach/ wider die Cron Polen/ vnd das Fuͤrſtliche Hauß zu Stettin Pommern nichtes feindliches fuͤrzunehmen/ iſt er wiederumb loß ge- laſſen. 67. Hertzog Wil- helm von Gel- lern wird zur Schlawe ge- fangen. Bald hernach hat Bartram Haſe das Land zu verunruhigen ſich belieben laſſen. Derſelbe war ei- ner vom Adel zum Newen Torgelow an der Vker ge- ſeſſen/ war zwar in ſeiner Jugend zu Hofe erzogen/ hette aber zu jederzeit einen ſolchen vnhoͤfflichen Sinn bey ſich blicken laſſen/ das er alle Beſcheiden- heit hind anſetzete/ vnd wens ja luſt ſein ſolte/ lieber eine Sackpfeiffe heulen/ als eine Harffen klingen hoͤrete. Als er nun ſein eigen Mann geworden war/ ließ er ſichs belieben/ aus ſeinem Schloſſe an der Vker die Kaufleute/ wo er koͤnte/ zu beleidigen. Sol- ches ſtand aber Hertzog Bogißlao VI. nicht zu ley- den. Drumb thaͤt er ſich mit Hertzog Vlrich von Mechelnburg zuſammen/ ruͤckete dem Haſen fuͤr ſei- ne Burgk/ vnd da ſie befunden/ das es jhnen viele Muͤhe 68. Der Haſen/ Panſyne vnd Gryben Raub- ſchloͤſſer werden verſtoͤret. O o o ij

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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Drittes Buch Deß Alten Sächsischen Pommerlandes. Bd. 3, 1. Stettin, 1639, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland03_1639/115>, abgerufen am 19.05.2024.