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Micraelius, Johann: Ander Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes. Bd. 2. Stettin, 1639.

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Vom Alten Wendischen Pommerlande.
gleichmessiffer Werbung abgesand. Derselbe aberwieder an/ vnd
kommen die Pom-
mern bis an
Gniesen/ nehmen
den Archidiaco-
num Martinum
gefangen/ vnd
entführen etli-
chen Kirchen-
schmuck/ den sie
doch durch Got-
tes gestrenge
Vrtheil müsten
wieder geben.

hat schwere Punct des Friedens vorgeschlagen: Als
daß sie erstlich jhme Hinter-Pommern abtreten: Fer-
ners von den andern Ländern Jährlichen Tribut ge-
ben: Zum dritten den Christlichen Glauben anneh-
men solten. Auff die ersten beyden Punct haben sich
die Legaten gar nicht einlassen wollen. Den dritten
betreffend/ hette es/ sagten Sie/ mit den Fürstlichen
Persohnen keinen Streit: weil dieselbe schon getäuf-
fet waren/ vnd an jhrem Fleiß nichts würden erman-
geln lassen/ daß die Vnterthanen auch möchten zur
Erkäntnuß der Warheit gelangen. An solcher Erklä-
rung hat der Hertzog von Polen kein Genügen
gehabt/ sich zum Kriege bereit gemacht/ vnnd das
das Schloß Zarnekaw eröbert. Deßwegen seume-
ten die Pommeren nicht/ sondern nahmen durch ei-
nen von Adel/ Gnieformer genant/ die Schlösser
Zarnekaw/ Vscza oder Vßcya/ vnd Villenen wieder
weg. Kamen auch gar in einem Streiff biß an Gnie-
sen/ hauseten allenthalben übel/ übereyleten auch in
dem Flecken Spizmeriz/ nahe bey Gniesen/ Marti-
num den Bischoff/ da er Messe hielte/ vnd da derselbe
sich in der Sacristey verkroch/ nahmen sie seinen Ar-
chidiaken Nicolaum gefangen/ vnd kamen mit vieler
Beute an Kelchen/ Patenen/ vnd anderm Kirchen-
Geschmücke wieder anheimb. Man saget einhellig/
daß/ da sie in jhren Panqueten der geraubeten Kelche
vnnd Patenen an stat der Trinck-Geschirr gebrauchet
haben/ jhrer viele drüber in Vnsinnigkeit gerathen
seyn/ vnd sich einander vmbgebracht haben. Da-
durch seyn sie bewogen worden/ den Archidiaken mit

allem
N n

Vom Alten Wendiſchen Pommerlande.
gleichmeſſiffer Werbung abgeſand. Derſelbe aberwieder an/ vnd
kom̃en die Pom-
mern bis an
Gnieſen/ nehmẽ
den Archidiaco-
num Martinum
gefangen/ vnd
entfuͤhren etli-
chen Kirchen-
ſchmuck/ den ſie
doch durch Got-
tes geſtrenge
Vrtheil muͤſten
wieder geben.

hat ſchwere Punct des Friedens vorgeſchlagen: Als
daß ſie erſtlich jhme Hinter-Pommern abtreten: Fer-
ners von den andern Laͤndern Jaͤhrlichen Tribut ge-
ben: Zum dritten den Chriſtlichen Glauben anneh-
men ſolten. Auff die erſten beyden Punct haben ſich
die Legaten gar nicht einlaſſen wollen. Den dritten
betreffend/ hette es/ ſagten Sie/ mit den Fuͤrſtlichen
Perſohnen keinen Streit: weil dieſelbe ſchon getaͤuf-
fet waren/ vnd an jhrem Fleiß nichts wuͤrden erman-
geln laſſen/ daß die Vnterthanen auch moͤchten zur
Erkaͤntnuß der Warheit gelangen. An ſolcher Erklaͤ-
rung hat der Hertzog von Polen kein Genuͤgen
gehabt/ ſich zum Kriege bereit gemacht/ vnnd das
das Schloß Zarnekaw eroͤbert. Deßwegen ſeume-
ten die Pommeren nicht/ ſondern nahmen durch ei-
nen von Adel/ Gnieformer genant/ die Schloͤſſer
Zarnekaw/ Vſcza oder Vßcya/ vnd Villenen wieder
weg. Kamen auch gar in einem Streiff biß an Gnie-
ſen/ hauſeten allenthalben uͤbel/ uͤbereyleten auch in
dem Flecken Spizmeriz/ nahe bey Gnieſen/ Marti-
num den Biſchoff/ da er Meſſe hielte/ vnd da derſelbe
ſich in der Sacriſtey verkroch/ nahmen ſie ſeinen Ar-
chidiaken Nicolaum gefangen/ vnd kamen mit vieler
Beute an Kelchen/ Patenen/ vnd anderm Kirchen-
Geſchmuͤcke wieder anheimb. Man ſaget einhellig/
daß/ da ſie in jhren Panqueten der geraubeten Kelche
vnnd Patenen an ſtat der Trinck-Geſchirꝛ gebrauchet
haben/ jhrer viele druͤber in Vnſinnigkeit gerathen
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durch ſeyn ſie bewogen worden/ den Archidiaken mit

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[225/0105] Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. gleichmeſſiffer Werbung abgeſand. Derſelbe aber hat ſchwere Punct des Friedens vorgeſchlagen: Als daß ſie erſtlich jhme Hinter-Pommern abtreten: Fer- ners von den andern Laͤndern Jaͤhrlichen Tribut ge- ben: Zum dritten den Chriſtlichen Glauben anneh- men ſolten. Auff die erſten beyden Punct haben ſich die Legaten gar nicht einlaſſen wollen. Den dritten betreffend/ hette es/ ſagten Sie/ mit den Fuͤrſtlichen Perſohnen keinen Streit: weil dieſelbe ſchon getaͤuf- fet waren/ vnd an jhrem Fleiß nichts wuͤrden erman- geln laſſen/ daß die Vnterthanen auch moͤchten zur Erkaͤntnuß der Warheit gelangen. An ſolcher Erklaͤ- rung hat der Hertzog von Polen kein Genuͤgen gehabt/ ſich zum Kriege bereit gemacht/ vnnd das das Schloß Zarnekaw eroͤbert. Deßwegen ſeume- ten die Pommeren nicht/ ſondern nahmen durch ei- nen von Adel/ Gnieformer genant/ die Schloͤſſer Zarnekaw/ Vſcza oder Vßcya/ vnd Villenen wieder weg. Kamen auch gar in einem Streiff biß an Gnie- ſen/ hauſeten allenthalben uͤbel/ uͤbereyleten auch in dem Flecken Spizmeriz/ nahe bey Gnieſen/ Marti- num den Biſchoff/ da er Meſſe hielte/ vnd da derſelbe ſich in der Sacriſtey verkroch/ nahmen ſie ſeinen Ar- chidiaken Nicolaum gefangen/ vnd kamen mit vieler Beute an Kelchen/ Patenen/ vnd anderm Kirchen- Geſchmuͤcke wieder anheimb. Man ſaget einhellig/ daß/ da ſie in jhren Panqueten der geraubeten Kelche vnnd Patenen an ſtat der Trinck-Geſchirꝛ gebrauchet haben/ jhrer viele druͤber in Vnſinnigkeit gerathen ſeyn/ vnd ſich einander vmbgebracht haben. Da- durch ſeyn ſie bewogen worden/ den Archidiaken mit allem wieder an/ vnd kom̃en die Pom- mern bis an Gnieſen/ nehmẽ den Archidiaco- num Martinum gefangen/ vnd entfuͤhren etli- chen Kirchen- ſchmuck/ den ſie doch durch Got- tes geſtrenge Vrtheil muͤſten wieder geben. N n

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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Ander Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes. Bd. 2. Stettin, 1639, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland02_1639/105>, abgerufen am 10.05.2024.