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Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639.

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Das Erste Buch/
den/ haben jhn alsforth verführet/ vnd Gelt draus
gemachet. Grosse Herrn/ so jhn gekaufft/ vnd Na-
turkündiger/ so jhn gesehen/ haben zweiffels ohne sich
vber die wunder bahre schönheit vnd vie fältige Krafft
des Bernsteins verwundert/ vnd embsig nachgefor-
schet/ an welchem Orte solch ein Geschöpffe gefunden
würde/ was für eine Jegend es wehre/ was für Leute
drinnen wohneten/ vnd was für ein Leben dieselbe
führeten. Also fragen wir heutiges Tages fleissig
nach/ wo die Perlen gefischet/ die Demanten gegraben/
der Zucker gesamlet wird/ an welchem Orte der Pfef-
fer wachse/ wo der Bezoar/ Ambra oder andere köst-
liche Sachen herkommen/ vnd hören nicht auff zufra-
gen/ biß wir mit zuthun der Philosophey die Vrsachen
vnd Vmbstände aller Dinge erfahren.

4.
Zu Herodott
Zeiten ist dis
Land von den
Kauffleuten/ die
mit dem Bern-
stein handelten/
in Griechenland
dekand gemacht/
welche den Fluß
Raddun bey
Dantzig in Eri-
danum verwan-
delt.
Herod. lib. 3.

Das ebenmessiges bey den Alten in erforschung
der Natur des Bernsteins geschehen/ sehen wir schon
bey dem ältisten Historienschreiber Herodoto/ der
vor zwey tausent vnd mehr Jahren gelebet. Derselbe
bezeuget in seinem dritten Buche/ welches er Thaliam
nennet/ das in dem eussersten Europa nach gemeiner
Aussage ein Fluß in das Nordländische Meer fliesse/
den die Barbaren oder Vn Griechen Eridanum nen-
nen/ aus welchem der Bernstein herkomme. Vnd ob
wol Herodotus diesem gemeinen Gerüchte/ so zweif-
fels ohne von den Kaufleuten/ die mit dem Bernstein
handelten/ ausbrach/ nicht wil allerdinges beyfall ge-
ben/ theils weil Er fleissig nachgeforschet/ vnd doch Nie-
mand gefunden hat/ der das Nordländische Meer ge-
sehen/ theils weil der Nahme des Flusses Griechisch
ist/ vnd darumb in den letzten Ecken der Welt/ da kein

Gebrauch

Das Erſte Buch/
den/ haben jhn alsforth verfuͤhret/ vnd Gelt draus
gemachet. Groſſe Herꝛn/ ſo jhn gekaufft/ vnd Na-
turkuͤndiger/ ſo jhn geſehen/ haben zweiffels ohne ſich
vber die wunder bahre ſchoͤnheit vnd vie faͤltige Krafft
des Bernſteins verwundert/ vnd embſig nachgefor-
ſchet/ an welchem Orte ſolch ein Geſchoͤpffe gefunden
wuͤrde/ was fuͤr eine Jegend es wehre/ was fuͤr Leute
drinnen wohneten/ vnd was fuͤr ein Leben dieſelbe
fuͤhreten. Alſo fragen wir heutiges Tages fleiſſig
nach/ wo die Perlen gefiſchet/ die Demanten gegraben/
der Zucker geſamlet wird/ an welchem Orte der Pfef-
fer wachſe/ wo der Bezoar/ Ambra oder andere koͤſt-
liche Sachen herkommen/ vnd hoͤren nicht auff zufra-
gen/ biß wir mit zuthun der Philoſophey die Vrſachen
vnd Vmbſtaͤnde aller Dinge erfahren.

4.
Zu Herodott
Zeiten iſt dis
Land von den
Kauffleuten/ die
mit dem Bern-
ſtein handelten/
in Griechenland
dekand gemacht/
welche den Fluß
Raddun bey
Dantzig in Eri-
danum verwan-
delt.
Herod. lib. 3.

Das ebenmeſſiges bey den Alten in erforſchung
der Natur des Bernſteins geſchehen/ ſehen wir ſchon
bey dem aͤltiſten Hiſtorienſchreiber Herodoto/ der
vor zwey tauſent vnd mehr Jahren gelebet. Derſelbe
bezeuget in ſeinem dritten Buche/ welches er Thaliam
nennet/ das in dem euſſerſten Europa nach gemeiner
Auſſage ein Fluß in das Nordlaͤndiſche Meer flieſſe/
den die Barbaren oder Vn Griechen Eridanum nen-
nen/ aus welchem der Bernſtein herkomme. Vnd ob
wol Herodotus dieſem gemeinen Geruͤchte/ ſo zweif-
fels ohne von den Kaufleuten/ die mit dem Bernſtein
handelten/ ausbrach/ nicht wil allerdinges beyfall ge-
bẽ/ theils weil Er fleiſſig nachgeforſchet/ vnd doch Nie-
mand gefunden hat/ der das Nordlaͤndiſche Meer ge-
ſehen/ theils weil der Nahme des Fluſſes Griechiſch
iſt/ vnd darumb in den letzten Ecken der Welt/ da kein

Gebrauch
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[4/0062] Das Erſte Buch/ den/ haben jhn alsforth verfuͤhret/ vnd Gelt draus gemachet. Groſſe Herꝛn/ ſo jhn gekaufft/ vnd Na- turkuͤndiger/ ſo jhn geſehen/ haben zweiffels ohne ſich vber die wunder bahre ſchoͤnheit vnd vie faͤltige Krafft des Bernſteins verwundert/ vnd embſig nachgefor- ſchet/ an welchem Orte ſolch ein Geſchoͤpffe gefunden wuͤrde/ was fuͤr eine Jegend es wehre/ was fuͤr Leute drinnen wohneten/ vnd was fuͤr ein Leben dieſelbe fuͤhreten. Alſo fragen wir heutiges Tages fleiſſig nach/ wo die Perlen gefiſchet/ die Demanten gegraben/ der Zucker geſamlet wird/ an welchem Orte der Pfef- fer wachſe/ wo der Bezoar/ Ambra oder andere koͤſt- liche Sachen herkommen/ vnd hoͤren nicht auff zufra- gen/ biß wir mit zuthun der Philoſophey die Vrſachen vnd Vmbſtaͤnde aller Dinge erfahren. Das ebenmeſſiges bey den Alten in erforſchung der Natur des Bernſteins geſchehen/ ſehen wir ſchon bey dem aͤltiſten Hiſtorienſchreiber Herodoto/ der vor zwey tauſent vnd mehr Jahren gelebet. Derſelbe bezeuget in ſeinem dritten Buche/ welches er Thaliam nennet/ das in dem euſſerſten Europa nach gemeiner Auſſage ein Fluß in das Nordlaͤndiſche Meer flieſſe/ den die Barbaren oder Vn Griechen Eridanum nen- nen/ aus welchem der Bernſtein herkomme. Vnd ob wol Herodotus dieſem gemeinen Geruͤchte/ ſo zweif- fels ohne von den Kaufleuten/ die mit dem Bernſtein handelten/ ausbrach/ nicht wil allerdinges beyfall ge- bẽ/ theils weil Er fleiſſig nachgeforſchet/ vnd doch Nie- mand gefunden hat/ der das Nordlaͤndiſche Meer ge- ſehen/ theils weil der Nahme des Fluſſes Griechiſch iſt/ vnd darumb in den letzten Ecken der Welt/ da kein Gebrauch

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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland01_1639/62>, abgerufen am 27.11.2024.