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Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.

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IV. Rückblick -- Alpenstock -- Geröll.
übrig, als sich ihm zu fügen. -- Ein Halt wird ungezwungen
vermittelt, indem man von Zeit zu Zeit einen Rückblick
in's Thal beantragt und so zugleich der ganzen Gesellschaft einen
Dienst leistet, welche ihre großstädtische Gewohnheit, sich nie
umzusehen, meist mit in's Gebirg nimmt, ohne zu ahnen, wie
häufig die wechselnde Scenerie im Rücken eine Betrachtung
verdient. Solche kurze Rasten sollen stehend gehalten werden;
muß durchaus niedergesessen sein, so ist wenigstens der Plaid
umzuthun, nicht minder auf Gipfeln, wo wir erhitzt an-
kommen. -- Vor dem plötzlichen Uebergang (vgl. V.) aus
anhaltender, sehr angestrengter Bewegung in längere Ruhe
hat sich der Ungewohnte stets zu hüten; die erste halbe Stunde
muß durch einiges Auf- und Abschreiten dann und wann
unterbrochen werden. Nach völliger Abkühlung thut ein nicht
zu kaltes, kurzes Bad oder eine allgemeine Waschung wohl,
worauf dann die schmerzenden Stellen der Beine mit Brannt-
wein eingerieben werden können.

Der Alpenstock soll seinem Träger bis zum Kinn
reichen, aus festem, unbiegsamem Eschenholz gemacht, unten
mit einer eisernen Spitze und oben mit einer Zwinge ver-
sehen, aber nicht zu schwer sein. Seine Festigkeit wird da-
durch geprüft, daß man beide Enden auflegt und sich in die
Mitte setzt, bricht er dabei nicht, so gilt er für tauglich.
Beim Wandern stemmt man ihn weder zur Seite noch rück-
wärts, sondern vorwärts, so daß er das Gewicht des ein
wenig nach vorn geneigten Körpers auf sich nimmt. An ab-
schüssigen, hartgefrorenen Stellen wird seine Eisenspitze -- in
Ermangelung einer Axt, deren es bei größeren Expeditionen
bedarf -- u. A. dazu verwendet, kleine Staffeln in den
Boden oder das Eis zu stechen, die nur ganz schmal zu sein
brauchen, um dem Fuße schon einen festeren Tritt zu bereiten.
Eistreppen soll man möglichst gerade ansteigend, das Gesicht
dem Berge zugekehrt, beschreiten, weil der Fuß sicherer mit
der Spitze, als mit der Seitenkante auftritt.

Führt der Weg über Abhänge mit Geröll, so gilt es,

IV. Rückblick — Alpenſtock — Geröll.
übrig, als ſich ihm zu fügen. — Ein Halt wird ungezwungen
vermittelt, indem man von Zeit zu Zeit einen Rückblick
in’s Thal beantragt und ſo zugleich der ganzen Geſellſchaft einen
Dienſt leiſtet, welche ihre großſtädtiſche Gewohnheit, ſich nie
umzuſehen, meiſt mit in’s Gebirg nimmt, ohne zu ahnen, wie
häufig die wechſelnde Scenerie im Rücken eine Betrachtung
verdient. Solche kurze Raſten ſollen ſtehend gehalten werden;
muß durchaus niedergeſeſſen ſein, ſo iſt wenigſtens der Plaid
umzuthun, nicht minder auf Gipfeln, wo wir erhitzt an-
kommen. — Vor dem plötzlichen Uebergang (vgl. V.) aus
anhaltender, ſehr angeſtrengter Bewegung in längere Ruhe
hat ſich der Ungewohnte ſtets zu hüten; die erſte halbe Stunde
muß durch einiges Auf- und Abſchreiten dann und wann
unterbrochen werden. Nach völliger Abkühlung thut ein nicht
zu kaltes, kurzes Bad oder eine allgemeine Waſchung wohl,
worauf dann die ſchmerzenden Stellen der Beine mit Brannt-
wein eingerieben werden können.

Der Alpenſtock ſoll ſeinem Träger bis zum Kinn
reichen, aus feſtem, unbiegſamem Eſchenholz gemacht, unten
mit einer eiſernen Spitze und oben mit einer Zwinge ver-
ſehen, aber nicht zu ſchwer ſein. Seine Feſtigkeit wird da-
durch geprüft, daß man beide Enden auflegt und ſich in die
Mitte ſetzt, bricht er dabei nicht, ſo gilt er für tauglich.
Beim Wandern ſtemmt man ihn weder zur Seite noch rück-
wärts, ſondern vorwärts, ſo daß er das Gewicht des ein
wenig nach vorn geneigten Körpers auf ſich nimmt. An ab-
ſchüſſigen, hartgefrorenen Stellen wird ſeine Eiſenſpitze — in
Ermangelung einer Axt, deren es bei größeren Expeditionen
bedarf — u. A. dazu verwendet, kleine Staffeln in den
Boden oder das Eis zu ſtechen, die nur ganz ſchmal zu ſein
brauchen, um dem Fuße ſchon einen feſteren Tritt zu bereiten.
Eistreppen ſoll man möglichſt gerade anſteigend, das Geſicht
dem Berge zugekehrt, beſchreiten, weil der Fuß ſicherer mit
der Spitze, als mit der Seitenkante auftritt.

Führt der Weg über Abhänge mit Geröll, ſo gilt es,

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[71/0085] IV. Rückblick — Alpenſtock — Geröll. übrig, als ſich ihm zu fügen. — Ein Halt wird ungezwungen vermittelt, indem man von Zeit zu Zeit einen Rückblick in’s Thal beantragt und ſo zugleich der ganzen Geſellſchaft einen Dienſt leiſtet, welche ihre großſtädtiſche Gewohnheit, ſich nie umzuſehen, meiſt mit in’s Gebirg nimmt, ohne zu ahnen, wie häufig die wechſelnde Scenerie im Rücken eine Betrachtung verdient. Solche kurze Raſten ſollen ſtehend gehalten werden; muß durchaus niedergeſeſſen ſein, ſo iſt wenigſtens der Plaid umzuthun, nicht minder auf Gipfeln, wo wir erhitzt an- kommen. — Vor dem plötzlichen Uebergang (vgl. V.) aus anhaltender, ſehr angeſtrengter Bewegung in längere Ruhe hat ſich der Ungewohnte ſtets zu hüten; die erſte halbe Stunde muß durch einiges Auf- und Abſchreiten dann und wann unterbrochen werden. Nach völliger Abkühlung thut ein nicht zu kaltes, kurzes Bad oder eine allgemeine Waſchung wohl, worauf dann die ſchmerzenden Stellen der Beine mit Brannt- wein eingerieben werden können. Der Alpenſtock ſoll ſeinem Träger bis zum Kinn reichen, aus feſtem, unbiegſamem Eſchenholz gemacht, unten mit einer eiſernen Spitze und oben mit einer Zwinge ver- ſehen, aber nicht zu ſchwer ſein. Seine Feſtigkeit wird da- durch geprüft, daß man beide Enden auflegt und ſich in die Mitte ſetzt, bricht er dabei nicht, ſo gilt er für tauglich. Beim Wandern ſtemmt man ihn weder zur Seite noch rück- wärts, ſondern vorwärts, ſo daß er das Gewicht des ein wenig nach vorn geneigten Körpers auf ſich nimmt. An ab- ſchüſſigen, hartgefrorenen Stellen wird ſeine Eiſenſpitze — in Ermangelung einer Axt, deren es bei größeren Expeditionen bedarf — u. A. dazu verwendet, kleine Staffeln in den Boden oder das Eis zu ſtechen, die nur ganz ſchmal zu ſein brauchen, um dem Fuße ſchon einen feſteren Tritt zu bereiten. Eistreppen ſoll man möglichſt gerade anſteigend, das Geſicht dem Berge zugekehrt, beſchreiten, weil der Fuß ſicherer mit der Spitze, als mit der Seitenkante auftritt. Führt der Weg über Abhänge mit Geröll, ſo gilt es,

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Zitationshilfe: Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/85>, abgerufen am 22.11.2024.