Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.II. Reiseapparat. betupfe, eine Operation von wenigen Minuten, und bingefeit gegen Flöhe und Wanzen. Auch die Benetzung des Ge- sichts, des Halses und der Hände im Freien hält die Mücken ab. Die Essenz kann man sich selbst bereiten: auf 1 Theil Pulver 2 Theile Alkohol und 2 Theile Wasser. Noch in der sechsfachen Verdünnung mit Wasser ist diese Mischung brauch- bar, wenn sie aus echtem, frischem Pulver gemacht wurde. Um beim Uebernachten im Freien die Mücken abzuhalten, pflegte ich im Orient neben mich eine lange glimmende Lunte zu legen, in deren Fugen Insectenpulver gestreut war. Von sogenannten Necessaires bin ich kein Freund, auch Der Revolver, wo er nicht jugendlicher Geckenhaftig- II. Reiſeapparat. betupfe, eine Operation von wenigen Minuten, und bingefeit gegen Flöhe und Wanzen. Auch die Benetzung des Ge- ſichts, des Halſes und der Hände im Freien hält die Mücken ab. Die Eſſenz kann man ſich ſelbſt bereiten: auf 1 Theil Pulver 2 Theile Alkohol und 2 Theile Waſſer. Noch in der ſechsfachen Verdünnung mit Waſſer iſt dieſe Miſchung brauch- bar, wenn ſie aus echtem, friſchem Pulver gemacht wurde. Um beim Uebernachten im Freien die Mücken abzuhalten, pflegte ich im Orient neben mich eine lange glimmende Lunte zu legen, in deren Fugen Inſectenpulver geſtreut war. Von ſogenannten Néceſſaires bin ich kein Freund, auch Der Revolver, wo er nicht jugendlicher Geckenhaftig- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0038" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi> Reiſeapparat.</fw><lb/> betupfe, eine Operation von wenigen Minuten, und bin<lb/> gefeit gegen Flöhe und Wanzen. Auch die Benetzung des Ge-<lb/> ſichts, des Halſes und der Hände im Freien hält die Mücken<lb/> ab. Die Eſſenz kann man ſich ſelbſt bereiten: auf 1 Theil<lb/> Pulver 2 Theile Alkohol und 2 Theile Waſſer. Noch in der<lb/> ſechsfachen Verdünnung mit Waſſer iſt dieſe Miſchung brauch-<lb/> bar, wenn ſie aus echtem, friſchem Pulver gemacht wurde.<lb/> Um beim Uebernachten im Freien die Mücken abzuhalten,<lb/> pflegte ich im <placeName>Orient</placeName> neben mich eine lange glimmende Lunte<lb/> zu legen, in deren Fugen Inſectenpulver geſtreut war.</p><lb/> <p>Von ſogenannten N<hi rendition="#aq">é</hi>ceſſaires bin ich kein Freund, auch<lb/> nicht von den neumodiſchen, die aus den Schaufenſtern ihren<lb/> Haifiſchrachen uns entgegenſtrecken, mit ihren aus Büchschen,<lb/> Käſtchen und Etuis gebildeten Zahnreihen. Jeder weiß am<lb/> beſten, was ihm nothwendig und überflüſſig iſt, was er zu-<lb/> ſammen, getrennt, zur Hand oder abſeits zu legen hat, in<lb/> welcher Form und Größe er dies und jenes braucht. Ich<lb/> finde es bequemer, die kleinen Geräthe nach den wechſelnden<lb/> Bedürfniſſen unterwegs in Koffer, Reiſe- und Rocktaſchen zu<lb/> vertheilen, Einiges davon in kleine Beutel, den Schwamm<lb/> oder ſtatt deſſen einen „türkiſchen“ Leinenlappen (mit hervor-<lb/> tretenden Maſchen) in ein Gummifutteral (Wachstaffet iſt<lb/> nicht haltbar), ebenſo die Seife in ein kleineres dergleichen,<lb/> die Nagelſcheere trägt ein Lederhöschen, das Reiſekleid des<lb/> Staubkammes iſt ein Saffian-Etui, in dem er ſo ſchmuck aus-<lb/> ſieht, daß man’s ihm, wenn er ſich auch einmal auf den Früh-<lb/> ſtückstiſch verirrt, kaum ſehr übel nimmt. Nicht in Gefäßen<lb/> von Porzellan, Glas, Holz oder Pappe verwahre ich Zahn-<lb/> pulver, Pommade, Rindertalg ꝛc., ſondern in verſchiedenfarbig<lb/> lackirten kleinen Blechbüchſen, welche Unzerbrechlichkeit mit<lb/> Leichtigkeit verbinden.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Revolver,</hi> wo er nicht jugendlicher Geckenhaftig-<lb/> keit als Spielzeug, ſondern, durch örtliche Verhältniſſe bedingt,<lb/> der Sicherung von Leben und Eigenthum dienen ſoll, gehört<lb/> unter die Stücke des Reiſeapparats, die nie Parade machen:<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0038]
II. Reiſeapparat.
betupfe, eine Operation von wenigen Minuten, und bin
gefeit gegen Flöhe und Wanzen. Auch die Benetzung des Ge-
ſichts, des Halſes und der Hände im Freien hält die Mücken
ab. Die Eſſenz kann man ſich ſelbſt bereiten: auf 1 Theil
Pulver 2 Theile Alkohol und 2 Theile Waſſer. Noch in der
ſechsfachen Verdünnung mit Waſſer iſt dieſe Miſchung brauch-
bar, wenn ſie aus echtem, friſchem Pulver gemacht wurde.
Um beim Uebernachten im Freien die Mücken abzuhalten,
pflegte ich im Orient neben mich eine lange glimmende Lunte
zu legen, in deren Fugen Inſectenpulver geſtreut war.
Von ſogenannten Néceſſaires bin ich kein Freund, auch
nicht von den neumodiſchen, die aus den Schaufenſtern ihren
Haifiſchrachen uns entgegenſtrecken, mit ihren aus Büchschen,
Käſtchen und Etuis gebildeten Zahnreihen. Jeder weiß am
beſten, was ihm nothwendig und überflüſſig iſt, was er zu-
ſammen, getrennt, zur Hand oder abſeits zu legen hat, in
welcher Form und Größe er dies und jenes braucht. Ich
finde es bequemer, die kleinen Geräthe nach den wechſelnden
Bedürfniſſen unterwegs in Koffer, Reiſe- und Rocktaſchen zu
vertheilen, Einiges davon in kleine Beutel, den Schwamm
oder ſtatt deſſen einen „türkiſchen“ Leinenlappen (mit hervor-
tretenden Maſchen) in ein Gummifutteral (Wachstaffet iſt
nicht haltbar), ebenſo die Seife in ein kleineres dergleichen,
die Nagelſcheere trägt ein Lederhöschen, das Reiſekleid des
Staubkammes iſt ein Saffian-Etui, in dem er ſo ſchmuck aus-
ſieht, daß man’s ihm, wenn er ſich auch einmal auf den Früh-
ſtückstiſch verirrt, kaum ſehr übel nimmt. Nicht in Gefäßen
von Porzellan, Glas, Holz oder Pappe verwahre ich Zahn-
pulver, Pommade, Rindertalg ꝛc., ſondern in verſchiedenfarbig
lackirten kleinen Blechbüchſen, welche Unzerbrechlichkeit mit
Leichtigkeit verbinden.
Der Revolver, wo er nicht jugendlicher Geckenhaftig-
keit als Spielzeug, ſondern, durch örtliche Verhältniſſe bedingt,
der Sicherung von Leben und Eigenthum dienen ſoll, gehört
unter die Stücke des Reiſeapparats, die nie Parade machen:
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