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Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.

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VIII. Unsre Aufgaben -- Politik -- Heimgekehrte.
er zum Vorbereiter eines neuen Aufschwungs werden muß.
Mögen in die ländliche wie schon früher in die untere
städtische Bevölkerung zersetzende Elemente getragen werden,
diese Fäulniß befruchtet neues Leben. Keime für neues
Wachsthum führen alle Ströme mit sich, warum sollte es
dem "Touristenstrome" daran fehlen? -- Trachten wir Jeder,
nur zu den guten Keimen und nicht zu den zersetzenden
Elementen beizusteuern. Seine Aufgabe kann finden, wer
danach sucht.

Der Reisende tritt aus dem engeren Kreise seines Wohn-
sitzes heraus in den Weltverkehr, hat vor dem Ausländer
seine Nation zu vertreten, sein Benehmen gibt dem Fremden
Stoff für dessen Urtheil, dessen Zu- und Abneigungen. Ihr
Deutsche habt an dem Bande, das dereinst Euer Vaterland
umschließen soll, weben zu helfen, uns Engländern liegt ob,
darzuthun, daß wir nicht neunzöllige Eisenpanzer um uns
haben, daß vielmehr jeder wahre Gentleman meines Volkes,
der mit einem solchen des Ihrigen auf dem Festland zu-
sammentrifft, gern die Gelegenheit ergreift, mit ihm bekannt
zu werden.

-- Geschrieben steht doch aber, warf ich ein, wir sollen
auswärts noch mehr als zu Hause vermeiden, über Dinge zu
sprechen, die Leidenschaften und Streit aufregen können,
namentlich Politik aus Politik bei Seite lassen?

-- Auch der Rath ist an Unerfahrene, nicht an Männer
von einiger geistiger Reise gerichtet, die im Besitze gewisser
Eigenschaften sind, welche gerade die Reise auszubilden sich
trefflich eignet, wie z. B. Milde des Urtheils, Duldsamkeit,
Gewandtheit, Sicherheit und Leichtigkeit in den gesellschaft-
lichen Umgangsformen.

-- An Lehren der Weisheit und Tugend für die Zeit
vor und auf der Reise dürfte zur Genüge vorhanden sein,
hob jetzt der Neffe an. Du willst doch nicht unsren Freund
verlassen, ohne ihm zu sagen, was dem Heimgekehrten
zu Nutz und Frommen dienen kann?

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VIII. Unſre Aufgaben — Politik — Heimgekehrte.
er zum Vorbereiter eines neuen Aufſchwungs werden muß.
Mögen in die ländliche wie ſchon früher in die untere
ſtädtiſche Bevölkerung zerſetzende Elemente getragen werden,
dieſe Fäulniß befruchtet neues Leben. Keime für neues
Wachsthum führen alle Ströme mit ſich, warum ſollte es
dem „Touriſtenſtrome“ daran fehlen? — Trachten wir Jeder,
nur zu den guten Keimen und nicht zu den zerſetzenden
Elementen beizuſteuern. Seine Aufgabe kann finden, wer
danach ſucht.

Der Reiſende tritt aus dem engeren Kreiſe ſeines Wohn-
ſitzes heraus in den Weltverkehr, hat vor dem Ausländer
ſeine Nation zu vertreten, ſein Benehmen gibt dem Fremden
Stoff für deſſen Urtheil, deſſen Zu- und Abneigungen. Ihr
Deutſche habt an dem Bande, das dereinſt Euer Vaterland
umſchließen ſoll, weben zu helfen, uns Engländern liegt ob,
darzuthun, daß wir nicht neunzöllige Eiſenpanzer um uns
haben, daß vielmehr jeder wahre Gentleman meines Volkes,
der mit einem ſolchen des Ihrigen auf dem Feſtland zu-
ſammentrifft, gern die Gelegenheit ergreift, mit ihm bekannt
zu werden.

— Geſchrieben ſteht doch aber, warf ich ein, wir ſollen
auswärts noch mehr als zu Hauſe vermeiden, über Dinge zu
ſprechen, die Leidenſchaften und Streit aufregen können,
namentlich Politik aus Politik bei Seite laſſen?

— Auch der Rath iſt an Unerfahrene, nicht an Männer
von einiger geiſtiger Reiſe gerichtet, die im Beſitze gewiſſer
Eigenſchaften ſind, welche gerade die Reiſe auszubilden ſich
trefflich eignet, wie z. B. Milde des Urtheils, Duldſamkeit,
Gewandtheit, Sicherheit und Leichtigkeit in den geſellſchaft-
lichen Umgangsformen.

— An Lehren der Weisheit und Tugend für die Zeit
vor und auf der Reiſe dürfte zur Genüge vorhanden ſein,
hob jetzt der Neffe an. Du willſt doch nicht unſren Freund
verlaſſen, ohne ihm zu ſagen, was dem Heimgekehrten
zu Nutz und Frommen dienen kann?

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[275/0289] VIII. Unſre Aufgaben — Politik — Heimgekehrte. er zum Vorbereiter eines neuen Aufſchwungs werden muß. Mögen in die ländliche wie ſchon früher in die untere ſtädtiſche Bevölkerung zerſetzende Elemente getragen werden, dieſe Fäulniß befruchtet neues Leben. Keime für neues Wachsthum führen alle Ströme mit ſich, warum ſollte es dem „Touriſtenſtrome“ daran fehlen? — Trachten wir Jeder, nur zu den guten Keimen und nicht zu den zerſetzenden Elementen beizuſteuern. Seine Aufgabe kann finden, wer danach ſucht. Der Reiſende tritt aus dem engeren Kreiſe ſeines Wohn- ſitzes heraus in den Weltverkehr, hat vor dem Ausländer ſeine Nation zu vertreten, ſein Benehmen gibt dem Fremden Stoff für deſſen Urtheil, deſſen Zu- und Abneigungen. Ihr Deutſche habt an dem Bande, das dereinſt Euer Vaterland umſchließen ſoll, weben zu helfen, uns Engländern liegt ob, darzuthun, daß wir nicht neunzöllige Eiſenpanzer um uns haben, daß vielmehr jeder wahre Gentleman meines Volkes, der mit einem ſolchen des Ihrigen auf dem Feſtland zu- ſammentrifft, gern die Gelegenheit ergreift, mit ihm bekannt zu werden. — Geſchrieben ſteht doch aber, warf ich ein, wir ſollen auswärts noch mehr als zu Hauſe vermeiden, über Dinge zu ſprechen, die Leidenſchaften und Streit aufregen können, namentlich Politik aus Politik bei Seite laſſen? — Auch der Rath iſt an Unerfahrene, nicht an Männer von einiger geiſtiger Reiſe gerichtet, die im Beſitze gewiſſer Eigenſchaften ſind, welche gerade die Reiſe auszubilden ſich trefflich eignet, wie z. B. Milde des Urtheils, Duldſamkeit, Gewandtheit, Sicherheit und Leichtigkeit in den geſellſchaft- lichen Umgangsformen. — An Lehren der Weisheit und Tugend für die Zeit vor und auf der Reiſe dürfte zur Genüge vorhanden ſein, hob jetzt der Neffe an. Du willſt doch nicht unſren Freund verlaſſen, ohne ihm zu ſagen, was dem Heimgekehrten zu Nutz und Frommen dienen kann? 18*

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Zitationshilfe: Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/289>, abgerufen am 28.11.2024.