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Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.

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V. Monographische Lücken -- Durchschnittstemperatur.
noch weniger auf touristische Localfragen eingegangen sein
dürfe, wie z. B. im Bädeker oder Berlepsch, die für denselben
nur eine Seite oder weniger Raum haben. Die Eintheilung
in "nähere Spaziergänge" und "weitere Umgebungen" ge-
nügt nicht, es müssen die Entfernungen in Stunden und
Minuten angegeben sein. Wenn außer dem Curhause Privat-
wohnungen zu Gebote stehen, so darf dies nicht verheimlicht
werden, zumal wenn es abgesondert inmitten von Gärten,
Wiesen, Feldern gelegene sind, welche dauernde Ruhe ver-
sprechen und ehrlich Wort halten, Böswillige könnten sonst
vermuthen, daß Sie im Solde des Curhauspächters schreiben.
Auch sollte nicht so sehr ängstlich jede Art von Preisnotiz
vermieden sein; durch Mittheilsamkeit und Zuverlässigkeit
in diesem Gebiete hat sich z. B. Bädeker viele Freunde er-
worben. Wenn es nur hieße, "im Sommer 1869 wurde
für ...... gezahlt, Vermiethung für die Saison, für
Monate oder Wochen gebräuchlich," so böte das schon einigen
Anhalt.

Ueberhaupt sind wir Laien nicht mehr so leicht zufrieden-
gestellt, wie ehemals, sondern haben dies und jenes gelesen,
gesehen, gelernt. Mit allgemeinen Redensarten über Tempe-
raturverhältnisse, wie "milde Luft" oder "geschützte Lage"
lassen wir uns nicht abspeisen. Angaben, wie die von einem
bekannten Badearzt über seinen Curort, daß derselbe "um
einen Paletot wärmer als X, aber um einen Sonnenschirm
frischer als Y sei," mögen wohl angebracht sein im münd-
lichen Verkehr mit einem Gesundheitshypochonder oder einer
hysterischen Dame, um weitere 99 Fragen abzuschneiden, uns
genügen sie nicht, und schwerlich werden unsre Hausärzte
daraus entnehmen können, wen sie dahin schicken dürfen. Be-
fürchten Sie nicht, meine Herren, uns durch "trockene Zahlen"
zu ermüden, sondern theilen Sie uns nur in Tabellenform
mit, was Sie beobachtet haben in Bezug auf Wärmegrade
Morgens, Mittags, Abends, Verhältniß der heitern, wind-
freien Tage zu rauhen, bewölkten, Constellation der umliegen-

V. Monographiſche Lücken — Durchſchnittstemperatur.
noch weniger auf touriſtiſche Localfragen eingegangen ſein
dürfe, wie z. B. im Bädeker oder Berlepſch, die für denſelben
nur eine Seite oder weniger Raum haben. Die Eintheilung
in „nähere Spaziergänge“ und „weitere Umgebungen“ ge-
nügt nicht, es müſſen die Entfernungen in Stunden und
Minuten angegeben ſein. Wenn außer dem Curhauſe Privat-
wohnungen zu Gebote ſtehen, ſo darf dies nicht verheimlicht
werden, zumal wenn es abgeſondert inmitten von Gärten,
Wieſen, Feldern gelegene ſind, welche dauernde Ruhe ver-
ſprechen und ehrlich Wort halten, Böswillige könnten ſonſt
vermuthen, daß Sie im Solde des Curhauspächters ſchreiben.
Auch ſollte nicht ſo ſehr ängſtlich jede Art von Preisnotiz
vermieden ſein; durch Mittheilſamkeit und Zuverläſſigkeit
in dieſem Gebiete hat ſich z. B. Bädeker viele Freunde er-
worben. Wenn es nur hieße, „im Sommer 1869 wurde
für ...... gezahlt, Vermiethung für die Saiſon, für
Monate oder Wochen gebräuchlich,“ ſo böte das ſchon einigen
Anhalt.

Ueberhaupt ſind wir Laien nicht mehr ſo leicht zufrieden-
geſtellt, wie ehemals, ſondern haben dies und jenes geleſen,
geſehen, gelernt. Mit allgemeinen Redensarten über Tempe-
raturverhältniſſe, wie „milde Luft“ oder „geſchützte Lage“
laſſen wir uns nicht abſpeiſen. Angaben, wie die von einem
bekannten Badearzt über ſeinen Curort, daß derſelbe „um
einen Paletot wärmer als X, aber um einen Sonnenſchirm
friſcher als Y ſei,“ mögen wohl angebracht ſein im münd-
lichen Verkehr mit einem Geſundheitshypochonder oder einer
hyſteriſchen Dame, um weitere 99 Fragen abzuſchneiden, uns
genügen ſie nicht, und ſchwerlich werden unſre Hausärzte
daraus entnehmen können, wen ſie dahin ſchicken dürfen. Be-
fürchten Sie nicht, meine Herren, uns durch „trockene Zahlen“
zu ermüden, ſondern theilen Sie uns nur in Tabellenform
mit, was Sie beobachtet haben in Bezug auf Wärmegrade
Morgens, Mittags, Abends, Verhältniß der heitern, wind-
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[138/0152] V. Monographiſche Lücken — Durchſchnittstemperatur. noch weniger auf touriſtiſche Localfragen eingegangen ſein dürfe, wie z. B. im Bädeker oder Berlepſch, die für denſelben nur eine Seite oder weniger Raum haben. Die Eintheilung in „nähere Spaziergänge“ und „weitere Umgebungen“ ge- nügt nicht, es müſſen die Entfernungen in Stunden und Minuten angegeben ſein. Wenn außer dem Curhauſe Privat- wohnungen zu Gebote ſtehen, ſo darf dies nicht verheimlicht werden, zumal wenn es abgeſondert inmitten von Gärten, Wieſen, Feldern gelegene ſind, welche dauernde Ruhe ver- ſprechen und ehrlich Wort halten, Böswillige könnten ſonſt vermuthen, daß Sie im Solde des Curhauspächters ſchreiben. Auch ſollte nicht ſo ſehr ängſtlich jede Art von Preisnotiz vermieden ſein; durch Mittheilſamkeit und Zuverläſſigkeit in dieſem Gebiete hat ſich z. B. Bädeker viele Freunde er- worben. Wenn es nur hieße, „im Sommer 1869 wurde für ...... gezahlt, Vermiethung für die Saiſon, für Monate oder Wochen gebräuchlich,“ ſo böte das ſchon einigen Anhalt. Ueberhaupt ſind wir Laien nicht mehr ſo leicht zufrieden- geſtellt, wie ehemals, ſondern haben dies und jenes geleſen, geſehen, gelernt. Mit allgemeinen Redensarten über Tempe- raturverhältniſſe, wie „milde Luft“ oder „geſchützte Lage“ laſſen wir uns nicht abſpeiſen. Angaben, wie die von einem bekannten Badearzt über ſeinen Curort, daß derſelbe „um einen Paletot wärmer als X, aber um einen Sonnenſchirm friſcher als Y ſei,“ mögen wohl angebracht ſein im münd- lichen Verkehr mit einem Geſundheitshypochonder oder einer hyſteriſchen Dame, um weitere 99 Fragen abzuſchneiden, uns genügen ſie nicht, und ſchwerlich werden unſre Hausärzte daraus entnehmen können, wen ſie dahin ſchicken dürfen. Be- fürchten Sie nicht, meine Herren, uns durch „trockene Zahlen“ zu ermüden, ſondern theilen Sie uns nur in Tabellenform mit, was Sie beobachtet haben in Bezug auf Wärmegrade Morgens, Mittags, Abends, Verhältniß der heitern, wind- freien Tage zu rauhen, bewölkten, Conſtellation der umliegen-

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Zitationshilfe: Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/152>, abgerufen am 24.11.2024.