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Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849.

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Meister, ja die Gesellen vereinen sich unter sich; was sie an
Capitalien besitzen, wird durch die Vorsorge der Gewerberäthe ver-
mehrt, indem diese nicht blos den Umlauf der Arbeitskräfte und
Erzeugnisse, sondern auch der Capitalien herzustellen suchen, und
diese vorschießen. Durch dieses gemeinsame Capital müssen Ma-
schinen angeschafft werden, ohne welche das Gewerbe nicht auf
der Höhe des Gewerbfleißes bleiben könnte. Oder der Eigen-
thümer einer Maschine vermiethet deren Kräfte an mehrere Ar-
beiter und deren in der Nähe gelegenen Werkstätten, wie dies
schon in England und Frankreich geschieht. Die Maschine macht
dann nicht mehr Sklaven, sondern befreit den Arbeiter von der
Herrschaft des Geldes. Die Krise, wodurch bei Einführung der
Maschinen viele Arbeiter außer Brod kommen, wird beseitigt, in-
sofern sogleich von Seiten der Vereine für die anderweitige Un-
terbringung der augenblicklich außer Brod gekommenen Arbeiter
gesorgt wird, da ja, wenn die Maschine einschlägt, nachher sogar
noch mehr Arbeitskräfte gebraucht werden, und so das Gleichgewicht
ohne gewaltsame Erschütterung sich herstellt. Die Rückkehr zum
Ackerbau, zur ursprünglichen Lebensweise der Menschheit, kurz zum
Paradiese, muß nur nicht als ein Elend, vielmehr als eine glück-
liche Lösung der Schwierigkeit angesehen werden, um so mehr, da
der Besitzlose dadurch zum Eigenthümer wird.

Was hat mit dem freien Vereinsrecht die Concurrenz ferner
noch Abschreckendes? Schon lange höre ich die Frage: Ja wird
denn aber auch die Brüderlichkeit in den Vereinen? Wird der
große Capitalist nicht selbstsüchtig allein gewinnen wollen, statt
sein Capital mit der Arbeit zu vergesellschaften? Wir antworten:
Wollte er es auch, er könnte es nicht, da er durch die Concur-
renz der noch größeren Arbeitskraft in den Vereinen, gegen die
er zum kleinen Bürger wird, erdrückt würde; so daß, um sein
Eigenthum zu retten, er ihnen beitreten muß. Ja, würde er es
nicht schon aus freien Stücken thun, da er nur so durch die ver-
schiedenen Räthe bei der gesetzgebenden und ausübenden Gewalt
für die Vertretung seiner besonderen Jnteressen betheiligt wäre,
während er sonst nur nach der Kopfzahl an dem staatlichen Leben
Theil hätte?

Doch um auf die Concurrenz zurückzukommen, ich will nicht

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Meiſter, ja die Geſellen vereinen ſich unter ſich; was ſie an
Capitalien beſitzen, wird durch die Vorſorge der Gewerberäthe ver-
mehrt, indem dieſe nicht blos den Umlauf der Arbeitskräfte und
Erzeugniſſe, ſondern auch der Capitalien herzuſtellen ſuchen, und
dieſe vorſchießen. Durch dieſes gemeinſame Capital müſſen Ma-
ſchinen angeſchafft werden, ohne welche das Gewerbe nicht auf
der Höhe des Gewerbfleißes bleiben könnte. Oder der Eigen-
thümer einer Maſchine vermiethet deren Kräfte an mehrere Ar-
beiter und deren in der Nähe gelegenen Werkſtätten, wie dies
ſchon in England und Frankreich geſchieht. Die Maſchine macht
dann nicht mehr Sklaven, ſondern befreit den Arbeiter von der
Herrſchaft des Geldes. Die Kriſe, wodurch bei Einführung der
Maſchinen viele Arbeiter außer Brod kommen, wird beſeitigt, in-
ſofern ſogleich von Seiten der Vereine für die anderweitige Un-
terbringung der augenblicklich außer Brod gekommenen Arbeiter
geſorgt wird, da ja, wenn die Maſchine einſchlägt, nachher ſogar
noch mehr Arbeitskräfte gebraucht werden, und ſo das Gleichgewicht
ohne gewaltſame Erſchütterung ſich herſtellt. Die Rückkehr zum
Ackerbau, zur urſprünglichen Lebensweiſe der Menſchheit, kurz zum
Paradieſe, muß nur nicht als ein Elend, vielmehr als eine glück-
liche Löſung der Schwierigkeit angeſehen werden, um ſo mehr, da
der Beſitzloſe dadurch zum Eigenthümer wird.

Was hat mit dem freien Vereinsrecht die Concurrenz ferner
noch Abſchreckendes? Schon lange höre ich die Frage: Ja wird
denn aber auch die Brüderlichkeit in den Vereinen? Wird der
große Capitaliſt nicht ſelbſtſüchtig allein gewinnen wollen, ſtatt
ſein Capital mit der Arbeit zu vergeſellſchaften? Wir antworten:
Wollte er es auch, er könnte es nicht, da er durch die Concur-
renz der noch größeren Arbeitskraft in den Vereinen, gegen die
er zum kleinen Bürger wird, erdrückt würde; ſo daß, um ſein
Eigenthum zu retten, er ihnen beitreten muß. Ja, würde er es
nicht ſchon aus freien Stücken thun, da er nur ſo durch die ver-
ſchiedenen Räthe bei der geſetzgebenden und ausübenden Gewalt
für die Vertretung ſeiner beſonderen Jntereſſen betheiligt wäre,
während er ſonſt nur nach der Kopfzahl an dem ſtaatlichen Leben
Theil hätte?

Doch um auf die Concurrenz zurückzukommen, ich will nicht

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[97/0107] Meiſter, ja die Geſellen vereinen ſich unter ſich; was ſie an Capitalien beſitzen, wird durch die Vorſorge der Gewerberäthe ver- mehrt, indem dieſe nicht blos den Umlauf der Arbeitskräfte und Erzeugniſſe, ſondern auch der Capitalien herzuſtellen ſuchen, und dieſe vorſchießen. Durch dieſes gemeinſame Capital müſſen Ma- ſchinen angeſchafft werden, ohne welche das Gewerbe nicht auf der Höhe des Gewerbfleißes bleiben könnte. Oder der Eigen- thümer einer Maſchine vermiethet deren Kräfte an mehrere Ar- beiter und deren in der Nähe gelegenen Werkſtätten, wie dies ſchon in England und Frankreich geſchieht. Die Maſchine macht dann nicht mehr Sklaven, ſondern befreit den Arbeiter von der Herrſchaft des Geldes. Die Kriſe, wodurch bei Einführung der Maſchinen viele Arbeiter außer Brod kommen, wird beſeitigt, in- ſofern ſogleich von Seiten der Vereine für die anderweitige Un- terbringung der augenblicklich außer Brod gekommenen Arbeiter geſorgt wird, da ja, wenn die Maſchine einſchlägt, nachher ſogar noch mehr Arbeitskräfte gebraucht werden, und ſo das Gleichgewicht ohne gewaltſame Erſchütterung ſich herſtellt. Die Rückkehr zum Ackerbau, zur urſprünglichen Lebensweiſe der Menſchheit, kurz zum Paradieſe, muß nur nicht als ein Elend, vielmehr als eine glück- liche Löſung der Schwierigkeit angeſehen werden, um ſo mehr, da der Beſitzloſe dadurch zum Eigenthümer wird. Was hat mit dem freien Vereinsrecht die Concurrenz ferner noch Abſchreckendes? Schon lange höre ich die Frage: Ja wird denn aber auch die Brüderlichkeit in den Vereinen? Wird der große Capitaliſt nicht ſelbſtſüchtig allein gewinnen wollen, ſtatt ſein Capital mit der Arbeit zu vergeſellſchaften? Wir antworten: Wollte er es auch, er könnte es nicht, da er durch die Concur- renz der noch größeren Arbeitskraft in den Vereinen, gegen die er zum kleinen Bürger wird, erdrückt würde; ſo daß, um ſein Eigenthum zu retten, er ihnen beitreten muß. Ja, würde er es nicht ſchon aus freien Stücken thun, da er nur ſo durch die ver- ſchiedenen Räthe bei der geſetzgebenden und ausübenden Gewalt für die Vertretung ſeiner beſonderen Jntereſſen betheiligt wäre, während er ſonſt nur nach der Kopfzahl an dem ſtaatlichen Leben Theil hätte? Doch um auf die Concurrenz zurückzukommen, ich will nicht 7

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Zitationshilfe: Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelet_loesung_1849/107>, abgerufen am 22.11.2024.