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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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bin! Es ist einmal so, und ich will nicht haben, daß man sagt, ich sei anders als ich bin. 's ist mir halt angeboren, fuhr er mit einem Seufzer fort, und von Jugend auf hat man auch so gegen mich gehandelt, daß ich eben geworden bin, wie ich bin! Ganz wird das nie aus mir herauskommen!

Das Mädchen, dessen Ungeduld bei diesen Reden begreiflich gewachsen war, erkannte, daß sie einen andern Ton anschlagen mußte; sie erwiderte resolut: Nun, so mag's drin bleiben in dir! Wenn wir einmal Mann und Frau sind, dann stehen wir zusammen, und wenn's bei dir fehlt, dann bin ich da! -- Ja, rief Tobias, das ist auch mein Trost! du bist für mich geboren, und wenn ich dich hab', dann trau' ich mir selber etwas zu. Daß du mich nur magst, das ist das Wunderbare! Aber du bist halt ein gutes, liebes Mädchen, -- und hast das beste Herz in der ganzen Welt!

Während dieser Erwiderung hatte er den Arm um sie geschlungen und streichelte mit der andern Hand das Haar und die Wange der Geliebten so zärtlich als nur möglich. Gott sei Dank, sagte sich diese erfreut, er wird wieder vernünftig! Und liebevoll entgegnete sie: Warum soll das ein Wunder sein, daß ich dich mag? Du bist der beste Mensch, der mir in meinem Leben vorgekommen ist, und hast mich so lieb und hältst so viel auf mich -- wo könnt' ich denn einen bessern Mann finden, als dich? Und was du auch an dir haben magst, sieh, wenn ich jetzt die Wahl hätt' unter allen

bin! Es ist einmal so, und ich will nicht haben, daß man sagt, ich sei anders als ich bin. 's ist mir halt angeboren, fuhr er mit einem Seufzer fort, und von Jugend auf hat man auch so gegen mich gehandelt, daß ich eben geworden bin, wie ich bin! Ganz wird das nie aus mir herauskommen!

Das Mädchen, dessen Ungeduld bei diesen Reden begreiflich gewachsen war, erkannte, daß sie einen andern Ton anschlagen mußte; sie erwiderte resolut: Nun, so mag's drin bleiben in dir! Wenn wir einmal Mann und Frau sind, dann stehen wir zusammen, und wenn's bei dir fehlt, dann bin ich da! — Ja, rief Tobias, das ist auch mein Trost! du bist für mich geboren, und wenn ich dich hab', dann trau' ich mir selber etwas zu. Daß du mich nur magst, das ist das Wunderbare! Aber du bist halt ein gutes, liebes Mädchen, — und hast das beste Herz in der ganzen Welt!

Während dieser Erwiderung hatte er den Arm um sie geschlungen und streichelte mit der andern Hand das Haar und die Wange der Geliebten so zärtlich als nur möglich. Gott sei Dank, sagte sich diese erfreut, er wird wieder vernünftig! Und liebevoll entgegnete sie: Warum soll das ein Wunder sein, daß ich dich mag? Du bist der beste Mensch, der mir in meinem Leben vorgekommen ist, und hast mich so lieb und hältst so viel auf mich — wo könnt' ich denn einen bessern Mann finden, als dich? Und was du auch an dir haben magst, sieh, wenn ich jetzt die Wahl hätt' unter allen

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[0103] bin! Es ist einmal so, und ich will nicht haben, daß man sagt, ich sei anders als ich bin. 's ist mir halt angeboren, fuhr er mit einem Seufzer fort, und von Jugend auf hat man auch so gegen mich gehandelt, daß ich eben geworden bin, wie ich bin! Ganz wird das nie aus mir herauskommen! Das Mädchen, dessen Ungeduld bei diesen Reden begreiflich gewachsen war, erkannte, daß sie einen andern Ton anschlagen mußte; sie erwiderte resolut: Nun, so mag's drin bleiben in dir! Wenn wir einmal Mann und Frau sind, dann stehen wir zusammen, und wenn's bei dir fehlt, dann bin ich da! — Ja, rief Tobias, das ist auch mein Trost! du bist für mich geboren, und wenn ich dich hab', dann trau' ich mir selber etwas zu. Daß du mich nur magst, das ist das Wunderbare! Aber du bist halt ein gutes, liebes Mädchen, — und hast das beste Herz in der ganzen Welt! Während dieser Erwiderung hatte er den Arm um sie geschlungen und streichelte mit der andern Hand das Haar und die Wange der Geliebten so zärtlich als nur möglich. Gott sei Dank, sagte sich diese erfreut, er wird wieder vernünftig! Und liebevoll entgegnete sie: Warum soll das ein Wunder sein, daß ich dich mag? Du bist der beste Mensch, der mir in meinem Leben vorgekommen ist, und hast mich so lieb und hältst so viel auf mich — wo könnt' ich denn einen bessern Mann finden, als dich? Und was du auch an dir haben magst, sieh, wenn ich jetzt die Wahl hätt' unter allen

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Thomas Weitin: Herausgeber
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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/103>, abgerufen am 27.11.2024.