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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Nach zwei peinlichen Minuten wurde das Husten schwächer, und endlich hörte es ganz auf. Die Bäbe setzte sich wieder in Marsch. Sie schritt beherzt an der Thür vorüber und unaufhaltsam weiter in dem Gang, bis sie an das entgegengesetzte Fenster kam. Dann öffnete sie links an der Wand eine Thüre, die geräuschlos aufging, weil die Kluge sie vorher geölt hatte, bückte sich, trat ein und ließ den Schneider vorsichtig herunter. Unverweilt machte sie die Thüre wieder zu und schob sachte ein kleines Riegelchen vor. Ein wenig Quieken des Eisens bei dieser Gelegenheit ging dem Burschen noch durch die Seele. Doch -- der Hafen war erreicht, die Fracht geborgen.

Die Kammer der Bäbe machte auch bei der gegenwärtigen Beleuchtung den Eindruck der Sauberkeit und Nettigkeit. Auf der Seite gegenüber der Thüre stand das Bett, das schön gemacht war, und davor ein Stuhl, auf welchem ein Oberkleid lag. Hinter dem Bett erhob sich ein Tisch mit Leuchter, Wasch- und Trinkgefäß. An der Thürseite lag ein Schrein, der die Habseligkeiten des Mädchens enthielt, und die Wand zierte ein Spiegel mit einem kleinen Bild, dem Präsent einer Ulmer Freundin. Das Alles war sehr einfach, aber ansprechend vertheilt und ein Beweis für die Ordnungsliebe des Mädchens.

Tobias, der sich nach dem Vorschieben des Riegels von seiner Bangigkeit erholt hatte, sah beim Schein der Sterne, die zum offenen Fenster hereinblickten, umher

Nach zwei peinlichen Minuten wurde das Husten schwächer, und endlich hörte es ganz auf. Die Bäbe setzte sich wieder in Marsch. Sie schritt beherzt an der Thür vorüber und unaufhaltsam weiter in dem Gang, bis sie an das entgegengesetzte Fenster kam. Dann öffnete sie links an der Wand eine Thüre, die geräuschlos aufging, weil die Kluge sie vorher geölt hatte, bückte sich, trat ein und ließ den Schneider vorsichtig herunter. Unverweilt machte sie die Thüre wieder zu und schob sachte ein kleines Riegelchen vor. Ein wenig Quieken des Eisens bei dieser Gelegenheit ging dem Burschen noch durch die Seele. Doch — der Hafen war erreicht, die Fracht geborgen.

Die Kammer der Bäbe machte auch bei der gegenwärtigen Beleuchtung den Eindruck der Sauberkeit und Nettigkeit. Auf der Seite gegenüber der Thüre stand das Bett, das schön gemacht war, und davor ein Stuhl, auf welchem ein Oberkleid lag. Hinter dem Bett erhob sich ein Tisch mit Leuchter, Wasch- und Trinkgefäß. An der Thürseite lag ein Schrein, der die Habseligkeiten des Mädchens enthielt, und die Wand zierte ein Spiegel mit einem kleinen Bild, dem Präsent einer Ulmer Freundin. Das Alles war sehr einfach, aber ansprechend vertheilt und ein Beweis für die Ordnungsliebe des Mädchens.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:49:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/100>, abgerufen am 27.11.2024.