Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

Bild:
<< vorherige Seite
Teutschen Rhetorica.

Von den seltzamen Geberden der Augen/
ist zuwissen. Gar zuweit auffgesperrete
Augen verrathen einen Narren/ zuge-
schlossene einen Feind/ halb zugeschlos-
sene einen Schmeichler vnd Laurer/ ver-
starrete einen Klotz/ schläfferige einen
Faulen/ vnbeständige einen Hurer.

Jedoch ist einem Redener erlaubet/ wenn
scharffsinnige Dinge vorfallen/ vnd er sonsten
auff etwas wartet/ sich vber etwas verwun-
dert/ oder etwas verschmertzen vnd vbergehen
wil/ daß er mit den Augen zwintzele.

Wenn der Redener seine Stirn außhel-
let/ vnd die Wimpern sittiglich streichen lesset/
gibt er dem Zuhörer sein freyes Gemüth vnd
Freundschafft zuerkennen.

Dargegen wenn der Redener seine Stirn
runtzelet/ die Wimpern eng zusammen zeucht/
oder auch/ in dem er ein Aug schleust/ nur
einen Wimper anzeucht/ bedeutet solches
Zorn vnd Grimmigkeit.

Jedoch ist dem Redener erlaubet in traw-
rigen Zustande vnd betrübten Sachen die
Stimm ein wenig zu halten/ vnd die
Wimpern ein wenig an zu-
sehen.

Das
H h iij
Teutſchen Rhetorica.

Von den ſeltzamen Geberden der Augen/
iſt zuwiſſen. Gar zuweit auffgeſperꝛete
Augen verꝛathen einen Narꝛen/ zuge-
ſchloſſene einen Feind/ halb zugeſchloſ-
ſene einen Schmeichler vnd Laurer/ ver-
ſtarꝛete einen Klotz/ ſchlaͤfferige einen
Faulen/ vnbeſtaͤndige einen Hurer.

Jedoch iſt einem Redener erlaubet/ wenn
ſcharffſinnige Dinge vorfallen/ vnd er ſonſten
auff etwas wartet/ ſich vber etwas verwun-
dert/ oder etwas verſchmertzen vnd vbergehen
wil/ daß er mit den Augen zwintzele.

Wenn der Redener ſeine Stirn außhel-
let/ vnd die Wimpern ſittiglich ſtreichen leſſet/
gibt er dem Zuhoͤrer ſein freyes Gemuͤth vnd
Freundſchafft zuerkennen.

Dargegen wenn der Redener ſeine Stirn
runtzelet/ die Wimpern eng zuſammen zeucht/
oder auch/ in dem er ein Aug ſchleuſt/ nur
einen Wimper anzeucht/ bedeutet ſolches
Zorn vnd Grimmigkeit.

Jedoch iſt dem Redener erlaubet in traw-
rigen Zuſtande vnd betruͤbten Sachen die
Stimm ein wenig zu halten/ vnd die
Wimpern ein wenig an zu-
ſehen.

Das
H h iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0505" n="43"/>
          <fw place="top" type="header">Teut&#x017F;chen Rhetorica.</fw><lb/>
          <p>Von den &#x017F;eltzamen Geberden der Augen/<lb/>
i&#x017F;t zuwi&#x017F;&#x017F;en. Gar zuweit auffge&#x017F;per&#xA75B;ete<lb/>
Augen ver&#xA75B;athen einen Nar&#xA75B;en/ zuge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene einen Feind/ halb zuge&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ene einen Schmeichler vnd Laurer/ ver-<lb/>
&#x017F;tar&#xA75B;ete einen Klotz/ &#x017F;chla&#x0364;fferige einen<lb/>
Faulen/ vnbe&#x017F;ta&#x0364;ndige einen Hurer.</p><lb/>
          <p>Jedoch i&#x017F;t einem Redener erlaubet/ wenn<lb/>
&#x017F;charff&#x017F;innige Dinge vorfallen/ vnd er &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
auff etwas wartet/ &#x017F;ich vber etwas verwun-<lb/>
dert/ oder etwas ver&#x017F;chmertzen vnd vbergehen<lb/>
wil/ daß er mit den Augen zwintzele.</p><lb/>
          <p>Wenn der Redener &#x017F;eine Stirn außhel-<lb/>
let/ vnd die Wimpern &#x017F;ittiglich &#x017F;treichen le&#x017F;&#x017F;et/<lb/>
gibt er dem Zuho&#x0364;rer &#x017F;ein freyes Gemu&#x0364;th vnd<lb/>
Freund&#x017F;chafft zuerkennen.</p><lb/>
          <p>Dargegen wenn der Redener &#x017F;eine Stirn<lb/>
runtzelet/ die Wimpern eng zu&#x017F;ammen zeucht/<lb/>
oder auch/ in dem er ein Aug &#x017F;chleu&#x017F;t/ nur<lb/>
einen Wimper anzeucht/ bedeutet &#x017F;olches<lb/>
Zorn vnd Grimmigkeit.</p><lb/>
          <p>Jedoch i&#x017F;t dem Redener erlaubet in traw-<lb/>
rigen Zu&#x017F;tande vnd betru&#x0364;bten Sachen die<lb/><hi rendition="#c">Stimm ein wenig zu halten/ vnd die<lb/>
Wimpern ein wenig an zu-<lb/>
&#x017F;ehen.</hi></p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">H h iij</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Das</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0505] Teutſchen Rhetorica. Von den ſeltzamen Geberden der Augen/ iſt zuwiſſen. Gar zuweit auffgeſperꝛete Augen verꝛathen einen Narꝛen/ zuge- ſchloſſene einen Feind/ halb zugeſchloſ- ſene einen Schmeichler vnd Laurer/ ver- ſtarꝛete einen Klotz/ ſchlaͤfferige einen Faulen/ vnbeſtaͤndige einen Hurer. Jedoch iſt einem Redener erlaubet/ wenn ſcharffſinnige Dinge vorfallen/ vnd er ſonſten auff etwas wartet/ ſich vber etwas verwun- dert/ oder etwas verſchmertzen vnd vbergehen wil/ daß er mit den Augen zwintzele. Wenn der Redener ſeine Stirn außhel- let/ vnd die Wimpern ſittiglich ſtreichen leſſet/ gibt er dem Zuhoͤrer ſein freyes Gemuͤth vnd Freundſchafft zuerkennen. Dargegen wenn der Redener ſeine Stirn runtzelet/ die Wimpern eng zuſammen zeucht/ oder auch/ in dem er ein Aug ſchleuſt/ nur einen Wimper anzeucht/ bedeutet ſolches Zorn vnd Grimmigkeit. Jedoch iſt dem Redener erlaubet in traw- rigen Zuſtande vnd betruͤbten Sachen die Stimm ein wenig zu halten/ vnd die Wimpern ein wenig an zu- ſehen. Das H h iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/505
Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/505>, abgerufen am 23.11.2024.