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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 9. Cap. deß 2. Buchs der
dem Thier die Trummel schlägt/ würde nicht
wohl stehen.

Was anlangt den gantzen Leib/ muß
derselbige/ weil die Rede wehret/ nach seiner
natürlichen Länge auffgericht/ vnd wie die Ce-
dern an dem Libanon stehen. Solches pran-
get vor Fürsten vnd Herren.

Nechst diesem muß der gantze Leib in
seiner natürlichen Stelle sittiglich geweget/
vnd tugentlich zu beyden Seiten/ an welchen
Zuhörer seyn verwendet werden. Die Klotz-
bilder vnd Stockgötzen/ die der Prophet aus-
lachet/ starren.

Endlich muß der Redener sich hüten/
daß er mit dem gantzen Leibe nicht bald zur
Rechten bald zur Lincken daumele/ vnd gar
zu offt ein solche Vnthat verwircke.

Ferner muß ein weiser vnd mächtiger
Redener sich sorgfältig vorsehen/ damit er
seine Glieder also regiere/ daß der Zuhörer
die Künste nicht mercke. Er muß dabey
gedencken/ ein anderes sey erlaubet den jun-
gen Personen/ ein anders den wohlverlebten
Alten: Ein anders sey zugelassen den vor-
nehmen Herren/ ein anders den gemeinen
Bürgern.

So viel das Häupt betrifft/ pflegen etz-

liche

Das 9. Cap. deß 2. Buchs der
dem Thier die Trummel ſchlaͤgt/ wuͤrde nicht
wohl ſtehen.

Was anlangt den gantzen Leib/ muß
derſelbige/ weil die Rede wehret/ nach ſeiner
natuͤrlichen Laͤnge auffgericht/ vnd wie die Ce-
dern an dem Libanon ſtehen. Solches pran-
get vor Fuͤrſten vnd Herꝛen.

Nechſt dieſem muß der gantze Leib in
ſeiner natuͤrlichen Stelle ſittiglich geweget/
vnd tugentlich zu beyden Seiten/ an welchen
Zuhoͤrer ſeyn verwendet werden. Die Klotz-
bilder vnd Stockgoͤtzen/ die der Prophet aus-
lachet/ ſtarꝛen.

Endlich muß der Redener ſich huͤten/
daß er mit dem gantzen Leibe nicht bald zur
Rechten bald zur Lincken daumele/ vnd gar
zu offt ein ſolche Vnthat verwircke.

Ferner muß ein weiſer vnd maͤchtiger
Redener ſich ſorgfaͤltig vorſehen/ damit er
ſeine Glieder alſo regiere/ daß der Zuhoͤrer
die Kuͤnſte nicht mercke. Er muß dabey
gedencken/ ein anderes ſey erlaubet den jun-
gen Perſonen/ ein anders den wohlverlebten
Alten: Ein anders ſey zugelaſſen den vor-
nehmen Herꝛen/ ein anders den gemeinen
Buͤrgern.

So viel das Haͤupt betrifft/ pflegen etz-

liche
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[40/0502] Das 9. Cap. deß 2. Buchs der dem Thier die Trummel ſchlaͤgt/ wuͤrde nicht wohl ſtehen. Was anlangt den gantzen Leib/ muß derſelbige/ weil die Rede wehret/ nach ſeiner natuͤrlichen Laͤnge auffgericht/ vnd wie die Ce- dern an dem Libanon ſtehen. Solches pran- get vor Fuͤrſten vnd Herꝛen. Nechſt dieſem muß der gantze Leib in ſeiner natuͤrlichen Stelle ſittiglich geweget/ vnd tugentlich zu beyden Seiten/ an welchen Zuhoͤrer ſeyn verwendet werden. Die Klotz- bilder vnd Stockgoͤtzen/ die der Prophet aus- lachet/ ſtarꝛen. Endlich muß der Redener ſich huͤten/ daß er mit dem gantzen Leibe nicht bald zur Rechten bald zur Lincken daumele/ vnd gar zu offt ein ſolche Vnthat verwircke. Ferner muß ein weiſer vnd maͤchtiger Redener ſich ſorgfaͤltig vorſehen/ damit er ſeine Glieder alſo regiere/ daß der Zuhoͤrer die Kuͤnſte nicht mercke. Er muß dabey gedencken/ ein anderes ſey erlaubet den jun- gen Perſonen/ ein anders den wohlverlebten Alten: Ein anders ſey zugelaſſen den vor- nehmen Herꝛen/ ein anders den gemeinen Buͤrgern. So viel das Haͤupt betrifft/ pflegen etz- liche

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/502>, abgerufen am 07.05.2024.