Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

Bild:
<< vorherige Seite

Teutschen Rhetorica.
Ruhm suchen/ fienge an mit starcker Stimm:
Das walt der (das thät er ingleichem Thon/
vnd erhub darauff ein mächtiges Geschrey.)
Himlische Cardinal etc. mit seltzamen Sa-
chen. Jhm wurde das Predigen eingeleget.
Jn Warheit/ ein weiser Redener stellet sich/
als ob er zuvor etwas sitesamer Weise besin-
ne/ vnd fehet dann an seine Worte abzule-
gen.

Zum Andern sol der Redener seinenII.
Eingang mit gelinder/ sanfftmütiger/
niedergeschlagener vnd schamhafftiger
Stimm anheben/ vnd langsam mit der-
selbigen auffsteigen/ biß er das rechte
Mittel erreichet. Dieses bringet dem Re-
dener ein ehrliches Ansehen bey dem Volck/
vnd beweiset/ das solcher vernünfftiglich vnd
bescheidentlich handele: Do dargegen/ der/
welcher mit grossem Geschrey loßbricht/ vor
einen Narren/ oder zum wenigsten/ verwege-
nen Trotzkopff geachtet wird.

Zum Dritten/ ist es Sach/ daß derIII.
Redener aus vnvmbgänglicher Noth
seinen Eingang auff erzürnete Weise
verfasset hat/ wie Cicero gethan in der er-

sten

Teutſchen Rhetorica.
Ruhm ſuchen/ fienge an mit ſtarcker Stimm:
Das walt der (das thaͤt er ingleichem Thon/
vnd erhub darauff ein maͤchtiges Geſchrey.)
Himliſche Cardinal ꝛc. mit ſeltzamen Sa-
chen. Jhm wurde das Predigen eingeleget.
Jn Warheit/ ein weiſer Redener ſtellet ſich/
als ob er zuvor etwas ſiteſamer Weiſe beſin-
ne/ vnd fehet dann an ſeine Worte abzule-
gen.

Zum Andern ſol der Redener ſeinenII.
Eingang mit gelinder/ ſanfftmuͤtiger/
niedergeſchlagener vnd ſchamhafftiger
Stimm anheben/ vnd langſam mit der-
ſelbigen auffſteigen/ biß er das rechte
Mittel erꝛeichet. Dieſes bringet dem Re-
dener ein ehrliches Anſehen bey dem Volck/
vnd beweiſet/ das ſolcher vernuͤnfftiglich vnd
beſcheidentlich handele: Do dargegen/ der/
welcher mit groſſem Geſchrey loßbricht/ vor
einen Narꝛen/ oder zum wenigſten/ verwege-
nen Trotzkopff geachtet wird.

Zum Dritten/ iſt es Sach/ daß derIII.
Redener aus vnvmbgaͤnglicher Noth
ſeinen Eingang auff erzuͤrnete Weiſe
verfaſſet hat/ wie Cicero gethan in der er-

ſten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0497" n="35"/><fw place="top" type="header">Teut&#x017F;chen Rhetorica.</fw><lb/>
Ruhm &#x017F;uchen/ fienge an mit &#x017F;tarcker Stimm:<lb/>
Das walt der (das tha&#x0364;t er ingleichem Thon/<lb/>
vnd erhub darauff ein ma&#x0364;chtiges Ge&#x017F;chrey.)<lb/>
Himli&#x017F;che Cardinal &#xA75B;c. mit &#x017F;eltzamen Sa-<lb/>
chen. Jhm wurde das Predigen eingeleget.<lb/>
Jn Warheit/ ein wei&#x017F;er Redener &#x017F;tellet &#x017F;ich/<lb/>
als ob er zuvor etwas &#x017F;ite&#x017F;amer Wei&#x017F;e be&#x017F;in-<lb/>
ne/ vnd fehet dann an &#x017F;eine Worte abzule-<lb/>
gen.</p><lb/>
          <p>Zum Andern &#x017F;ol der Redener &#x017F;einen<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II</hi>.</hi></note><lb/>
Eingang mit gelinder/ &#x017F;anfftmu&#x0364;tiger/<lb/>
niederge&#x017F;chlagener vnd &#x017F;chamhafftiger<lb/>
Stimm anheben/ vnd lang&#x017F;am mit der-<lb/>
&#x017F;elbigen auff&#x017F;teigen/ biß er das rechte<lb/>
Mittel er&#xA75B;eichet. Die&#x017F;es bringet dem Re-<lb/>
dener ein ehrliches An&#x017F;ehen bey dem Volck/<lb/>
vnd bewei&#x017F;et/ das &#x017F;olcher vernu&#x0364;nfftiglich vnd<lb/>
be&#x017F;cheidentlich handele: Do dargegen/ der/<lb/>
welcher mit gro&#x017F;&#x017F;em Ge&#x017F;chrey loßbricht/ vor<lb/>
einen Nar&#xA75B;en/ oder zum wenig&#x017F;ten/ verwege-<lb/>
nen Trotzkopff geachtet wird.</p><lb/>
          <p>Zum Dritten/ i&#x017F;t es Sach/ daß der<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">III</hi>.</hi></note><lb/>
Redener aus vnvmbga&#x0364;nglicher Noth<lb/>
&#x017F;einen Eingang auff erzu&#x0364;rnete Wei&#x017F;e<lb/>
verfa&#x017F;&#x017F;et hat/ wie Cicero gethan in der er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0497] Teutſchen Rhetorica. Ruhm ſuchen/ fienge an mit ſtarcker Stimm: Das walt der (das thaͤt er ingleichem Thon/ vnd erhub darauff ein maͤchtiges Geſchrey.) Himliſche Cardinal ꝛc. mit ſeltzamen Sa- chen. Jhm wurde das Predigen eingeleget. Jn Warheit/ ein weiſer Redener ſtellet ſich/ als ob er zuvor etwas ſiteſamer Weiſe beſin- ne/ vnd fehet dann an ſeine Worte abzule- gen. Zum Andern ſol der Redener ſeinen Eingang mit gelinder/ ſanfftmuͤtiger/ niedergeſchlagener vnd ſchamhafftiger Stimm anheben/ vnd langſam mit der- ſelbigen auffſteigen/ biß er das rechte Mittel erꝛeichet. Dieſes bringet dem Re- dener ein ehrliches Anſehen bey dem Volck/ vnd beweiſet/ das ſolcher vernuͤnfftiglich vnd beſcheidentlich handele: Do dargegen/ der/ welcher mit groſſem Geſchrey loßbricht/ vor einen Narꝛen/ oder zum wenigſten/ verwege- nen Trotzkopff geachtet wird. II. Zum Dritten/ iſt es Sach/ daß der Redener aus vnvmbgaͤnglicher Noth ſeinen Eingang auff erzuͤrnete Weiſe verfaſſet hat/ wie Cicero gethan in der er- ſten III.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/497
Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/497>, abgerufen am 19.05.2024.