Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

Bild:
<< vorherige Seite

Das 43. vnd letzte Cap. der
ge/ zuvor redest. So werde ich gezwungen
zu reden: Jch muß die Stunden nach ewern
Gefallen außtheilen. Der Richter selbst wird
hiermit in seinem Ampt gehindert oder gar ver-
stossen werden. Was mehr? Du wirst
wol einen Patronen finden/ einen Mann/
der dir vmb alter Dienste willen verbun-
den/ vnd der vnser Gunst vnd Ansehen
wenig achtet.

Bey den Poeten kommet diese Figur nicht
so offt. Bey dem Maronen spricht der jenige/
welcher den Trojanischen Krieg erzehlet:

Vielleichte fraget jhr den alten Prejeman
Was für ein Vngemach/ domahls sey kom-
men an? etc.
Gebrauch.

Aus diesen allen kan ein gelehrter S[tu]-
dent leichtlich abmercken/ wie behutsam der
Redener mit dieser Figur vmbgehen müsse.
Denn so stattlichen Nutzen die Occupation
bringet/ so grossen Schaden kan sie schaffen/
wenn der Redener das Beil zu weit werffen/
oder vber die Schnur hawen wil. Man muß
den Gegentheil nicht so gar kindische
Einwürffe auffdichten/ oder aber so gar
schlimme Gegenreden einführen. Die
Sophisten vermeynen/ sie habenex Privile-
gio impudentiae
Erlaubniß vngeschewet zu-
handeln.


Es

Das 43. vnd letzte Cap. der
ge/ zuvor redeſt. So werde ich gezwungen
zu reden: Jch muß die Stunden nach ewern
Gefallen außtheilen. Der Richter ſelbſt wird
hiermit in ſeinem Ampt gehindert oder gar ver-
ſtoſſen werden. Was mehr? Du wirſt
wol einen Patronen finden/ einen Mañ/
der dir vmb alter Dienſte willen verbun-
den/ vnd der vnſer Gunſt vnd Anſehen
wenig achtet.

Bey den Poeten kommet dieſe Figur nicht
ſo offt. Bey dem Maronen ſpricht der jenige/
welcher den Trojaniſchen Krieg erzehlet:

Vielleichte fraget jhr den alten Prejeman
Was fuͤr ein Vngemach/ domahls ſey kom-
men an? ꝛc.
Gebrauch.

Aus dieſen allen kan ein gelehrter S[tu]-
dent leichtlich abmercken/ wie behutſam der
Redener mit dieſer Figur vmbgehen muͤſſe.
Denn ſo ſtattlichen Nutzen die Occupation
bringet/ ſo groſſen Schaden kan ſie ſchaffen/
wenn der Redener das Beil zu weit werffen/
oder vber die Schnur hawen wil. Man muß
den Gegentheil nicht ſo gar kindiſche
Einwuͤrffe auffdichten/ oder aber ſo gar
ſchlimme Gegenreden einfuͤhren. Die
Sophiſten vermeynen/ ſie habenex Privile-
gio impudentiæ
Erlaubniß vngeſchewet zu-
handeln.


Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0446" n="426"/><fw place="top" type="header">Das 43. vnd letzte Cap. der</fw><lb/>
ge/ zuvor rede&#x017F;t. So werde ich gezwungen<lb/>
zu reden: Jch muß die Stunden nach ewern<lb/>
Gefallen außtheilen. Der Richter &#x017F;elb&#x017F;t wird<lb/>
hiermit in &#x017F;einem Ampt gehindert oder gar ver-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en werden. Was mehr? Du wir&#x017F;t<lb/>
wol einen Patronen finden/ einen Man&#x0303;/<lb/>
der dir vmb alter Dien&#x017F;te willen verbun-<lb/>
den/ vnd der vn&#x017F;er Gun&#x017F;t vnd An&#x017F;ehen<lb/>
wenig achtet.</p><lb/>
        <p>Bey den Poeten kommet die&#x017F;e Figur nicht<lb/>
&#x017F;o offt. Bey dem Maronen &#x017F;pricht der jenige/<lb/>
welcher den Trojani&#x017F;chen Krieg erzehlet:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#fr">Vielleichte fraget jhr den alten Prejeman</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Was fu&#x0364;r ein Vngemach/ domahls &#x017F;ey kom-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">men an? &#xA75B;c.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <note place="left">Gebrauch.</note>
        <p>Aus die&#x017F;en allen kan ein gelehrter S<supplied>tu</supplied>-<lb/>
dent leichtlich abmercken/ wie behut&#x017F;am der<lb/>
Redener mit die&#x017F;er Figur vmbgehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Denn &#x017F;o &#x017F;tattlichen Nutzen die Occupation<lb/>
bringet/ &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Schaden kan &#x017F;ie &#x017F;chaffen/<lb/>
wenn der Redener das Beil zu weit werffen/<lb/>
oder vber die Schnur hawen wil. Man muß<lb/>
den Gegentheil nicht &#x017F;o gar kindi&#x017F;che<lb/>
Einwu&#x0364;rffe auffdichten/ oder aber &#x017F;o gar<lb/>
&#x017F;chlimme Gegenreden einfu&#x0364;hren. Die<lb/>
Sophi&#x017F;ten vermeynen/ &#x017F;ie haben<hi rendition="#aq">ex Privile-<lb/>
gio impudentiæ</hi> Erlaubniß vnge&#x017F;chewet zu-<lb/>
handeln.</p>
        <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[426/0446] Das 43. vnd letzte Cap. der ge/ zuvor redeſt. So werde ich gezwungen zu reden: Jch muß die Stunden nach ewern Gefallen außtheilen. Der Richter ſelbſt wird hiermit in ſeinem Ampt gehindert oder gar ver- ſtoſſen werden. Was mehr? Du wirſt wol einen Patronen finden/ einen Mañ/ der dir vmb alter Dienſte willen verbun- den/ vnd der vnſer Gunſt vnd Anſehen wenig achtet. Bey den Poeten kommet dieſe Figur nicht ſo offt. Bey dem Maronen ſpricht der jenige/ welcher den Trojaniſchen Krieg erzehlet: Vielleichte fraget jhr den alten Prejeman Was fuͤr ein Vngemach/ domahls ſey kom- men an? ꝛc. Aus dieſen allen kan ein gelehrter Stu- dent leichtlich abmercken/ wie behutſam der Redener mit dieſer Figur vmbgehen muͤſſe. Denn ſo ſtattlichen Nutzen die Occupation bringet/ ſo groſſen Schaden kan ſie ſchaffen/ wenn der Redener das Beil zu weit werffen/ oder vber die Schnur hawen wil. Man muß den Gegentheil nicht ſo gar kindiſche Einwuͤrffe auffdichten/ oder aber ſo gar ſchlimme Gegenreden einfuͤhren. Die Sophiſten vermeynen/ ſie habenex Privile- gio impudentiæ Erlaubniß vngeſchewet zu- handeln. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/446
Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/446>, abgerufen am 25.11.2024.