Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Das 36. Cap. der

ruff: So grosse Ehr ist von gelehrten/
weisen/ vnd scharffsinnigen Menschen
den guten Schrifften angethan worden.

Wenn diese zwey Stück vnter die Ruff-
Figur gehören sollen/ sihet der gelehrte Stu-
dent/ das biß weilen die Zeichen von der Ruff-
Figur bleiben können. So sagete auff eine
Zeit der berühmbte Professor: Die Fi-
sche/ wenn sie außerhalb der Reusen
seyn/ trachten/ wie sie hinein kommen
mögen: Wenn sie in den Reusen sie-
cken/ versuchen/ wie sie heraus schlei-
chen mögen: Also auch die junge
Bursch/ weil sie ausser der Ehe leben/
trachten/ wie sie Weiber bekommen/
wenn sie an die Weiber gebunden seyn/
wündschen sie daß sie ausser der Ehe blie-
ben weren. So grosse Vnöestendigkeit/
starcke Thorheit/ vnd widerwertige Boßheit/
lesset sich bey der Jugend spüren.

Parrhesia/
was sey.

Etzliche vnterstehen sich hieher zuziehen
die Parrhesia/ wenn der Redener mit son-
derbahrer Frewdigkeit etwas heraus sa-
get. Cicero: Jch wil jetzunder desto ge-
troster reden/ weil ich mich vnterstehe/

etzliche

Das 36. Cap. der

ruff: So groſſe Ehr iſt von gelehrten/
weiſen/ vnd ſcharffſinnigen Menſchen
den guten Schrifften angethan worden.

Wenn dieſe zwey Stuͤck vnter die Ruff-
Figur gehoͤren ſollen/ ſihet der gelehrte Stu-
dent/ das biß weilen die Zeichen von der Ruff-
Figur bleiben koͤnnen. So ſagete auff eine
Zeit der beruͤhmbte Profeſſor: Die Fi-
ſche/ wenn ſie außerhalb der Reuſen
ſeyn/ trachten/ wie ſie hinein kommen
moͤgen: Wenn ſie in den Reuſen ſie-
cken/ verſuchen/ wie ſie heraus ſchlei-
chen moͤgen: Alſo auch die junge
Burſch/ weil ſie auſſer der Ehe leben/
trachten/ wie ſie Weiber bekommen/
wenn ſie an die Weiber gebunden ſeyn/
wuͤndſchen ſie daß ſie auſſer der Ehe blie-
ben weren. So groſſe Vnoͤeſtendigkeit/
ſtarcke Thorheit/ vnd widerwertige Boßheit/
leſſet ſich bey der Jugend ſpuͤren.

Parrheſia/
was ſey.

Etzliche vnterſtehen ſich hieher zuziehen
die Parꝛheſia/ wenn der Redener mit ſon-
derbahrer Frewdigkeit etwas heraus ſa-
get. Cicero: Jch wil jetzunder deſto ge-
troſter reden/ weil ich mich vnterſtehe/

etzliche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0378" n="358"/><fw place="top" type="header">Das 36. Cap. der</fw><lb/>
ruff: So gro&#x017F;&#x017F;e Ehr i&#x017F;t von gelehrten/<lb/>
wei&#x017F;en/ vnd &#x017F;charff&#x017F;innigen Men&#x017F;chen<lb/>
den guten Schrifften angethan worden.</p><lb/>
        <p>Wenn die&#x017F;e zwey Stu&#x0364;ck vnter die Ruff-<lb/>
Figur geho&#x0364;ren &#x017F;ollen/ &#x017F;ihet der gelehrte Stu-<lb/>
dent/ das biß weilen die Zeichen von der Ruff-<lb/>
Figur bleiben ko&#x0364;nnen. So &#x017F;agete auff eine<lb/>
Zeit der beru&#x0364;hmbte <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;or:</hi> Die Fi-<lb/>
&#x017F;che/ wenn &#x017F;ie außerhalb der Reu&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eyn/ trachten/ wie &#x017F;ie hinein kommen<lb/>
mo&#x0364;gen: Wenn &#x017F;ie in den Reu&#x017F;en &#x017F;ie-<lb/>
cken/ ver&#x017F;uchen/ wie &#x017F;ie heraus &#x017F;chlei-<lb/>
chen mo&#x0364;gen: Al&#x017F;o auch die junge<lb/>
Bur&#x017F;ch/ weil &#x017F;ie au&#x017F;&#x017F;er der Ehe leben/<lb/>
trachten/ wie &#x017F;ie Weiber bekommen/<lb/>
wenn &#x017F;ie an die Weiber gebunden &#x017F;eyn/<lb/>
wu&#x0364;nd&#x017F;chen &#x017F;ie daß &#x017F;ie au&#x017F;&#x017F;er der Ehe blie-<lb/>
ben weren. So gro&#x017F;&#x017F;e Vno&#x0364;e&#x017F;tendigkeit/<lb/>
&#x017F;tarcke Thorheit/ vnd widerwertige Boßheit/<lb/>
le&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich bey der Jugend &#x017F;pu&#x0364;ren.</p><lb/>
        <note place="left">Parrhe&#x017F;ia/<lb/>
was &#x017F;ey.</note>
        <p>Etzliche vnter&#x017F;tehen &#x017F;ich hieher zuziehen<lb/>
die Par&#xA75B;he&#x017F;ia/ wenn der Redener mit &#x017F;on-<lb/>
derbahrer Frewdigkeit etwas heraus &#x017F;a-<lb/>
get. Cicero: Jch wil jetzunder de&#x017F;to ge-<lb/>
tro&#x017F;ter reden/ weil ich mich vnter&#x017F;tehe/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">etzliche</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[358/0378] Das 36. Cap. der ruff: So groſſe Ehr iſt von gelehrten/ weiſen/ vnd ſcharffſinnigen Menſchen den guten Schrifften angethan worden. Wenn dieſe zwey Stuͤck vnter die Ruff- Figur gehoͤren ſollen/ ſihet der gelehrte Stu- dent/ das biß weilen die Zeichen von der Ruff- Figur bleiben koͤnnen. So ſagete auff eine Zeit der beruͤhmbte Profeſſor: Die Fi- ſche/ wenn ſie außerhalb der Reuſen ſeyn/ trachten/ wie ſie hinein kommen moͤgen: Wenn ſie in den Reuſen ſie- cken/ verſuchen/ wie ſie heraus ſchlei- chen moͤgen: Alſo auch die junge Burſch/ weil ſie auſſer der Ehe leben/ trachten/ wie ſie Weiber bekommen/ wenn ſie an die Weiber gebunden ſeyn/ wuͤndſchen ſie daß ſie auſſer der Ehe blie- ben weren. So groſſe Vnoͤeſtendigkeit/ ſtarcke Thorheit/ vnd widerwertige Boßheit/ leſſet ſich bey der Jugend ſpuͤren. Etzliche vnterſtehen ſich hieher zuziehen die Parꝛheſia/ wenn der Redener mit ſon- derbahrer Frewdigkeit etwas heraus ſa- get. Cicero: Jch wil jetzunder deſto ge- troſter reden/ weil ich mich vnterſtehe/ etzliche

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/378
Zitationshilfe:	Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/378>, abgerufen am 25.07.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.