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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Teutschen Rhetorica.
gering geendert wird/ oder aber in seinen
Syllaben zwar vngeendert bleibet/ aber in ei-
ner andern Bedeutung widerholet wird. Sie
sagen auch es sey ein Ploce, wenn ein Wort
in seinen Syllaben bestendig bleibet/ aber
zweymahl gesetzet wird/ erstlich vor die Per-
son/ darnach vor die Sitten vnd Eygen-
schafften der Person. Exempel werden bey-
de Arten lehren/ wie folget.

Jm vorgehenden Capitel ist allbereit ein
Exempel angeführet aus dem Gymnastischen
Gesang:

Denn wer nicht will vmbkehren
Den will Gott gantz vmb kehren

Allda heisset/ vmbkehren/ erstlich Busse
thun/ darnach austilgen.

Item: Es weren auff Erden viel der
Frommen/ wenn sie nur haben könten jhren
Frommen. Allhier wird das Wort From-
men/ verstanden/ erstlich von vielen guten
Leuten/ darnach von einen guten Nutzen.

Cicero saget von dem Scipionen: Er
war niemahls weniger müssig/ als wenn er
war müssig. Nemlich Scipio war niemals
weniger müssig an dem Gemüthe/ als wenn
er war müssig nach dem Leibe.

Item:

Teutſchen Rhetorica.
gering geendert wird/ oder aber in ſeinen
Syllaben zwar vngeendert bleibet/ aber in ei-
ner andern Bedeutung widerholet wird. Sie
ſagen auch es ſey ein Ploce, wenn ein Wort
in ſeinen Syllaben beſtendig bleibet/ aber
zweymahl geſetzet wird/ erſtlich vor die Per-
ſon/ darnach vor die Sitten vnd Eygen-
ſchafften der Perſon. Exempel werden bey-
de Arten lehren/ wie folget.

Jm vorgehenden Capitel iſt allbereit ein
Exempel angefuͤhret aus dem Gymnaſtiſchen
Geſang:

Denn wer nicht will vmbkehren
Den will Gott gantz vmb kehren

Allda heiſſet/ vmbkehren/ erſtlich Buſſe
thun/ darnach austilgen.

Item: Es weren auff Erden viel der
Frommen/ wenn ſie nur haben koͤnten jhren
Frommen. Allhier wird das Wort From-
men/ verſtanden/ erſtlich von vielen guten
Leuten/ darnach von einen guten Nutzen.

Cicero ſaget von dem Scipionen: Er
war niemahls weniger muͤſſig/ als wenn er
war muͤſſig. Nemlich Scipio war niemals
weniger muͤſſig an dem Gemuͤthe/ als wenn
er war muͤſſig nach dem Leibe.

Item:
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[335/0355] Teutſchen Rhetorica. gering geendert wird/ oder aber in ſeinen Syllaben zwar vngeendert bleibet/ aber in ei- ner andern Bedeutung widerholet wird. Sie ſagen auch es ſey ein Ploce, wenn ein Wort in ſeinen Syllaben beſtendig bleibet/ aber zweymahl geſetzet wird/ erſtlich vor die Per- ſon/ darnach vor die Sitten vnd Eygen- ſchafften der Perſon. Exempel werden bey- de Arten lehren/ wie folget. Jm vorgehenden Capitel iſt allbereit ein Exempel angefuͤhret aus dem Gymnaſtiſchen Geſang: Denn wer nicht will vmbkehren Den will Gott gantz vmb kehren Allda heiſſet/ vmbkehren/ erſtlich Buſſe thun/ darnach austilgen. Item: Es weren auff Erden viel der Frommen/ wenn ſie nur haben koͤnten jhren Frommen. Allhier wird das Wort From- men/ verſtanden/ erſtlich von vielen guten Leuten/ darnach von einen guten Nutzen. Cicero ſaget von dem Scipionen: Er war niemahls weniger muͤſſig/ als wenn er war muͤſſig. Nemlich Scipio war niemals weniger muͤſſig an dem Gemuͤthe/ als wenn er war muͤſſig nach dem Leibe. Item:

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/355>, abgerufen am 18.05.2024.