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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Teutschen Rhetorica.
Vnd stutze vor dir her wie vor eim stoltzen
Herren
Du andern wartest auff/ vnd bleibest gar nicht
ferren:
Drumb in der Slaverey Jch dir vergleiche
mich.

Diese Art der Epistrophen mag in der
Poeterey passiren/ lesset auch sich wohl setzen/
zumahln weiln sie aus einem scharffsinnigen
Häupte entspringet.

Ein anders/ haben wir herrliche Gesund-
heit? GOTT hat sie gegeben. Haben wir
herrliche Ehren? GOTT hat sie gegeben.
Haben wir redliche Freunde? GOtt hat sie
gegeben/ darumb/ wenn solcher Stücke noch
viel tausend weren/ GOtt hat sie gegeben.

Aus dem Apulejen. Lobestu einen/ daß er
Edel sey? Der Krieg kan jhn zum schnöden
Knechte machen. Lobestu einen/ daß er reich
sey? Das Vnglück kan jhn arm machen.
Lobestu einen/ daß er starck sey? Die Kranck-
heit kan jhn schwach machen. Lobestu einen/
daß er behende sey? Das Alter kan jhn lang-
sam machen. Lobestu einen daß er schön sey?
Ein Vnfall kan jhn heßlich machen. Lobestu
einen/ daß er tugendhafft vnd gelehrt sey? Der
Ruhm bestehet vor einen Mann: Denn die-
ser Ruhm ist nicht von den Eltern ererbet/

nicht
Teutſchen Rhetorica.
Vnd ſtutze vor dir her wie vor eim ſtoltzen
Herꝛen
Du andern warteſt auff/ vnd bleibeſt gar nicht
ferꝛen:
Drumb in der Slaverey Jch dir vergleiche
mich.

Dieſe Art der Epiſtrophen mag in der
Poeterey paſſiren/ leſſet auch ſich wohl ſetzen/
zumahln weiln ſie aus einem ſcharffſinnigen
Haͤupte entſpringet.

Ein anders/ haben wir herꝛliche Geſund-
heit? GOTT hat ſie gegeben. Haben wir
herꝛliche Ehren? GOTT hat ſie gegeben.
Haben wir redliche Freunde? GOtt hat ſie
gegeben/ darumb/ wenn ſolcher Stuͤcke noch
viel tauſend weren/ GOtt hat ſie gegeben.

Aus dem Apulejen. Lobeſtu einen/ daß er
Edel ſey? Der Krieg kan jhn zum ſchnoͤden
Knechte machen. Lobeſtu einen/ daß er reich
ſey? Das Vngluͤck kan jhn arm machen.
Lobeſtu einen/ daß er ſtarck ſey? Die Kranck-
heit kan jhn ſchwach machen. Lobeſtu einen/
daß er behende ſey? Das Alter kan jhn lang-
ſam machen. Lobeſtu einen daß er ſchoͤn ſey?
Ein Vnfall kan jhn heßlich machen. Lobeſtu
einen/ daß er tugendhafft vnd gelehrt ſey? Der
Ruhm beſtehet vor einen Mann: Denn die-
ſer Ruhm iſt nicht von den Eltern ererbet/

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[299/0319] Teutſchen Rhetorica. Vnd ſtutze vor dir her wie vor eim ſtoltzen Herꝛen Du andern warteſt auff/ vnd bleibeſt gar nicht ferꝛen: Drumb in der Slaverey Jch dir vergleiche mich. Dieſe Art der Epiſtrophen mag in der Poeterey paſſiren/ leſſet auch ſich wohl ſetzen/ zumahln weiln ſie aus einem ſcharffſinnigen Haͤupte entſpringet. Ein anders/ haben wir herꝛliche Geſund- heit? GOTT hat ſie gegeben. Haben wir herꝛliche Ehren? GOTT hat ſie gegeben. Haben wir redliche Freunde? GOtt hat ſie gegeben/ darumb/ wenn ſolcher Stuͤcke noch viel tauſend weren/ GOtt hat ſie gegeben. Aus dem Apulejen. Lobeſtu einen/ daß er Edel ſey? Der Krieg kan jhn zum ſchnoͤden Knechte machen. Lobeſtu einen/ daß er reich ſey? Das Vngluͤck kan jhn arm machen. Lobeſtu einen/ daß er ſtarck ſey? Die Kranck- heit kan jhn ſchwach machen. Lobeſtu einen/ daß er behende ſey? Das Alter kan jhn lang- ſam machen. Lobeſtu einen daß er ſchoͤn ſey? Ein Vnfall kan jhn heßlich machen. Lobeſtu einen/ daß er tugendhafft vnd gelehrt ſey? Der Ruhm beſtehet vor einen Mann: Denn die- ſer Ruhm iſt nicht von den Eltern ererbet/ nicht

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/319>, abgerufen am 17.05.2024.