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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 1. Cap. der
Daher find
die Hasser
in Schimpff
gerathen.
dioten offenbahret hat. Auff welches erfol-
get/ daß diejenigen Völcker/ welche die Teut-
sche Sprach/ als eine Barbarische vnd vie-
hische verachtet/ bey der erbarn Welt zu-
schanden worden/ vber jhre eygene Thorheit
zeugen/ vnd auff jhre lästerliche Vnsinnig-
keit zeigen müssen. Dann ob zwar die
Teutschen jhre Sprach nicht aus den
Büchern suchen/ sondern aus der einge-
pflantzten Natur nehmen: Nicht von
dem Meister studiren/ sondern von den
Ammen lernen: nicht in den Schulen
aus dem Munde der Lehren fassen/ son-
dern in der Wiegen aus den Brüsten
der Mutter saugen/ nach dem dapffern
Exempel der Wolgebornen Gracchen
zu Rom: Jst sie doch darumb nicht zuver-
schmehen/ aber zubeklagen/ daß Leute seyn/
welche/ wenn sie die Heroische Rede nicht
bringen können aus den vngeschickten Ra-
chen/ dieselbige verfolgen mit dem graw-
samen Händen.

Schadet
nicht/ daß sie
am Anfang
grob gewe-
en.

Wir finden in den Historien/ wie heß-
lich vnd bäurisch die Lateinisch Sprach im
Anfang gewesen/ so heßlich vnd bäurisch/ daß

zur

Das 1. Cap. der
Daher find
die Haſſer
in Schimpff
gerathen.
dioten offenbahret hat. Auff welches erfol-
get/ daß diejenigen Voͤlcker/ welche die Teut-
ſche Sprach/ als eine Barbariſche vnd vie-
hiſche verachtet/ bey der erbarn Welt zu-
ſchanden worden/ vber jhre eygene Thorheit
zeugen/ vnd auff jhre laͤſterliche Vnſinnig-
keit zeigen muͤſſen. Dann ob zwar die
Teutſchen jhre Sprach nicht aus den
Buͤchern ſuchen/ ſondern aus der einge-
pflantzten Natur nehmen: Nicht von
dem Meiſter ſtudiren/ ſondern von den
Ammen lernen: nicht in den Schulen
aus dem Munde der Lehren faſſen/ ſon-
dern in der Wiegen aus den Bruͤſten
der Mutter ſaugen/ nach dem dapffern
Exempel der Wolgebornen Gracchen
zu Rom: Jſt ſie doch darumb nicht zuver-
ſchmehen/ aber zubeklagen/ daß Leute ſeyn/
welche/ wenn ſie die Heroiſche Rede nicht
bringen koͤnnen aus den vngeſchickten Ra-
chen/ dieſelbige verfolgen mit dem graw-
ſamen Haͤnden.

Schadet
nicht/ daß ſie
am Anfang
grob gewe-
en.

Wir finden in den Hiſtorien/ wie heß-
lich vnd baͤuriſch die Lateiniſch Sprach im
Anfang geweſen/ ſo heßlich vnd baͤuriſch/ daß

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[2/0022] Das 1. Cap. der dioten offenbahret hat. Auff welches erfol- get/ daß diejenigen Voͤlcker/ welche die Teut- ſche Sprach/ als eine Barbariſche vnd vie- hiſche verachtet/ bey der erbarn Welt zu- ſchanden worden/ vber jhre eygene Thorheit zeugen/ vnd auff jhre laͤſterliche Vnſinnig- keit zeigen muͤſſen. Dann ob zwar die Teutſchen jhre Sprach nicht aus den Buͤchern ſuchen/ ſondern aus der einge- pflantzten Natur nehmen: Nicht von dem Meiſter ſtudiren/ ſondern von den Ammen lernen: nicht in den Schulen aus dem Munde der Lehren faſſen/ ſon- dern in der Wiegen aus den Bruͤſten der Mutter ſaugen/ nach dem dapffern Exempel der Wolgebornen Gracchen zu Rom: Jſt ſie doch darumb nicht zuver- ſchmehen/ aber zubeklagen/ daß Leute ſeyn/ welche/ wenn ſie die Heroiſche Rede nicht bringen koͤnnen aus den vngeſchickten Ra- chen/ dieſelbige verfolgen mit dem graw- ſamen Haͤnden. Daher find die Haſſer in Schimpff gerathen. Wir finden in den Hiſtorien/ wie heß- lich vnd baͤuriſch die Lateiniſch Sprach im Anfang geweſen/ ſo heßlich vnd baͤuriſch/ daß zur

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/22>, abgerufen am 28.04.2024.