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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Teutschen Rhetorica
tige Entzündung nicht nur eine Stadt/ son-
dern die weite vnd breite Welt/ in Ablegung
deß vnfletigen Sünden Alters in der newge-
bornen Tugendzier wider jung wurde. Jhr
als der seligen Ewigkeit/ aus den fetten Hu-
mor der Gottseligen Threnen gezogene Ker-
tzen/ seyd höher gestiegen/ schöner erglän-
tzet.

Der Adeler/ wann er sich biß an die Wol-
cken auffs höchste geschwungen hat/ vnd ist
durch Hülff seiner Flügel an den Ort gelan-
get/ da es weder regnet noch schneyet/ da die
Blitzen werden leuchten/ noch die Donner
krachen/ nemlich in dem Boden/ also zure-
den/ der warmen Lufft vnd der Spitze deß
kalten Winters. Wann denn der Adeler
dahin gelanget/ schwinget er seinen Helden-
mutigen Leib bald zur Rechten bald zur Lin-
cken/ v. verkehret die gewaltige Flügel wohin
es jhn belustiget/ darzu jhm der Schwantz/
als ein Segelbaum dienet. Von dannen vber-
sihet er alleding allda wiewol von fernen durch
der vnverdrossene vnd allezeit fertige Ruder
seiner Flügel gleichsfals in einen langsam vnd
tieff nachdencklichen Flug bleibet er an einem
Ort behangen/ jedes zubeschawen; vnd suchet

fügli-

Teutſchen Rhetorica
tige Entzuͤndung nicht nur eine Stadt/ ſon-
dern die weite vnd breite Welt/ in Ablegung
deß vnfletigen Suͤnden Alters in der newge-
bornen Tugendzier wider jung wurde. Jhr
als der ſeligen Ewigkeit/ aus den fetten Hu-
mor der Gottſeligen Threnen gezogene Ker-
tzen/ ſeyd hoͤher geſtiegen/ ſchoͤner erglaͤn-
tzet.

Der Adeler/ wann er ſich biß an die Wol-
cken auffs hoͤchſte geſchwungen hat/ vnd iſt
durch Huͤlff ſeiner Fluͤgel an den Ort gelan-
get/ da es weder regnet noch ſchneyet/ da die
Blitzen werden leuchten/ noch die Donner
krachen/ nemlich in dem Boden/ alſo zure-
den/ der warmen Lufft vnd der Spitze deß
kalten Winters. Wann denn der Adeler
dahin gelanget/ ſchwinget er ſeinen Helden-
mutigen Leib bald zur Rechten bald zur Lin-
cken/ v. verkehret die gewaltige Fluͤgel wohin
es jhn beluſtiget/ darzu jhm der Schwantz/
als ein Segelbaum dienet. Von dañen vber-
ſihet er alleding allda wiewol von fernen durch
der vnverdroſſene vnd allezeit fertige Ruder
ſeiner Fluͤgel gleichsfals in einen langſam vñ
tieff nachdencklichen Flug bleibet er an einem
Ort behangen/ jedes zubeſchawen; vnd ſuchet

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[159/0179] Teutſchen Rhetorica tige Entzuͤndung nicht nur eine Stadt/ ſon- dern die weite vnd breite Welt/ in Ablegung deß vnfletigen Suͤnden Alters in der newge- bornen Tugendzier wider jung wurde. Jhr als der ſeligen Ewigkeit/ aus den fetten Hu- mor der Gottſeligen Threnen gezogene Ker- tzen/ ſeyd hoͤher geſtiegen/ ſchoͤner erglaͤn- tzet. Der Adeler/ wann er ſich biß an die Wol- cken auffs hoͤchſte geſchwungen hat/ vnd iſt durch Huͤlff ſeiner Fluͤgel an den Ort gelan- get/ da es weder regnet noch ſchneyet/ da die Blitzen werden leuchten/ noch die Donner krachen/ nemlich in dem Boden/ alſo zure- den/ der warmen Lufft vnd der Spitze deß kalten Winters. Wann denn der Adeler dahin gelanget/ ſchwinget er ſeinen Helden- mutigen Leib bald zur Rechten bald zur Lin- cken/ v. verkehret die gewaltige Fluͤgel wohin es jhn beluſtiget/ darzu jhm der Schwantz/ als ein Segelbaum dienet. Von dañen vber- ſihet er alleding allda wiewol von fernen durch der vnverdroſſene vnd allezeit fertige Ruder ſeiner Fluͤgel gleichsfals in einen langſam vñ tieff nachdencklichen Flug bleibet er an einem Ort behangen/ jedes zubeſchawen; vnd ſuchet fuͤgli-

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/179>, abgerufen am 03.05.2024.