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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 15. Cap. der
Worten ausspricht. Gehöret demnach vn-
ter die Jroney/ von welcher in dem eylfften
Capitel gehandelt worden. Jener bey dem
Terentzen saget: Sie mögen ein gut Jahr
haben/ welche Vneinigkeit zwischen vns
stiefften wollen. Das ist: Es mag die je-
nigen alles Vnglück anstossen/ welche
Vneinigkeit zwischen vns stiefften wollen.
Von dem Hiob stehet geschrieben: Meine
Kinder möchten gesündiget/ vnd Gott ge-
segnet haben in jhren Hertzen. Gesegnet/
das ist/ gefluchet.

Es erinnert der hochgelehrte Vossius/ es
werden Exempel gefunden/ in welchen keine
Jroney zuspüren/ als wenn man die Ver-
storbenen nennet die Seeligen/ inmassen
heutiges Tages die Türcken thun/ vnd alle in
dem Streit erlegete Soldaten vnter die
Sehid rechnen/ vnd die Seeligen heissen.
Jngleichen wenn die Welschen jhre leicht-
fertige vnd vnflätige Bälge/ die Gespie-
linnen heissen.

Ebener massen saget auch der gemeine
Mann; Er ist es gewesen. Das ist: Er
ist verdorben/ abgesetzet/ verarmet/ ge-

stor-

Das 15. Cap. der
Worten ausſpricht. Gehoͤret demnach vn-
ter die Jroney/ von welcher in dem eylfften
Capitel gehandelt worden. Jener bey dem
Terentzen ſaget: Sie moͤgen ein gut Jahr
haben/ welche Vneinigkeit zwiſchen vns
ſtiefften wollen. Das iſt: Es mag die je-
nigen alles Vngluͤck anſtoſſen/ welche
Vneinigkeit zwiſchen vns ſtiefften wollen.
Von dem Hiob ſtehet geſchrieben: Meine
Kinder moͤchten geſuͤndiget/ vnd Gott ge-
ſegnet haben in jhren Hertzen. Geſegnet/
das iſt/ gefluchet.

Es erinnert der hochgelehrte Voſſius/ es
werden Exempel gefunden/ in welchen keine
Jroney zuſpuͤren/ als wenn man die Ver-
ſtorbenen nennet die Seeligen/ inmaſſen
heutiges Tages die Tuͤrcken thun/ vnd alle in
dem Streit erlegete Soldaten vnter die
Sehid rechnen/ vnd die Seeligen heiſſen.
Jngleichen wenn die Welſchen jhre leicht-
fertige vnd vnflaͤtige Baͤlge/ die Geſpie-
linnen heiſſen.

Ebener maſſen ſaget auch der gemeine
Mann; Er iſt es geweſen. Das iſt: Er
iſt verdorben/ abgeſetzet/ verarmet/ ge-

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[148/0168] Das 15. Cap. der Worten ausſpricht. Gehoͤret demnach vn- ter die Jroney/ von welcher in dem eylfften Capitel gehandelt worden. Jener bey dem Terentzen ſaget: Sie moͤgen ein gut Jahr haben/ welche Vneinigkeit zwiſchen vns ſtiefften wollen. Das iſt: Es mag die je- nigen alles Vngluͤck anſtoſſen/ welche Vneinigkeit zwiſchen vns ſtiefften wollen. Von dem Hiob ſtehet geſchrieben: Meine Kinder moͤchten geſuͤndiget/ vnd Gott ge- ſegnet haben in jhren Hertzen. Geſegnet/ das iſt/ gefluchet. Es erinnert der hochgelehrte Voſſius/ es werden Exempel gefunden/ in welchen keine Jroney zuſpuͤren/ als wenn man die Ver- ſtorbenen nennet die Seeligen/ inmaſſen heutiges Tages die Tuͤrcken thun/ vnd alle in dem Streit erlegete Soldaten vnter die Sehid rechnen/ vnd die Seeligen heiſſen. Jngleichen wenn die Welſchen jhre leicht- fertige vnd vnflaͤtige Baͤlge/ die Geſpie- linnen heiſſen. Ebener maſſen ſaget auch der gemeine Mann; Er iſt es geweſen. Das iſt: Er iſt verdorben/ abgeſetzet/ verarmet/ ge- ſtor-

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/168>, abgerufen am 24.11.2024.