Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

Bild:
<< vorherige Seite
Teutschen Rhetorica
Das 12. Capitel.
Von denen Stücken oder Bey-
geschlechten/ welche ein Verwand-
niß haben mit den Tro-
pen.

DRoben haben wir die Beyge-
schlechte der Tropen erzehlet/ fol-
get/ daß sie nunmehr deutlich er-
kläret werden. An der Ord-
nung ist nicht viel gelegen/ den Anfang ma-
chen wir von dem/ welches bey den Redenern
Catachresis heisset.

Es ist aber ein Catachresis/ wenn einWas Ca-
tachresis
sey.

Wort fast gar zu hart wider seine ey-
gentliche Bedeutung gebrauchet wird/
Als wenn der Poet saget:

Wenn meine arme Seel den Schmertzen hette
hoffen
Können/ der das Gemüht mit Augst/ das Hertz
getroffen
Mit leiden ohne Maß/ so wüste ich dabey
Wie man ertragen solt/ deß Vnglücks Mordge-
schrey/

Allhier stehet den Schmertzen hoffen/
für den Schmertzen furchten: Sintemahl

kein
Teutſchen Rhetorica
Das 12. Capitel.
Von denen Stuͤcken oder Bey-
geſchlechten/ welche ein Verwand-
niß haben mit den Tro-
pen.

DRoben haben wir die Beyge-
ſchlechte der Tropen erzehlet/ fol-
get/ daß ſie nunmehr deutlich er-
klaͤret werden. An der Ord-
nung iſt nicht viel gelegen/ den Anfang ma-
chen wir von dem/ welches bey den Redenern
Catachreſis heiſſet.

Es iſt aber ein Catachreſis/ wenn einWas Ca-
tachreſis
ſey.

Wort faſt gar zu hart wider ſeine ey-
gentliche Bedeutung gebrauchet wird/
Als wenn der Poet ſaget:

Wenn meine arme Seel den Schmertzen hette
hoffen
Koͤnnen/ der das Gemuͤht mit Augſt/ das Hertz
getroffen
Mit leiden ohne Maß/ ſo wuͤſte ich dabey
Wie man ertragen ſolt/ deß Vngluͤcks Mordge-
ſchrey/

Allhier ſtehet den Schmertzen hoffen/
fuͤr den Schmertzen furchten: Sintemahl

kein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0143" n="123"/>
      <fw place="top" type="header">Teut&#x017F;chen Rhetorica</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das 12. Capitel.<lb/><hi rendition="#in">V</hi>on denen <hi rendition="#in">S</hi>tu&#x0364;cken oder Bey-<lb/>
ge&#x017F;chlechten/ welche ein Verwand-<lb/>
niß haben mit den Tro-<lb/>
pen.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>Roben haben wir die Beyge-<lb/>
&#x017F;chlechte der Tropen erzehlet/ fol-<lb/>
get/ daß &#x017F;ie nunmehr deutlich er-<lb/>
kla&#x0364;ret werden. An der Ord-<lb/>
nung i&#x017F;t nicht viel gelegen/ den Anfang ma-<lb/>
chen wir von dem/ welches bey den Redenern<lb/>
Catachre&#x017F;is hei&#x017F;&#x017F;et.</p><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t aber ein Catachre&#x017F;is/ wenn ein<note place="right">Was Ca-<lb/>
tachre&#x017F;is<lb/>
&#x017F;ey.</note><lb/>
Wort fa&#x017F;t gar zu hart wider &#x017F;eine ey-<lb/>
gentliche Bedeutung gebrauchet wird/<lb/>
Als wenn der Poet &#x017F;aget:</p><lb/>
        <lg rendition="#fr" type="poem">
          <l>Wenn meine arme Seel den Schmertzen hette</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">hoffen</hi> </l><lb/>
          <l>Ko&#x0364;nnen/ der das Gemu&#x0364;ht mit Aug&#x017F;t/ das Hertz</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">getroffen</hi> </l><lb/>
          <l>Mit leiden ohne Maß/ &#x017F;o wu&#x0364;&#x017F;te ich dabey</l><lb/>
          <l>Wie man ertragen &#x017F;olt/ deß Vnglu&#x0364;cks Mordge-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chrey/</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Allhier &#x017F;tehet den Schmertzen hoffen/<lb/>
fu&#x0364;r den Schmertzen furchten: Sintemahl<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0143] Teutſchen Rhetorica Das 12. Capitel. Von denen Stuͤcken oder Bey- geſchlechten/ welche ein Verwand- niß haben mit den Tro- pen. DRoben haben wir die Beyge- ſchlechte der Tropen erzehlet/ fol- get/ daß ſie nunmehr deutlich er- klaͤret werden. An der Ord- nung iſt nicht viel gelegen/ den Anfang ma- chen wir von dem/ welches bey den Redenern Catachreſis heiſſet. Es iſt aber ein Catachreſis/ wenn ein Wort faſt gar zu hart wider ſeine ey- gentliche Bedeutung gebrauchet wird/ Als wenn der Poet ſaget: Was Ca- tachreſis ſey. Wenn meine arme Seel den Schmertzen hette hoffen Koͤnnen/ der das Gemuͤht mit Augſt/ das Hertz getroffen Mit leiden ohne Maß/ ſo wuͤſte ich dabey Wie man ertragen ſolt/ deß Vngluͤcks Mordge- ſchrey/ Allhier ſtehet den Schmertzen hoffen/ fuͤr den Schmertzen furchten: Sintemahl kein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/143
Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/143>, abgerufen am 03.05.2024.