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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 9. Cap. der
V.

Zum Fünfften ist ein Metonymia/ wenn
der Redner das Zeichen nennet/ muß aber das
Ding verstanden werden/ was dadurch be-
zeichnet wird. Als wenn ich sage: Absolon
hat seinen Vatter nach Scepter vnd Cron
getrachtet/ das ist/ nach dem Königreich:
Den Scepter vnd Cron sein Zeichen vnd
Zierden deß Königreichs. Oder/ wenn der
Redner das Werckzeug nennet/ muß aber
verstanden werden dasienige/ welches sich der
Werckzeug gebrauchet. Als wenn ich sage:
Die Auffrührer haben der Obrigkeit das
Schwerdt genommen/ das ist die Herr-
schafft vnd Gewalt/ weil das Schwerdt ist
ein Werckzeug der Herrschafft vnd Gewalt.

VI.

Zum Sechsten ist ein Metonymia/ Wenn
der Redner die Eygenschafft nennet/ muß a-
ber das Ding/ an welchen die Eygen-
schafft sich findet/ verstanden werden: Oder
wenn er nennet die Tugend vnd Laster/
vnd verstehet doch inmittels die Person:
Als wenn ich sage: Du bist die Boßheit
selbsten/ das ist/ höse: Du bist die Falsch-
heit selbsten/ das ist/ du bist falsch. Nem-
lich/ weil an dem Dinge welches böß ist/ vn-

fehl-
Das 9. Cap. der
V.

Zum Fuͤnfften iſt ein Metonymia/ wenn
der Redner das Zeichen nennet/ muß aber das
Ding verſtanden werden/ was dadurch be-
zeichnet wird. Als wenn ich ſage: Abſolon
hat ſeinen Vatter nach Scepter vnd Cron
getrachtet/ das iſt/ nach dem Koͤnigreich:
Den Scepter vnd Cron ſein Zeichen vnd
Zierden deß Koͤnigreichs. Oder/ wenn der
Redner das Werckzeug nennet/ muß aber
verſtanden werden dasienige/ welches ſich der
Werckzeug gebrauchet. Als wenn ich ſage:
Die Auffruͤhrer haben der Obrigkeit das
Schwerdt genommen/ das iſt die Herꝛ-
ſchafft vnd Gewalt/ weil das Schwerdt iſt
ein Werckzeug der Herꝛſchafft vnd Gewalt.

VI.

Zum Sechſten iſt ein Metonymia/ Weñ
der Redner die Eygenſchafft nennet/ muß a-
ber das Ding/ an welchen die Eygen-
ſchafft ſich findet/ verſtanden werden: Oder
wenn er nennet die Tugend vnd Laſter/
vnd verſtehet doch inmittels die Perſon:
Als wenn ich ſage: Du biſt die Boßheit
ſelbſten/ das iſt/ hoͤſe: Du biſt die Falſch-
heit ſelbſten/ das iſt/ du biſt falſch. Nem-
lich/ weil an dem Dinge welches boͤß iſt/ vn-

fehl-
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[87[88]/0108] Das 9. Cap. der Zum Fuͤnfften iſt ein Metonymia/ wenn der Redner das Zeichen nennet/ muß aber das Ding verſtanden werden/ was dadurch be- zeichnet wird. Als wenn ich ſage: Abſolon hat ſeinen Vatter nach Scepter vnd Cron getrachtet/ das iſt/ nach dem Koͤnigreich: Den Scepter vnd Cron ſein Zeichen vnd Zierden deß Koͤnigreichs. Oder/ wenn der Redner das Werckzeug nennet/ muß aber verſtanden werden dasienige/ welches ſich der Werckzeug gebrauchet. Als wenn ich ſage: Die Auffruͤhrer haben der Obrigkeit das Schwerdt genommen/ das iſt die Herꝛ- ſchafft vnd Gewalt/ weil das Schwerdt iſt ein Werckzeug der Herꝛſchafft vnd Gewalt. Zum Sechſten iſt ein Metonymia/ Weñ der Redner die Eygenſchafft nennet/ muß a- ber das Ding/ an welchen die Eygen- ſchafft ſich findet/ verſtanden werden: Oder wenn er nennet die Tugend vnd Laſter/ vnd verſtehet doch inmittels die Perſon: Als wenn ich ſage: Du biſt die Boßheit ſelbſten/ das iſt/ hoͤſe: Du biſt die Falſch- heit ſelbſten/ das iſt/ du biſt falſch. Nem- lich/ weil an dem Dinge welches boͤß iſt/ vn- fehl-

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 87[88]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/108>, abgerufen am 04.05.2024.