Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

Bild:
<< vorherige Seite

Das 9. Cap. der
aus dem Hause Gottes zu Jerusalem ge-
nommen/ vnd gen Babel gebracht hat-
te/ machten in dem prechtigen Bancket
den König Beltzasar/ sampt seinen ge-
waltigen Weibern vnd Beyschlafferin-
nen truncken. Allhier mercket ein jeder/ daß
nicht die Gefässe/ sondern der herrliche
Daniel. 5.Wein in den Gesässen solches gewircket.

Item:

Der Phrat die Waffen führt/ der Rhein führt
helle Waffen/

Vnd geben dir O Rom von allem Ort zuschaffen/
Dieweil der tolls Mars die gantze Welt betaubt
Daß der Mensch mit den Thier nach frischen
Bluts schnaubt.

Allhier wird der Phrat genennet/ vnd die
Völcker an dem Phrat verstanden: Es wird
der Rhein genennet/ vnd die Völcker an dem
Rhein/ das ist die Teutsche verstanden.

IV.

Zum Vierdten ist eine Metonymia/ wann
der Redner das Werck oder die That nen-
net/ muß aber der Meister vnd Thäter ver-
standen werden. Als wann ich sage: Das
trawrige Alter/ der faule Winter/ der
bleiche Todt/ die betrübte Frucht. Das
Alter an sich ist nicht trawrig/ sondern ma-
chet trawrig: Der Winter ist vor sich nicht

faul/

Das 9. Cap. der
aus dem Hauſe Gottes zu Jeruſalem ge-
nommen/ vnd gen Babel gebracht hat-
te/ machten in dem prechtigen Bancket
den Koͤnig Beltzaſar/ ſampt ſeinen ge-
waltigen Weibern vnd Beyſchlafferin-
nen truncken. Allhier mercket ein jeder/ daß
nicht die Gefaͤſſe/ ſondern der herꝛliche
Daniel. 5.Wein in den Geſaͤſſen ſolches gewircket.

Item:

Der Phrat die Waffen fuͤhrt/ der Rhein fuͤhrt
helle Waffen/

Vnd geben dir O Rom von allem Ort zuſchaffen/
Dieweil der tolls Mars die gantze Welt betaubt
Daß der Menſch mit den Thier nach friſchen
Bluts ſchnaubt.

Allhier wird der Phrat genennet/ vnd die
Voͤlcker an dem Phrat verſtanden: Es wird
der Rhein genennet/ vnd die Voͤlcker an dem
Rhein/ das iſt die Teutſche verſtanden.

IV.

Zum Vierdten iſt eine Metonymia/ wañ
der Redner das Werck oder die That nen-
net/ muß aber der Meiſter vnd Thaͤter ver-
ſtanden werden. Als wann ich ſage: Das
trawrige Alter/ der faule Winter/ der
bleiche Todt/ die betruͤbte Frucht. Das
Alter an ſich iſt nicht trawrig/ ſondern ma-
chet trawrig: Der Winter iſt vor ſich nicht

faul/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0106" n="86"/><fw place="top" type="header">Das 9. Cap. der</fw><lb/>
aus dem Hau&#x017F;e Gottes zu Jeru&#x017F;alem ge-<lb/>
nommen/ vnd gen Babel gebracht hat-<lb/>
te/ machten in dem prechtigen Bancket<lb/>
den Ko&#x0364;nig Beltza&#x017F;ar/ &#x017F;ampt &#x017F;einen ge-<lb/>
waltigen Weibern vnd Bey&#x017F;chlafferin-<lb/>
nen truncken. Allhier mercket ein jeder/ daß<lb/>
nicht die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;ondern der her&#xA75B;liche<lb/><note place="left">Daniel. 5.</note>Wein in den Ge&#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olches gewircket.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Item:</hi> </hi> </p><lb/>
        <lg rendition="#fr" type="poem">
          <l>Der Phrat die Waffen fu&#x0364;hrt/ der Rhein fu&#x0364;hrt<lb/><hi rendition="#et">helle Waffen/</hi></l><lb/>
          <l>Vnd geben dir O Rom von allem Ort zu&#x017F;chaffen/</l><lb/>
          <l>Dieweil der tolls Mars die gantze Welt betaubt</l><lb/>
          <l>Daß der Men&#x017F;ch mit den Thier nach fri&#x017F;chen<lb/>
Bluts &#x017F;chnaubt.</l>
        </lg><lb/>
        <p>Allhier wird der Phrat genennet/ vnd die<lb/>
Vo&#x0364;lcker an dem Phrat ver&#x017F;tanden: Es wird<lb/>
der Rhein genennet/ vnd die Vo&#x0364;lcker an dem<lb/>
Rhein/ das i&#x017F;t die Teut&#x017F;che ver&#x017F;tanden.</p><lb/>
        <note place="left"> <hi rendition="#aq">IV.</hi> </note>
        <p>Zum Vierdten i&#x017F;t eine Metonymia/ wan&#x0303;<lb/>
der Redner das Werck oder die That nen-<lb/>
net/ muß aber der Mei&#x017F;ter vnd Tha&#x0364;ter ver-<lb/>
&#x017F;tanden werden. Als wann ich &#x017F;age: Das<lb/>
trawrige Alter/ der faule Winter/ der<lb/>
bleiche Todt/ die betru&#x0364;bte Frucht. Das<lb/>
Alter an &#x017F;ich i&#x017F;t nicht trawrig/ &#x017F;ondern ma-<lb/>
chet trawrig: Der Winter i&#x017F;t vor &#x017F;ich nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">faul/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0106] Das 9. Cap. der aus dem Hauſe Gottes zu Jeruſalem ge- nommen/ vnd gen Babel gebracht hat- te/ machten in dem prechtigen Bancket den Koͤnig Beltzaſar/ ſampt ſeinen ge- waltigen Weibern vnd Beyſchlafferin- nen truncken. Allhier mercket ein jeder/ daß nicht die Gefaͤſſe/ ſondern der herꝛliche Wein in den Geſaͤſſen ſolches gewircket. Daniel. 5. Item: Der Phrat die Waffen fuͤhrt/ der Rhein fuͤhrt helle Waffen/ Vnd geben dir O Rom von allem Ort zuſchaffen/ Dieweil der tolls Mars die gantze Welt betaubt Daß der Menſch mit den Thier nach friſchen Bluts ſchnaubt. Allhier wird der Phrat genennet/ vnd die Voͤlcker an dem Phrat verſtanden: Es wird der Rhein genennet/ vnd die Voͤlcker an dem Rhein/ das iſt die Teutſche verſtanden. Zum Vierdten iſt eine Metonymia/ wañ der Redner das Werck oder die That nen- net/ muß aber der Meiſter vnd Thaͤter ver- ſtanden werden. Als wann ich ſage: Das trawrige Alter/ der faule Winter/ der bleiche Todt/ die betruͤbte Frucht. Das Alter an ſich iſt nicht trawrig/ ſondern ma- chet trawrig: Der Winter iſt vor ſich nicht faul/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/106
Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/106>, abgerufen am 04.05.2024.