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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Der grossen und seligen
zügen, die sie in Absicht auf das Vergäng-
liche haben, sondern sie schätzet an ihnen al-
lein dasjenige hoch, was sie in Absicht auf
das Himmlische und Ewige besitzen. Sie-
het man nun so unendlich viele neben sich,
die den grösten Mangel an diesen wahren
Gütern haben, die sich allein um eines
Dunstes der Erde willen breit und groß
machen, und die das, was sie für die Ewig-
keit so nöthig hätten, verachten, und in ihrer
Blindheit mit Füssen tretten, so kan es gar
leicht geschehen, daß man solche arme Men-
schen verachtet, und sich über sie erhebet.
Aber wie bald können die Sichtungen der
Feinde darzu schlagen, daß man unvermerkt
auf Lucifers Höhen geführet wird, daß
man meynt, man seye über alles aus, und
daß man entweder die Hände in den Schooß
leget, oder sich solcher Dingen unternimmt,
die einem zu hoch sind, aber auch leichte in
Gefahr laufet, in den Koht, oder auf al-
lerhand Jrrwege zu verfallen, wovon wir
an Petro ein trauriges Beyspiel haben. Es
ist also nichts bessers, als klein und geringe
in seinen eigenen Augen zu seyn, in geistli-
cher Armuth und Verzagung an allen ei-
genen Kräften sich an JEsu halten, und
durch ein demüthiges und gläubiges Ankle-
ben an ihn in seiner Kraft sich forthelfen

lassen.

Der groſſen und ſeligen
zuͤgen, die ſie in Abſicht auf das Vergaͤng-
liche haben, ſondern ſie ſchaͤtzet an ihnen al-
lein dasjenige hoch, was ſie in Abſicht auf
das Himmliſche und Ewige beſitzen. Sie-
het man nun ſo unendlich viele neben ſich,
die den groͤſten Mangel an dieſen wahren
Guͤtern haben, die ſich allein um eines
Dunſtes der Erde willen breit und groß
machen, und die das, was ſie fuͤr die Ewig-
keit ſo noͤthig haͤtten, verachten, und in ihrer
Blindheit mit Fuͤſſen tretten, ſo kan es gar
leicht geſchehen, daß man ſolche arme Men-
ſchen verachtet, und ſich uͤber ſie erhebet.
Aber wie bald koͤnnen die Sichtungen der
Feinde darzu ſchlagen, daß man unvermerkt
auf Lucifers Hoͤhen gefuͤhret wird, daß
man meynt, man ſeye uͤber alles aus, und
daß man entweder die Haͤnde in den Schooß
leget, oder ſich ſolcher Dingen unternimmt,
die einem zu hoch ſind, aber auch leichte in
Gefahr laufet, in den Koht, oder auf al-
lerhand Jrrwege zu verfallen, wovon wir
an Petro ein trauriges Beyſpiel haben. Es
iſt alſo nichts beſſers, als klein und geringe
in ſeinen eigenen Augen zu ſeyn, in geiſtli-
cher Armuth und Verzagung an allen ei-
genen Kraͤften ſich an JEſu halten, und
durch ein demuͤthiges und glaͤubiges Ankle-
ben an ihn in ſeiner Kraft ſich forthelfen

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[364/0416] Der groſſen und ſeligen zuͤgen, die ſie in Abſicht auf das Vergaͤng- liche haben, ſondern ſie ſchaͤtzet an ihnen al- lein dasjenige hoch, was ſie in Abſicht auf das Himmliſche und Ewige beſitzen. Sie- het man nun ſo unendlich viele neben ſich, die den groͤſten Mangel an dieſen wahren Guͤtern haben, die ſich allein um eines Dunſtes der Erde willen breit und groß machen, und die das, was ſie fuͤr die Ewig- keit ſo noͤthig haͤtten, verachten, und in ihrer Blindheit mit Fuͤſſen tretten, ſo kan es gar leicht geſchehen, daß man ſolche arme Men- ſchen verachtet, und ſich uͤber ſie erhebet. Aber wie bald koͤnnen die Sichtungen der Feinde darzu ſchlagen, daß man unvermerkt auf Lucifers Hoͤhen gefuͤhret wird, daß man meynt, man ſeye uͤber alles aus, und daß man entweder die Haͤnde in den Schooß leget, oder ſich ſolcher Dingen unternimmt, die einem zu hoch ſind, aber auch leichte in Gefahr laufet, in den Koht, oder auf al- lerhand Jrrwege zu verfallen, wovon wir an Petro ein trauriges Beyſpiel haben. Es iſt alſo nichts beſſers, als klein und geringe in ſeinen eigenen Augen zu ſeyn, in geiſtli- cher Armuth und Verzagung an allen ei- genen Kraͤften ſich an JEſu halten, und durch ein demuͤthiges und glaͤubiges Ankle- ben an ihn in ſeiner Kraft ſich forthelfen laſſen.

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/416>, abgerufen am 05.05.2024.