Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Thaten der Gnade. IV. Stück.
geflossen ist. Jhr Seelen! die ihr eurer
geheimen Angst, und des Anklagens im
Gewissen, allein durch leibliche Mittel, durch
Zerstreuungen, Ausredungen, selbst gemach-
ten und gesuchten Trost, durch äusserliche
gute Uebungen, und durch weiß nicht was
für allerhand Luftstreiche suchet los zu wer-
den, gehet doch zu dem Heylande, als zu
dem einigen Erretter, nehmet keine andere
Hülfe und Erlösung an, als die, so in sei-
ner heiligen Marter, Tode und blutigen
Versöhnung erworben, und euch anerbot-
ten ist. Jhr blöden Seelen! die ihr zwar
überzeugend glaubet, daß aussert JEsu kein
Heyl, Hülfe und Trost zu finden sey, die
ihr auch dem Heyland zutrauet, daß er zum
helfen erbarmend und willig sey, die ihr
aber dieses alles euch nicht zueignen und
glauben könnet, daß er auch gegen euch sei-
ne Liebe und Hülfe offenbahren könne.
Wisset ihr auch in der heiligen Schrift,
oder sonsten ein Exempel, daß JEsus einen
Sünder, der nach seiner Gnade aufrichtig
gesehnet, von sich gestossen! Hat er nicht
alle, auch die größten Sünder in denen
Tagen seines Wandels auf Erden willig
angenommen, die sein Erbarmen mit redli-
chem Herze[n gesucht] haben. Wie könnet
ihr euch denn bereden, daß ihr die einigen
seyn werdet, die er verwerfen wolle? Oder

wer
Y 5

Thaten der Gnade. IV. Stuͤck.
gefloſſen iſt. Jhr Seelen! die ihr eurer
geheimen Angſt, und des Anklagens im
Gewiſſen, allein durch leibliche Mittel, durch
Zerſtreuungen, Ausredungen, ſelbſt gemach-
ten und geſuchten Troſt, durch aͤuſſerliche
gute Uebungen, und durch weiß nicht was
fuͤr allerhand Luftſtreiche ſuchet los zu wer-
den, gehet doch zu dem Heylande, als zu
dem einigen Erretter, nehmet keine andere
Huͤlfe und Erloͤſung an, als die, ſo in ſei-
ner heiligen Marter, Tode und blutigen
Verſoͤhnung erworben, und euch anerbot-
ten iſt. Jhr bloͤden Seelen! die ihr zwar
uͤberzeugend glaubet, daß auſſert JEſu kein
Heyl, Huͤlfe und Troſt zu finden ſey, die
ihr auch dem Heyland zutrauet, daß er zum
helfen erbarmend und willig ſey, die ihr
aber dieſes alles euch nicht zueignen und
glauben koͤnnet, daß er auch gegen euch ſei-
ne Liebe und Huͤlfe offenbahren koͤnne.
Wiſſet ihr auch in der heiligen Schrift,
oder ſonſten ein Exempel, daß JEſus einen
Suͤnder, der nach ſeiner Gnade aufrichtig
geſehnet, von ſich geſtoſſen! Hat er nicht
alle, auch die groͤßten Suͤnder in denen
Tagen ſeines Wandels auf Erden willig
angenommen, die ſein Erbarmen mit redli-
chem Herze[n geſucht] haben. Wie koͤnnet
ihr euch denn bereden, daß ihr die einigen
ſeyn werdet, die er verwerfen wolle? Oder

wer
Y 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0397" n="345"/><fw place="top" type="header">Thaten der Gnade. <hi rendition="#aq">IV</hi>. Stu&#x0364;ck.</fw><lb/>
geflo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t. Jhr Seelen! die ihr eurer<lb/>
geheimen Ang&#x017F;t, und des Anklagens im<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;en, allein durch leibliche Mittel, durch<lb/>
Zer&#x017F;treuungen, Ausredungen, &#x017F;elb&#x017F;t gemach-<lb/>
ten und ge&#x017F;uchten Tro&#x017F;t, durch a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche<lb/>
gute Uebungen, und durch weiß nicht was<lb/>
fu&#x0364;r allerhand Luft&#x017F;treiche &#x017F;uchet los zu wer-<lb/>
den, gehet doch zu dem Heylande, als zu<lb/>
dem einigen Erretter, nehmet keine andere<lb/>
Hu&#x0364;lfe und Erlo&#x0364;&#x017F;ung an, als die, &#x017F;o in &#x017F;ei-<lb/>
ner heiligen Marter, Tode und blutigen<lb/>
Ver&#x017F;o&#x0364;hnung erworben, und euch anerbot-<lb/>
ten i&#x017F;t. Jhr blo&#x0364;den Seelen! die ihr zwar<lb/>
u&#x0364;berzeugend glaubet, daß au&#x017F;&#x017F;ert JE&#x017F;u kein<lb/>
Heyl, Hu&#x0364;lfe und Tro&#x017F;t zu finden &#x017F;ey, die<lb/>
ihr auch dem Heyland zutrauet, daß er zum<lb/>
helfen erbarmend und willig &#x017F;ey, die ihr<lb/>
aber die&#x017F;es alles euch nicht zueignen und<lb/>
glauben ko&#x0364;nnet, daß er auch gegen euch &#x017F;ei-<lb/>
ne Liebe und Hu&#x0364;lfe offenbahren ko&#x0364;nne.<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;et ihr auch in der heiligen Schrift,<lb/>
oder &#x017F;on&#x017F;ten ein Exempel, daß JE&#x017F;us einen<lb/>
Su&#x0364;nder, der nach &#x017F;einer Gnade aufrichtig<lb/>
ge&#x017F;ehnet, von &#x017F;ich ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en! Hat er nicht<lb/>
alle, auch die gro&#x0364;ßten Su&#x0364;nder in denen<lb/>
Tagen &#x017F;eines Wandels auf Erden willig<lb/>
angenommen, die &#x017F;ein Erbarmen mit redli-<lb/>
chem Herze<supplied>n ge&#x017F;ucht</supplied> haben. Wie ko&#x0364;nnet<lb/>
ihr euch denn bereden, daß ihr die einigen<lb/>
&#x017F;eyn werdet, die er verwerfen wolle? Oder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 5</fw><fw place="bottom" type="catch">wer</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[345/0397] Thaten der Gnade. IV. Stuͤck. gefloſſen iſt. Jhr Seelen! die ihr eurer geheimen Angſt, und des Anklagens im Gewiſſen, allein durch leibliche Mittel, durch Zerſtreuungen, Ausredungen, ſelbſt gemach- ten und geſuchten Troſt, durch aͤuſſerliche gute Uebungen, und durch weiß nicht was fuͤr allerhand Luftſtreiche ſuchet los zu wer- den, gehet doch zu dem Heylande, als zu dem einigen Erretter, nehmet keine andere Huͤlfe und Erloͤſung an, als die, ſo in ſei- ner heiligen Marter, Tode und blutigen Verſoͤhnung erworben, und euch anerbot- ten iſt. Jhr bloͤden Seelen! die ihr zwar uͤberzeugend glaubet, daß auſſert JEſu kein Heyl, Huͤlfe und Troſt zu finden ſey, die ihr auch dem Heyland zutrauet, daß er zum helfen erbarmend und willig ſey, die ihr aber dieſes alles euch nicht zueignen und glauben koͤnnet, daß er auch gegen euch ſei- ne Liebe und Huͤlfe offenbahren koͤnne. Wiſſet ihr auch in der heiligen Schrift, oder ſonſten ein Exempel, daß JEſus einen Suͤnder, der nach ſeiner Gnade aufrichtig geſehnet, von ſich geſtoſſen! Hat er nicht alle, auch die groͤßten Suͤnder in denen Tagen ſeines Wandels auf Erden willig angenommen, die ſein Erbarmen mit redli- chem Herzen geſucht haben. Wie koͤnnet ihr euch denn bereden, daß ihr die einigen ſeyn werdet, die er verwerfen wolle? Oder wer Y 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/397
Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/397>, abgerufen am 22.11.2024.