Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Thaten der Gnade. IV. Stück.
den sie es unfehlbar noch in der Ewigkeit,
aber denn zu spät, und zu ihrem grossen
Schrecken und Anklagen in dem Gewissen
erfahren. Da nun so unaussprechlich viel
in Ansehen des Lebens der Gnade daran ge-
legen ist, daß man die gute Rührungen,
wordurch die Gnade in dem Jnnwendigen
des Sünders den Anfang zu dem Heyl und
Leben zu machen sucht, nach ihren Arten
und Absichten erkenne, und denenselben
auch willig folge, so wird der geliebte Leser
es nicht für unnütze halten, hier ein wenig
stille zu stehen. Es sind die gute Rührun-
gen nichts anders "als Würkungen der vor-
"bereitenden Gnade, da GOtt durch sein
"Wort und andere Hülfsmittel, theils in
"den Verstand des Menschen einiges Licht
"eindringen lässet, theils den Willen dessel-
"ben beweget, das Böse zu verlassen, und
"das Gute zu erwählen, um ihm dardurch
"den Weg zu seiner Bekehrung zu bahnen."
Durch diese gute Bewegungen sucht also der
HErr bey dem Menschen die Hindernisse der
Bekehrung aus dem Wege zu räumen, und
ihm Gelegenheiten zu verschaffen, sein Heyl
zu würken, und seine Seele zu erretten. Es
wird (wie oben erinnert worden) wohl kein
Mensch seyn, an welchen der Heyland diese
Bemühungen nicht wende, und alles versu-
che, was vermögend ist, den Sünder zum

Nach-
U 3

Thaten der Gnade. IV. Stuͤck.
den ſie es unfehlbar noch in der Ewigkeit,
aber denn zu ſpaͤt, und zu ihrem groſſen
Schrecken und Anklagen in dem Gewiſſen
erfahren. Da nun ſo unausſprechlich viel
in Anſehen des Lebens der Gnade daran ge-
legen iſt, daß man die gute Ruͤhrungen,
wordurch die Gnade in dem Jnnwendigen
des Suͤnders den Anfang zu dem Heyl und
Leben zu machen ſucht, nach ihren Arten
und Abſichten erkenne, und denenſelben
auch willig folge, ſo wird der geliebte Leſer
es nicht fuͤr unnuͤtze halten, hier ein wenig
ſtille zu ſtehen. Es ſind die gute Ruͤhrun-
gen nichts anders „als Wuͤrkungen der vor-
„bereitenden Gnade, da GOtt durch ſein
„Wort und andere Huͤlfsmittel, theils in
„den Verſtand des Menſchen einiges Licht
„eindringen laͤſſet, theils den Willen deſſel-
„ben beweget, das Boͤſe zu verlaſſen, und
„das Gute zu erwaͤhlen, um ihm dardurch
„den Weg zu ſeiner Bekehrung zu bahnen.„
Durch dieſe gute Bewegungen ſucht alſo der
HErr bey dem Menſchen die Hinderniſſe der
Bekehrung aus dem Wege zu raͤumen, und
ihm Gelegenheiten zu verſchaffen, ſein Heyl
zu wuͤrken, und ſeine Seele zu erretten. Es
wird (wie oben erinnert worden) wohl kein
Menſch ſeyn, an welchen der Heyland dieſe
Bemuͤhungen nicht wende, und alles verſu-
che, was vermoͤgend iſt, den Suͤnder zum

Nach-
U 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0361" n="309"/><fw place="top" type="header">Thaten der Gnade. <hi rendition="#aq">IV</hi>. Stu&#x0364;ck.</fw><lb/>
den &#x017F;ie es unfehlbar noch in der Ewigkeit,<lb/>
aber denn zu &#x017F;pa&#x0364;t, und zu ihrem gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Schrecken und Anklagen in dem Gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
erfahren. Da nun &#x017F;o unaus&#x017F;prechlich viel<lb/>
in An&#x017F;ehen des Lebens der Gnade daran ge-<lb/>
legen i&#x017F;t, daß man die gute Ru&#x0364;hrungen,<lb/>
wordurch die Gnade in dem Jnnwendigen<lb/>
des Su&#x0364;nders den Anfang zu dem Heyl und<lb/>
Leben zu machen &#x017F;ucht, nach ihren Arten<lb/>
und Ab&#x017F;ichten erkenne, und denen&#x017F;elben<lb/>
auch willig folge, &#x017F;o wird der geliebte Le&#x017F;er<lb/>
es nicht fu&#x0364;r unnu&#x0364;tze halten, hier ein wenig<lb/>
&#x017F;tille zu &#x017F;tehen. Es &#x017F;ind die gute Ru&#x0364;hrun-<lb/>
gen nichts anders &#x201E;als Wu&#x0364;rkungen der vor-<lb/>
&#x201E;bereitenden Gnade, da GOtt durch &#x017F;ein<lb/>
&#x201E;Wort und andere Hu&#x0364;lfsmittel, theils in<lb/>
&#x201E;den Ver&#x017F;tand des Men&#x017F;chen einiges Licht<lb/>
&#x201E;eindringen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, theils den Willen de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
&#x201E;ben beweget, das Bo&#x0364;&#x017F;e zu verla&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
&#x201E;das Gute zu erwa&#x0364;hlen, um ihm dardurch<lb/>
&#x201E;den Weg zu &#x017F;einer Bekehrung zu bahnen.&#x201E;<lb/>
Durch die&#x017F;e gute Bewegungen &#x017F;ucht al&#x017F;o der<lb/>
HErr bey dem Men&#x017F;chen die Hinderni&#x017F;&#x017F;e der<lb/>
Bekehrung aus dem Wege zu ra&#x0364;umen, und<lb/>
ihm Gelegenheiten zu ver&#x017F;chaffen, &#x017F;ein Heyl<lb/>
zu wu&#x0364;rken, und &#x017F;eine Seele zu erretten. Es<lb/>
wird (wie oben erinnert worden) wohl kein<lb/>
Men&#x017F;ch &#x017F;eyn, an welchen der Heyland die&#x017F;e<lb/>
Bemu&#x0364;hungen nicht wende, und alles ver&#x017F;u-<lb/>
che, was vermo&#x0364;gend i&#x017F;t, den Su&#x0364;nder zum<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Nach-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0361] Thaten der Gnade. IV. Stuͤck. den ſie es unfehlbar noch in der Ewigkeit, aber denn zu ſpaͤt, und zu ihrem groſſen Schrecken und Anklagen in dem Gewiſſen erfahren. Da nun ſo unausſprechlich viel in Anſehen des Lebens der Gnade daran ge- legen iſt, daß man die gute Ruͤhrungen, wordurch die Gnade in dem Jnnwendigen des Suͤnders den Anfang zu dem Heyl und Leben zu machen ſucht, nach ihren Arten und Abſichten erkenne, und denenſelben auch willig folge, ſo wird der geliebte Leſer es nicht fuͤr unnuͤtze halten, hier ein wenig ſtille zu ſtehen. Es ſind die gute Ruͤhrun- gen nichts anders „als Wuͤrkungen der vor- „bereitenden Gnade, da GOtt durch ſein „Wort und andere Huͤlfsmittel, theils in „den Verſtand des Menſchen einiges Licht „eindringen laͤſſet, theils den Willen deſſel- „ben beweget, das Boͤſe zu verlaſſen, und „das Gute zu erwaͤhlen, um ihm dardurch „den Weg zu ſeiner Bekehrung zu bahnen.„ Durch dieſe gute Bewegungen ſucht alſo der HErr bey dem Menſchen die Hinderniſſe der Bekehrung aus dem Wege zu raͤumen, und ihm Gelegenheiten zu verſchaffen, ſein Heyl zu wuͤrken, und ſeine Seele zu erretten. Es wird (wie oben erinnert worden) wohl kein Menſch ſeyn, an welchen der Heyland dieſe Bemuͤhungen nicht wende, und alles verſu- che, was vermoͤgend iſt, den Suͤnder zum Nach- U 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/361
Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/361>, abgerufen am 25.11.2024.