Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.Thaten der Gnade. IV. Stück. nen Menschen verschütten, so du doch leichtsonsten finden könntest; und so weißt der ar- ge Feind durch unzählbare Eingebungen den armen Menschen in einem jeden Alter auf- zuhalten, daß er der Gnade nicht Raum, und dem Geist Christi keinen Platz in dem Herzen lässet. Aber so wird auch manche Gnadenstunde vergeblich vorbey gelassen, die sich nachmahls nicht mehr zeiget, und so wird bey Zeiten eine solche Menge Sün- den aufgehäufet, daß die arme Seele das ganze Leben durch unter diesem Last genug zu schmachten und zu zaplen hat. Was ist wohl der Grund von diesem traurigen Ver- derben unter jungen Leuten! neben vielen andern mögen folgende vieles zu demselben beytragen: 1. Wird denen Kindern nicht sorgfältig beygebracht, welches der grosse und wichtige Endzweck seye, um dessentwil- len sie von ihrem Schöpfer auf diese Erde gesetzet seyen, es wird ihnen nicht gezeiget, worinn die wahre und eigentliche Glückse- ligkeit eines Menschen bestehe, und durch was für Mittel und auf welchen Wegen sel- bige zu suchen und zu finden seye. 2. Vie- le werden sehr sorgfältig von Jugend auf darzu angeführet, wie sie durch allerhand Mittel, die der Religion und dem Christen- thum völlig widersprechen, sich über andere empor schwingen, und sich von ihrem irdi- schen
Thaten der Gnade. IV. Stuͤck. nen Menſchen verſchuͤtten, ſo du doch leichtſonſten finden koͤnnteſt; und ſo weißt der ar- ge Feind durch unzaͤhlbare Eingebungen den armen Menſchen in einem jeden Alter auf- zuhalten, daß er der Gnade nicht Raum, und dem Geiſt Chriſti keinen Platz in dem Herzen laͤſſet. Aber ſo wird auch manche Gnadenſtunde vergeblich vorbey gelaſſen, die ſich nachmahls nicht mehr zeiget, und ſo wird bey Zeiten eine ſolche Menge Suͤn- den aufgehaͤufet, daß die arme Seele das ganze Leben durch unter dieſem Laſt genug zu ſchmachten und zu zaplen hat. Was iſt wohl der Grund von dieſem traurigen Ver- derben unter jungen Leuten! neben vielen andern moͤgen folgende vieles zu demſelben beytragen: 1. Wird denen Kindern nicht ſorgfaͤltig beygebracht, welches der groſſe und wichtige Endzweck ſeye, um deſſentwil- len ſie von ihrem Schoͤpfer auf dieſe Erde geſetzet ſeyen, es wird ihnen nicht gezeiget, worinn die wahre und eigentliche Gluͤckſe- ligkeit eines Menſchen beſtehe, und durch was fuͤr Mittel und auf welchen Wegen ſel- bige zu ſuchen und zu finden ſeye. 2. Vie- le werden ſehr ſorgfaͤltig von Jugend auf darzu angefuͤhret, wie ſie durch allerhand Mittel, die der Religion und dem Chriſten- thum voͤllig widerſprechen, ſich uͤber andere empor ſchwingen, und ſich von ihrem irdi- ſchen
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Thaten der Gnade. IV. Stuͤck.
nen Menſchen verſchuͤtten, ſo du doch leicht
ſonſten finden koͤnnteſt; und ſo weißt der ar-
ge Feind durch unzaͤhlbare Eingebungen den
armen Menſchen in einem jeden Alter auf-
zuhalten, daß er der Gnade nicht Raum,
und dem Geiſt Chriſti keinen Platz in dem
Herzen laͤſſet. Aber ſo wird auch manche
Gnadenſtunde vergeblich vorbey gelaſſen,
die ſich nachmahls nicht mehr zeiget, und
ſo wird bey Zeiten eine ſolche Menge Suͤn-
den aufgehaͤufet, daß die arme Seele das
ganze Leben durch unter dieſem Laſt genug
zu ſchmachten und zu zaplen hat. Was iſt
wohl der Grund von dieſem traurigen Ver-
derben unter jungen Leuten! neben vielen
andern moͤgen folgende vieles zu demſelben
beytragen: 1. Wird denen Kindern nicht
ſorgfaͤltig beygebracht, welches der groſſe
und wichtige Endzweck ſeye, um deſſentwil-
len ſie von ihrem Schoͤpfer auf dieſe Erde
geſetzet ſeyen, es wird ihnen nicht gezeiget,
worinn die wahre und eigentliche Gluͤckſe-
ligkeit eines Menſchen beſtehe, und durch
was fuͤr Mittel und auf welchen Wegen ſel-
bige zu ſuchen und zu finden ſeye. 2. Vie-
le werden ſehr ſorgfaͤltig von Jugend auf
darzu angefuͤhret, wie ſie durch allerhand
Mittel, die der Religion und dem Chriſten-
thum voͤllig widerſprechen, ſich uͤber andere
empor ſchwingen, und ſich von ihrem irdi-
ſchen
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