suchen müssen, was ihr zuvor anerboten, aber auch leichtsinnig ausgeschlagen wor- den.
Wer also das Hauß und die Hofnung seiner Seligkeit als ein kluger Mann auf- führen, und zustande bringen will, der warte ja nicht, bis ihn der Tod dazu nöthi- get. Denn wer versichert dich, o Mensch! daß dir der HErr ein Krankenlager schen- ken werde, da du Zeit und Vermögen hät- test, das grosse Werk der Seligkeit vom Anfange bis zur Vollendung auszuführen. Wie leicht wäre es geschehen! daß dich ein plötzlicher Zufall, ohne daß du Zeit hättest, an die Errettung deiner Seele zu gedenken, in die fürchterliche Ewigkeit hinrücken könn- te, oder daß dich der HErr mitten in dem Laufe deiner Sünden ergriffe, und dich in einen solchen Stand setzte, da du deiner Sin- nen nicht fähig, oder da du wegen Schmer- zen und andern harten Heimsuchungen we- der in der Kraft noch im Vermögen wä- rest, die nöthige Arbeit der Buße auszu- führen. Wie viele gehen so plötzlich in die Ewigkeit! an wie viele Exempel wirst du dich zu erinnern wissen, weil du dieses lie- sest! Wie viele haben mit Schmerzen und Todesangst genug zu ringen! wie viele ha- ben mit dem Schrecken des Todes und der Ewigkeit genug zu kämpfen! und alle noch
übrige
Der groſſen und ſeligen
ſuchen muͤſſen, was ihr zuvor anerboten, aber auch leichtſinnig ausgeſchlagen wor- den.
Wer alſo das Hauß und die Hofnung ſeiner Seligkeit als ein kluger Mann auf- fuͤhren, und zuſtande bringen will, der warte ja nicht, bis ihn der Tod dazu noͤthi- get. Denn wer verſichert dich, o Menſch! daß dir der HErr ein Krankenlager ſchen- ken werde, da du Zeit und Vermoͤgen haͤt- teſt, das groſſe Werk der Seligkeit vom Anfange bis zur Vollendung auszufuͤhren. Wie leicht waͤre es geſchehen! daß dich ein ploͤtzlicher Zufall, ohne daß du Zeit haͤtteſt, an die Errettung deiner Seele zu gedenken, in die fuͤrchterliche Ewigkeit hinruͤcken koͤnn- te, oder daß dich der HErr mitten in dem Laufe deiner Suͤnden ergriffe, und dich in einen ſolchen Stand ſetzte, da du deiner Sin- nen nicht faͤhig, oder da du wegen Schmer- zen und andern harten Heimſuchungen we- der in der Kraft noch im Vermoͤgen waͤ- reſt, die noͤthige Arbeit der Buße auszu- fuͤhren. Wie viele gehen ſo ploͤtzlich in die Ewigkeit! an wie viele Exempel wirſt du dich zu erinnern wiſſen, weil du dieſes lie- ſeſt! Wie viele haben mit Schmerzen und Todesangſt genug zu ringen! wie viele ha- ben mit dem Schrecken des Todes und der Ewigkeit genug zu kaͤmpfen! und alle noch
uͤbrige
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Der groſſen und ſeligen
ſuchen muͤſſen, was ihr zuvor anerboten,
aber auch leichtſinnig ausgeſchlagen wor-
den.
Wer alſo das Hauß und die Hofnung
ſeiner Seligkeit als ein kluger Mann auf-
fuͤhren, und zuſtande bringen will, der
warte ja nicht, bis ihn der Tod dazu noͤthi-
get. Denn wer verſichert dich, o Menſch!
daß dir der HErr ein Krankenlager ſchen-
ken werde, da du Zeit und Vermoͤgen haͤt-
teſt, das groſſe Werk der Seligkeit vom
Anfange bis zur Vollendung auszufuͤhren.
Wie leicht waͤre es geſchehen! daß dich ein
ploͤtzlicher Zufall, ohne daß du Zeit haͤtteſt,
an die Errettung deiner Seele zu gedenken,
in die fuͤrchterliche Ewigkeit hinruͤcken koͤnn-
te, oder daß dich der HErr mitten in dem
Laufe deiner Suͤnden ergriffe, und dich in
einen ſolchen Stand ſetzte, da du deiner Sin-
nen nicht faͤhig, oder da du wegen Schmer-
zen und andern harten Heimſuchungen we-
der in der Kraft noch im Vermoͤgen waͤ-
reſt, die noͤthige Arbeit der Buße auszu-
fuͤhren. Wie viele gehen ſo ploͤtzlich in die
Ewigkeit! an wie viele Exempel wirſt du
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ben mit dem Schrecken des Todes und der
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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