Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.Der grossen und seligen land kennen sie eben so wenig, als die Ord-nung, wie man in einer wahren Herzens- änderung und lebendigem Glauben in seine Vereinigung tretten, in ihm eine neue Creatur werden, und zu dem göttlichen Le- ben durchdringen müsse. Verachten, spot- ten und lästern wahre Bußfertige, Geist- lich-Arme und Demüthige, wie wir an dem Beyspiel jenes Pharisäers sehen, Lucä 18. und ihre Herzen sind dabey noch voller heim- licher Sünden und Greuel, die sie aber an sich weder sehen noch wissen wollen; dann sie sind blind und voller Hochmuth. Beyde sind nicht nur noch ferne von dem Reich GOttes, sondern liegen so lange unter dem Zorn GOttes und dem Fluch, so lange ih- re Seelen durch die Gnade nicht geändert, und bewogen werden, in einer recht innig- leidtragenden und demüthigen Sünderge- stalt, in dem Blut und Tod JEsu die Ver- söhnung zu suchen und zu erkämpfen. O wie wohl würden beyde thun! wenn blu-
Der groſſen und ſeligen land kennen ſie eben ſo wenig, als die Ord-nung, wie man in einer wahren Herzens- aͤnderung und lebendigem Glauben in ſeine Vereinigung tretten, in ihm eine neue Creatur werden, und zu dem goͤttlichen Le- ben durchdringen muͤſſe. Verachten, ſpot- ten und laͤſtern wahre Bußfertige, Geiſt- lich-Arme und Demuͤthige, wie wir an dem Beyſpiel jenes Phariſaͤers ſehen, Lucaͤ 18. und ihre Herzen ſind dabey noch voller heim- licher Suͤnden und Greuel, die ſie aber an ſich weder ſehen noch wiſſen wollen; dann ſie ſind blind und voller Hochmuth. Beyde ſind nicht nur noch ferne von dem Reich GOttes, ſondern liegen ſo lange unter dem Zorn GOttes und dem Fluch, ſo lange ih- re Seelen durch die Gnade nicht geaͤndert, und bewogen werden, in einer recht innig- leidtragenden und demuͤthigen Suͤnderge- ſtalt, in dem Blut und Tod JEſu die Ver- ſoͤhnung zu ſuchen und zu erkaͤmpfen. O wie wohl wuͤrden beyde thun! wenn blu-
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Der groſſen und ſeligen
land kennen ſie eben ſo wenig, als die Ord-
nung, wie man in einer wahren Herzens-
aͤnderung und lebendigem Glauben in ſeine
Vereinigung tretten, in ihm eine neue
Creatur werden, und zu dem goͤttlichen Le-
ben durchdringen muͤſſe. Verachten, ſpot-
ten und laͤſtern wahre Bußfertige, Geiſt-
lich-Arme und Demuͤthige, wie wir an dem
Beyſpiel jenes Phariſaͤers ſehen, Lucaͤ 18.
und ihre Herzen ſind dabey noch voller heim-
licher Suͤnden und Greuel, die ſie aber an
ſich weder ſehen noch wiſſen wollen; dann
ſie ſind blind und voller Hochmuth. Beyde
ſind nicht nur noch ferne von dem Reich
GOttes, ſondern liegen ſo lange unter dem
Zorn GOttes und dem Fluch, ſo lange ih-
re Seelen durch die Gnade nicht geaͤndert,
und bewogen werden, in einer recht innig-
leidtragenden und demuͤthigen Suͤnderge-
ſtalt, in dem Blut und Tod JEſu die Ver-
ſoͤhnung zu ſuchen und zu erkaͤmpfen.
O wie wohl wuͤrden beyde thun! wenn
ſie den Heyland um Augenſalbe beten, und
ſo lange bey ihm anhalten und ringen wuͤr-
den, bis er ihre blinde Augen eroͤfnen, und
ſie recht lebendig in der Erkaͤnntniß von de-
nen tiefen Abgruͤnden ihres Jammer-vollen
Elendes fuͤhren wuͤrde. Da wuͤrde ſich, o
ihr arme Seelen! die erſte Hofnung zu eu-
rer Erloͤſung zeigen, wenn ihr mit euren
blu-
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