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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Der grossen und seligen
sondern geduldig ausharren, und auf die
Hülfe des HErrn warten, in kindlichem
Vertrauen, er werde zur rechten Zeit mit
seiner Gnade erscheinen, und der Seele aus-
helfen. 6. Man muß nicht so sehr gegen
die Anfechtung sich wehren, um derselben
los zu werden, sondern insonderheit dahin
trachten, die Absichten GOttes bey derselben
zu erreichen, und dahin müssen sonderlich
alle Mittel abzielen, wie wol freylich auch
die leibliche Mittel nicht verworfen werden,
wenn bey Anfechtungen auch leibliche und
natürliche Uebel bemerket werden. Es
braucht aber hier ein gutes Auge, das Geist-
liche von dem Natürlichen zu unterscheiden.
Endlich 7. soll der Mensch bey allen An-
fechtungen sonderlich dahin trachten, seinen
Wandel fürsichtig zu führen, alle vorsetzli-
che Sünden, böse Gewohnheiten und Un-
arten zu meiden, und nicht zu ruhen, biß
man durch die Gnade der Sünde entrissen,
und in Christo zur Versöhnung mit GOtt
durchgedrungen. Wirst du, o Seele! auf
diese Weise in der Treue dich von dem Hey-
lande in solchen dunkeln Wegen führen lassen,
so wird es gewiß nicht fehlen, der HErr wird
auch die finstern Wege an deiner Seele seg-
nen, und sie zu Pfaden des Lebens machen.
Nun hatte der HErr zweymahl in Güte
und Ernst sich bemühet, diese Seele aus dem

Ver-

Der groſſen und ſeligen
ſondern geduldig ausharren, und auf die
Huͤlfe des HErrn warten, in kindlichem
Vertrauen, er werde zur rechten Zeit mit
ſeiner Gnade erſcheinen, und der Seele aus-
helfen. 6. Man muß nicht ſo ſehr gegen
die Anfechtung ſich wehren, um derſelben
los zu werden, ſondern inſonderheit dahin
trachten, die Abſichten GOttes bey derſelben
zu erreichen, und dahin muͤſſen ſonderlich
alle Mittel abzielen, wie wol freylich auch
die leibliche Mittel nicht verworfen werden,
wenn bey Anfechtungen auch leibliche und
natuͤrliche Uebel bemerket werden. Es
braucht aber hier ein gutes Auge, das Geiſt-
liche von dem Natuͤrlichen zu unterſcheiden.
Endlich 7. ſoll der Menſch bey allen An-
fechtungen ſonderlich dahin trachten, ſeinen
Wandel fuͤrſichtig zu fuͤhren, alle vorſetzli-
che Suͤnden, boͤſe Gewohnheiten und Un-
arten zu meiden, und nicht zu ruhen, biß
man durch die Gnade der Suͤnde entriſſen,
und in Chriſto zur Verſoͤhnung mit GOtt
durchgedrungen. Wirſt du, o Seele! auf
dieſe Weiſe in der Treue dich von dem Hey-
lande in ſolchen dunkeln Wegen fuͤhren laſſen,
ſo wird es gewiß nicht fehlen, der HErr wird
auch die finſtern Wege an deiner Seele ſeg-
nen, und ſie zu Pfaden des Lebens machen.
Nun hatte der HErr zweymahl in Guͤte
und Ernſt ſich bemuͤhet, dieſe Seele aus dem

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[106/0158] Der groſſen und ſeligen ſondern geduldig ausharren, und auf die Huͤlfe des HErrn warten, in kindlichem Vertrauen, er werde zur rechten Zeit mit ſeiner Gnade erſcheinen, und der Seele aus- helfen. 6. Man muß nicht ſo ſehr gegen die Anfechtung ſich wehren, um derſelben los zu werden, ſondern inſonderheit dahin trachten, die Abſichten GOttes bey derſelben zu erreichen, und dahin muͤſſen ſonderlich alle Mittel abzielen, wie wol freylich auch die leibliche Mittel nicht verworfen werden, wenn bey Anfechtungen auch leibliche und natuͤrliche Uebel bemerket werden. Es braucht aber hier ein gutes Auge, das Geiſt- liche von dem Natuͤrlichen zu unterſcheiden. Endlich 7. ſoll der Menſch bey allen An- fechtungen ſonderlich dahin trachten, ſeinen Wandel fuͤrſichtig zu fuͤhren, alle vorſetzli- che Suͤnden, boͤſe Gewohnheiten und Un- arten zu meiden, und nicht zu ruhen, biß man durch die Gnade der Suͤnde entriſſen, und in Chriſto zur Verſoͤhnung mit GOtt durchgedrungen. Wirſt du, o Seele! auf dieſe Weiſe in der Treue dich von dem Hey- lande in ſolchen dunkeln Wegen fuͤhren laſſen, ſo wird es gewiß nicht fehlen, der HErr wird auch die finſtern Wege an deiner Seele ſeg- nen, und ſie zu Pfaden des Lebens machen. Nun hatte der HErr zweymahl in Guͤte und Ernſt ſich bemuͤhet, dieſe Seele aus dem Ver-

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/158>, abgerufen am 27.04.2024.