Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.Jahr Christi 1656. Schweden machen beut Wie die Königin in Polen zu klein Glogau auffladen ließ/ in meinung/ weil es nun mehr der Schwedischen halber/ keine gefahr mehr hätte/ selbige nach Leopolis fortgehen zu lassen/ eroberten die Schwedischen nach erlangter kundschafft dieselbe/ und machten die Convoi nider/ die Güter/ nebenst des Gen. Tzernezki Gemahlin/ die auch nicht geringe sachen bet sich hatte / brachten sie zu Krakan ein. Constantinopel auffruhr. Weil die Janitscharen und Spahi mit geringhaltiger Münze bezalet wurden/ als rebellirten dieselbe in die 20000. stark / überfielen des Groß Türken Palast/ schlugen dem Primo Vezier und andern 24. Ministris die Köpfe ab/ und sazten die andere in die 7. Thürne/ sie funden bei ihnen in die 6. Tonnen Goldes/ die sie under sich theileten. Es müste auch des Groß Türken lehrmeister auß diser ursach mit daran/ weil er des Groß Türken mutter/ die aller unruhe im Reich ursach war / verborgen gehalten. Hundert Jä riger Prediger wird wider jung. Herr Franz Schröder / Pastor zu Goldingen in Jüdtland/ schribe 1656. an einen guten freund also: Dem Herren verhalte nicht/ daß bei Risennohr ein alter Prediger/ nicht weit von hundert jahren / wider jung wird/ da er zuvor alters halben in vilen jahren nicht geprediger/ sondern seinem Tochtermann den dienst übergeben: fanget wider an zu predigen/ und zwar mit vil herrlichern Gaaben als zuvor/ da ihme die zähne ausgefallen/ die wachsen ihme wider / und zwar so scharff und spizig wie ein nadel. Die grauen haare werden wider gelb: Er kan auch wider wol essen/ und harte speisen verdäuen/ und ist an stärke und kräfften wider ganz follkommen: welches sich alles in warheit also verhält/ und der Herr auff mein wort nachreden mag. Was es bedeute/ ist Gott bekant. Erschröklich Exempel. Zu Feldsperg in Mähren auff des Fürsten von Liechtenstein/ Herrschafft/ führte der leidige teufel den Canzler nammens Roknern mit leib und Seel von selbiger Herrschafft weg/ er hinderließ auff seinem tisch ein brieflin/ darin stand: O wehe meiner armen Seelen/ anjezo muß ich fort/ der leib ward hierauff grausam zerschmettert in einem Wald gefunden/ Gott bewahre alle fromme Christen. Pohlen. Die Polen fielen in Marienburgischen Werder ein / hauseten übel/ namen kleine kinder lebendig mit davon/ und verkaufften solche an die Danziger burger/ eines vor 6. 12. 18. Groschen. Jahr Christi 1656. Schweden machen beut Wie die Königin in Polen zu klein Glogau auffladen ließ/ in meinung/ weil es nun mehr der Schwedischen halber/ keine gefahr mehr hätte/ selbige nach Leopolis fortgehen zu lassen/ eroberten die Schwedischen nach erlangter kundschafft dieselbe/ und machten die Convoi nider/ die Güter/ nebenst des Gen. Tzernezki Gemahlin/ die auch nicht geringe sachen bet sich hatte / brachten sie zu Krakan ein. Constantinopel auffruhr. Weil die Janitscharen und Spahi mit geringhaltiger Münze bezalet wurden/ als rebellirten dieselbe in die 20000. stark / überfielen des Groß Türken Palast/ schlugen dem Primo Vezier und andern 24. Ministris die Köpfe ab/ und sazten die andere in die 7. Thürne/ sie funden bei ihnen in die 6. Tonnen Goldes/ die sie under sich theileten. Es müste auch des Groß Türken lehrmeister auß diser ursach mit daran/ weil er des Groß Türken mutter/ die aller unruhe im Reich ursach war / verborgen gehalten. Hundert Jä riger Prediger wird wider jung. Herr Franz Schröder / Pastor zu Goldingen in Jüdtland/ schribe 1656. an einen guten freund also: Dem Herren verhalte nicht/ daß bei Risennohr ein alter Prediger/ nicht weit von hundert jahren / wider jung wird/ da er zuvor alters halben in vilen jahren nicht geprediger/ sondern seinem Tochtermann den dienst übergeben: fanget wider an zu predigen/ und zwar mit vil herrlichern Gaaben als zuvor/ da ihme die zähne ausgefallen/ die wachsen ihme wider / und zwar so scharff und spizig wie ein nadel. Die grauen haare werden wider gelb: Er kan auch wider wol essen/ und harte speisen verdäuen/ und ist an stärke und kräfften wider ganz follkommen: welches sich alles in warheit also verhält/ und der Herr auff mein wort nachreden mag. Was es bedeute/ ist Gott bekant. Erschröklich Exempel. Zu Feldsperg in Mähren auff des Fürsten von Liechtenstein/ Herrschafft/ führte der leidige teufel den Canzler nammens Roknern mit leib und Seel von selbiger Herrschafft weg/ er hinderließ auff seinem tisch ein brieflin/ darin stand: O wehe meiner armen Seelen/ anjezo muß ich fort/ der leib ward hierauff grausam zerschmettert in einem Wald gefunden/ Gott bewahre alle fromme Christen. Pohlen. Die Polen fielen in Marienburgischen Werder ein / hauseten übel/ namen kleine kinder lebendig mit davon/ und verkaufften solche an die Danziger burger/ eines vor 6. 12. 18. Groschen. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0527" n="487"/> <p><note place="right">Jahr Christi 1656. Schweden machen beut</note> Wie die Königin in Polen zu klein Glogau auffladen ließ/ in meinung/ weil es nun mehr der Schwedischen halber/ keine gefahr mehr hätte/ selbige nach Leopolis fortgehen zu lassen/ eroberten die Schwedischen nach erlangter kundschafft dieselbe/ und machten die Convoi nider/ die Güter/ nebenst des Gen. Tzernezki Gemahlin/ die auch nicht geringe sachen bet sich hatte / brachten sie zu Krakan ein.</p> <p><note place="right">Constantinopel auffruhr.</note> Weil die Janitscharen und Spahi mit geringhaltiger Münze bezalet wurden/ als rebellirten dieselbe in die 20000. stark / überfielen des Groß Türken Palast/ schlugen dem Primo Vezier und andern 24. Ministris die Köpfe ab/ und sazten die andere in die 7. Thürne/ sie funden bei ihnen in die 6. Tonnen Goldes/ die sie under sich theileten. Es müste auch des Groß Türken lehrmeister auß diser ursach mit daran/ weil er des Groß Türken mutter/ die aller unruhe im Reich ursach war / verborgen gehalten.</p> <p><note place="right">Hundert Jä riger Prediger wird wider jung.</note> Herr Franz Schröder / Pastor zu Goldingen in Jüdtland/ schribe 1656. an einen guten freund also: Dem Herren verhalte nicht/ daß bei Risennohr ein alter Prediger/ nicht weit von hundert jahren / wider jung wird/ da er zuvor alters halben in vilen jahren nicht geprediger/ sondern seinem Tochtermann den dienst übergeben: fanget wider an zu predigen/ und zwar mit vil herrlichern Gaaben als zuvor/ da ihme die zähne ausgefallen/ die wachsen ihme wider / und zwar so scharff und spizig wie ein nadel. Die grauen haare werden wider gelb: Er kan auch wider wol essen/ und harte speisen verdäuen/ und ist an stärke und kräfften wider ganz follkommen: welches sich alles in warheit also verhält/ und der Herr auff mein wort nachreden mag. Was es bedeute/ ist Gott bekant.</p> <p><note place="right">Erschröklich Exempel.</note> Zu Feldsperg in Mähren auff des Fürsten von Liechtenstein/ Herrschafft/ führte der leidige teufel den Canzler nammens Roknern mit leib und Seel von selbiger Herrschafft weg/ er hinderließ auff seinem tisch ein brieflin/ darin stand: O wehe meiner armen Seelen/ anjezo muß ich fort/ der leib ward hierauff grausam zerschmettert in einem Wald gefunden/ Gott bewahre alle fromme Christen.</p> <p><note place="right">Pohlen.</note> Die Polen fielen in Marienburgischen Werder ein / hauseten übel/ namen kleine kinder lebendig mit davon/ und verkaufften solche an die Danziger burger/ eines vor 6. 12. 18. Groschen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [487/0527]
Wie die Königin in Polen zu klein Glogau auffladen ließ/ in meinung/ weil es nun mehr der Schwedischen halber/ keine gefahr mehr hätte/ selbige nach Leopolis fortgehen zu lassen/ eroberten die Schwedischen nach erlangter kundschafft dieselbe/ und machten die Convoi nider/ die Güter/ nebenst des Gen. Tzernezki Gemahlin/ die auch nicht geringe sachen bet sich hatte / brachten sie zu Krakan ein.
Jahr Christi 1656. Schweden machen beut Weil die Janitscharen und Spahi mit geringhaltiger Münze bezalet wurden/ als rebellirten dieselbe in die 20000. stark / überfielen des Groß Türken Palast/ schlugen dem Primo Vezier und andern 24. Ministris die Köpfe ab/ und sazten die andere in die 7. Thürne/ sie funden bei ihnen in die 6. Tonnen Goldes/ die sie under sich theileten. Es müste auch des Groß Türken lehrmeister auß diser ursach mit daran/ weil er des Groß Türken mutter/ die aller unruhe im Reich ursach war / verborgen gehalten.
Constantinopel auffruhr. Herr Franz Schröder / Pastor zu Goldingen in Jüdtland/ schribe 1656. an einen guten freund also: Dem Herren verhalte nicht/ daß bei Risennohr ein alter Prediger/ nicht weit von hundert jahren / wider jung wird/ da er zuvor alters halben in vilen jahren nicht geprediger/ sondern seinem Tochtermann den dienst übergeben: fanget wider an zu predigen/ und zwar mit vil herrlichern Gaaben als zuvor/ da ihme die zähne ausgefallen/ die wachsen ihme wider / und zwar so scharff und spizig wie ein nadel. Die grauen haare werden wider gelb: Er kan auch wider wol essen/ und harte speisen verdäuen/ und ist an stärke und kräfften wider ganz follkommen: welches sich alles in warheit also verhält/ und der Herr auff mein wort nachreden mag. Was es bedeute/ ist Gott bekant.
Hundert Jä riger Prediger wird wider jung. Zu Feldsperg in Mähren auff des Fürsten von Liechtenstein/ Herrschafft/ führte der leidige teufel den Canzler nammens Roknern mit leib und Seel von selbiger Herrschafft weg/ er hinderließ auff seinem tisch ein brieflin/ darin stand: O wehe meiner armen Seelen/ anjezo muß ich fort/ der leib ward hierauff grausam zerschmettert in einem Wald gefunden/ Gott bewahre alle fromme Christen.
Erschröklich Exempel. Die Polen fielen in Marienburgischen Werder ein / hauseten übel/ namen kleine kinder lebendig mit davon/ und verkaufften solche an die Danziger burger/ eines vor 6. 12. 18. Groschen.
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/527>, abgerufen am 16.02.2025. |