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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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Engelland. Allhie kam der Jude Manasse Ben Israel vor seine Hoheit dem Protecteur und proponirte folgende Puncten:

1. Erstlich bat er im nammen seiner Juden-genossen/ daß seine Hoheit belieben möchte zu vergönnen/ das Sie/ die Juden/ gleich die Eingebohrnen under dero protection in Engelland und anderen Provincien selbiger Republic wohnen möchten.

2. Daß Sn. Hoheit Ihnen nicht allein in Engelland/ sondern auch an andern orten under dero protection offentliche Synagogen verstatten möchte.

3. Einen gewüssen ort ausserhalb den Wohnstätten zu ihrem Begräbnus zu vergönnen. Und

4. Fridlich allerlei Kauffmanschafften/ so wol als andere zu treiben: und da einige ordnungen wider sie gemacht wurden/ daß seine Hoheit solche zu widerruffen gelieben möchten.

Dise Puncten wurden von Sn. Hoheiten in bedenken genommen.

Engelland. Allhie in Engelland in der Provinz Kent/ trug sich folgender kläglicher fall zu: In dem ein ritter hieselbst/ nammens Stur Georg Schands / welcher jährlich an Landgütern 9000. Rthaler einkommens hatte/ seinem ältesten Sohn alle mittel auff den todesfall verlassen/ dem jüngsten aber (weil er nur dise 2. kinder hatte) auff Brudermord. sein ansuchen einen zimlichen anteil der Güter / wodurch er zur guten Hetraht gelangen möchte/ nicht vermachen wollen/ worüber der jüngste Sohn ergrimmete/ daß er seinen Bruder des nachts im schlaaffum's leben brachte / und am morgen die that seinem vatter zeigete/ mit vermelden/ wie er nun frei über seine Güter disponiren möchte/ weil er seinem bruder den Rest gegeben/ und er diser that halber/ wol wider sterben müste/ in betracht er auch nicht lang hernach gehenket wurde.

Zu Amsterdam gieng Heinrich von der Mühlen/ neben seinem Holland. sohn/ gebürtig von Jevern/ im Oldenburgischen lande/ (Er war Holländischer Zoll-Verwalter gewesen /) mit einer unsäglichen Summa an Parschafft/ wie man meinte 3. Centner Goldes wert/ Diebischer weise durch/ auf welche beide personen die Herren Greulicher Diebstal. Staaden 3000. Gulden boten/ wer sie ausfragen kundte. Dife wurden zu Genffertappet/ und bei ihnen noch gefunden 12777. Ducaten.

Engelland. Allhie kam der Jude Manasse Ben Israel vor seine Hoheit dem Protecteur und proponirte folgende Puncten:

1. Erstlich bat er im nammen seiner Juden-genossen/ daß seine Hoheit belieben möchte zu vergönnen/ das Sie/ die Juden/ gleich die Eingebohrnen under dero protection in Engelland und anderen Provincien selbiger Republic wohnen möchten.

2. Daß Sn. Hoheit Ihnen nicht allein in Engelland/ sondern auch an andern orten under dero protection offentliche Synagogen verstatten möchte.

3. Einen gewüssen ort ausserhalb den Wohnstätten zu ihrem Begräbnus zu vergönnen. Und

4. Fridlich allerlei Kauffmanschafften/ so wol als andere zu treiben: und da einige ordnungen wider sie gemacht wurden/ daß seine Hoheit solche zu widerruffen gelieben möchten.

Dise Puncten wurden von Sn. Hoheiten in bedenken genommen.

Engelland. Allhie in Engelland in der Provinz Kent/ trug sich folgender kläglicher fall zu: In dem ein ritter hieselbst/ nammens Stur Georg Schands / welcher jährlich an Landgütern 9000. Rthaler einkommens hatte/ seinem ältesten Sohn alle mittel auff den todesfall verlassen/ dem jüngsten aber (weil er nur dise 2. kinder hatte) auff Brudermord. sein ansuchen einen zimlichen anteil der Güter / wodurch er zur guten Hetraht gelangen möchte/ nicht vermachen wollen/ worüber der jüngste Sohn ergrimmete/ daß er seinen Bruder des nachts im schlaaffum's leben brachte / und am morgen die that seinem vatter zeigete/ mit vermelden/ wie er nun frei über seine Güter disponiren möchte/ weil er seinem bruder den Rest gegeben/ und er diser that halber/ wol wider sterben müste/ in betracht er auch nicht lang hernach gehenket wurde.

Zu Amsterdam gieng Heinrich von der Mühlen/ neben seinem Holland. sohn/ gebürtig von Jevern/ im Oldenburgischen lande/ (Er war Holländischer Zoll-Verwalter gewesen /) mit einer unsäglichen Summa an Parschafft/ wie man meinte 3. Centner Goldes wert/ Diebischer weise durch/ auf welche beide personen die Herren Greulicher Diebstal. Staaden 3000. Gulden boten/ wer sie ausfragen kundte. Dife wurden zu Genffertappet/ und bei ihnen noch gefunden 12777. Ducaten.

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        <p>1. Erstlich bat er im nammen seiner Juden-genossen/ daß seine Hoheit belieben möchte zu            vergönnen/ das Sie/ die Juden/ gleich die Eingebohrnen under dero protection in            Engelland und anderen Provincien selbiger Republic wohnen möchten.</p>
        <p>2. Daß Sn. Hoheit Ihnen nicht allein in Engelland/ sondern auch an andern orten under            dero protection offentliche Synagogen verstatten möchte.</p>
        <p>3. Einen gewüssen ort ausserhalb den Wohnstätten zu ihrem Begräbnus zu vergönnen. Und</p>
        <p>4. Fridlich allerlei Kauffmanschafften/ so wol als andere zu treiben: und da einige            ordnungen wider sie gemacht wurden/ daß seine Hoheit solche zu widerruffen gelieben            möchten.</p>
        <p>Dise Puncten wurden von Sn. Hoheiten in bedenken genommen.</p>
        <p><note place="left">Engelland.</note> Allhie in Engelland in der Provinz Kent/ trug sich            folgender kläglicher fall zu: In dem ein ritter hieselbst/ nammens Stur Georg Schands /            welcher jährlich an Landgütern 9000. Rthaler einkommens hatte/ seinem ältesten Sohn alle            mittel auff den todesfall verlassen/ dem jüngsten aber (weil er nur dise 2. kinder hatte)            auff <note place="left">Brudermord.</note> sein ansuchen einen zimlichen anteil der Güter           / wodurch er zur guten Hetraht gelangen möchte/ nicht vermachen wollen/ worüber der            jüngste Sohn ergrimmete/ daß er seinen Bruder des nachts im schlaaffum's leben brachte /            und am morgen die that seinem vatter zeigete/ mit vermelden/ wie er nun frei über seine            Güter disponiren möchte/ weil er seinem bruder den Rest gegeben/ und er diser that            halber/ wol wider sterben müste/ in betracht er auch nicht lang hernach gehenket            wurde.</p>
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[486/0526] Allhie kam der Jude Manasse Ben Israel vor seine Hoheit dem Protecteur und proponirte folgende Puncten: Engelland. 1. Erstlich bat er im nammen seiner Juden-genossen/ daß seine Hoheit belieben möchte zu vergönnen/ das Sie/ die Juden/ gleich die Eingebohrnen under dero protection in Engelland und anderen Provincien selbiger Republic wohnen möchten. 2. Daß Sn. Hoheit Ihnen nicht allein in Engelland/ sondern auch an andern orten under dero protection offentliche Synagogen verstatten möchte. 3. Einen gewüssen ort ausserhalb den Wohnstätten zu ihrem Begräbnus zu vergönnen. Und 4. Fridlich allerlei Kauffmanschafften/ so wol als andere zu treiben: und da einige ordnungen wider sie gemacht wurden/ daß seine Hoheit solche zu widerruffen gelieben möchten. Dise Puncten wurden von Sn. Hoheiten in bedenken genommen. Allhie in Engelland in der Provinz Kent/ trug sich folgender kläglicher fall zu: In dem ein ritter hieselbst/ nammens Stur Georg Schands / welcher jährlich an Landgütern 9000. Rthaler einkommens hatte/ seinem ältesten Sohn alle mittel auff den todesfall verlassen/ dem jüngsten aber (weil er nur dise 2. kinder hatte) auff sein ansuchen einen zimlichen anteil der Güter / wodurch er zur guten Hetraht gelangen möchte/ nicht vermachen wollen/ worüber der jüngste Sohn ergrimmete/ daß er seinen Bruder des nachts im schlaaffum's leben brachte / und am morgen die that seinem vatter zeigete/ mit vermelden/ wie er nun frei über seine Güter disponiren möchte/ weil er seinem bruder den Rest gegeben/ und er diser that halber/ wol wider sterben müste/ in betracht er auch nicht lang hernach gehenket wurde. Engelland. Brudermord. Zu Amsterdam gieng Heinrich von der Mühlen/ neben seinem sohn/ gebürtig von Jevern/ im Oldenburgischen lande/ (Er war Holländischer Zoll-Verwalter gewesen /) mit einer unsäglichen Summa an Parschafft/ wie man meinte 3. Centner Goldes wert/ Diebischer weise durch/ auf welche beide personen die Herren Staaden 3000. Gulden boten/ wer sie ausfragen kundte. Dife wurden zu Genffertappet/ und bei ihnen noch gefunden 12777. Ducaten. Holland. Greulicher Diebstal.

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/526>, abgerufen am 25.11.2024.