Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.sten an den hals gehenket wurde/ ohnangesehen er solche zum öfftern abgeschlagen/ und keines wegs annehmen wollen: Nach dem er nun wie gemeldt seinen Abschied von dem Vice-Re mit grosser Reverenz und Ehrerbietung genommen wurde darauf in der ganzen Statt offentlich ausgeruffen/ daß das Generalat/ so Mas Aniello bishero in der Statt/ im Namen des Volks geführet hatte/ jhme von Seiner Excellenz/ dem Herren Vice Re vorigen Abend confirmirt worden were/ worauf er erst ein rechtes ansehen und Authoritet bekame/ auch grössern Respect und Gehorsam/ als zuvor niemahlen/ und wurden aus dermassen vil Mandat und Edicta/ under dem Namen und Titul des Tomaso Aniello von Amalfi/ des Neapolitanischen Volks General Feld-Herren / publiciret und exequiret/ und commandirte er dazumahlen schon über die zwejmal hundert tausend bewehrte gute Männer/ welche jhn alle vor jhren Generalissimum erkannten/ und seinen Befelch/ so Tags so Nachts ohne einiges Widersprechen angenommen und vollzogen haben. Er liesse über jedes verbrechen/ wie gering es auch were/ über die massen scharff exequiren/ wie er dann under anderm einen Beker/ so das Brot nur umm 2. Vnzen zu leicht gemacht hatte/ lebendig in einen Bakoffen werffen ließ: Er hielte 7. Secretarios und 10. Scharffrichter/ und wurde sehr geförchtet/ wann er nur mit einem Finger winkete / lieff alles/ und war willig seinen Befelch außzurichten. Gleich wie nun aber grosse Ehr und Herrlichkeit/ auch die allergeringste/ hoch und übermütig machet/ als gienge es endlichen dem Mas Aniello auch/ dann er sich bej dem Vic Revernemmen lassen/ wie es jhne etwas be frömbdete/ daß der Herr Cardinal Trivultius (welches wol lächerlich zuhören) jhme noch niemahlen keine Visiten gegeben/ als gab S. Excellenz bemel tem Herren Cardinal den Rath/ dem Mas Aniello hierinn zu willfahren / dieweiln selbigem der Wurm doch so hoch steige/ daß er von meniglichen/ ja von den Höchsten Häuptern der Kirchen/ wolte respectiret/ und geehret sejn damit jhme nicht etwan durch underlassung dises Hof-Compliments/ neue Tauben und Grillen in den Kopfkommen möchten/ dannenhero auch selbiger Cardinal sich noch disen Tag zu dem Mas Aniello in seine Behausung erhaben/ bej jhm die Visiten abzulegen: Er gab jhm den Titul Durchleucht. Das erste Wort/ so Mas Aniello mit dem Herren Cardinal redete/ war/ daß er zu jhme sagte: Ob schon Ihr Eminenz etwas verweilet haben zu uns zukommen/ so ist uns doch selbiges anjezo auch noch lieb und angenehm welches wol ein gewaltiger Hochmuth/ und ein gewüsses und unfehlbares Anzeigen seines könfftigen Falls und Vndergangs ware/ dann weiln Er jhme selbsten mehr aufbürdete/ als jhme zuertragen möglich gewesen/ auch weder Tags noch Nachts/ nicht den geringsten Schlaff noch Ruhe hatte/ ist er hierdurch nach und nach in Aberwiz/ und endlichen gar in eine Vnsinnig keit gerathen/ in welcher er dann vil wunderbarliche und lächerliche Abendtheuren und Thorheiten begangen/ von welchen nur eine oder die andere/ ge liebter kürze halben/ allhier sollen bejgesezet werden: Es kam einer vom Adel/ aus der Statt Aversa gebürtig/ zu jhme/ umb etwas in seinen Geschäf- sten an den hals gehenket wurde/ ohnangesehen er solche zum öfftern abgeschlagen/ und keines wegs annehmen wollen: Nach dem er nun wie gemeldt seinen Abschied von dem Vice-Re mit grosser Reverenz und Ehrerbietung genommen wurde darauf in der ganzen Statt offentlich ausgeruffen/ daß das Generalat/ so Mas Aniello bishero in der Statt/ im Namen des Volks geführet hatte/ jhme von Seiner Excellenz/ dem Herren Vice Re vorigen Abend confirmirt worden were/ worauf er erst ein rechtes ansehen und Authoritet bekame/ auch grössern Respect und Gehorsam/ als zuvor niemahlen/ und wurden aus dermassen vil Mandat und Edicta/ under dem Namen und Titul des Tomaso Aniello von Amalfi/ des Neapolitanischen Volks General Feld-Herren / publiciret und exequiret/ und commandirte er dazumahlen schon über die zwejmal hundert tausend bewehrte gute Männer/ welche jhn alle vor jhren Generalissimum erkannten/ und seinen Befelch/ so Tags so Nachts ohne einiges Widersprechen angenom̃en und vollzogen haben. Er liesse über jedes verbrechen/ wie gering es auch were/ über die massen scharff exequiren/ wie er dann under anderm einen Beker/ so das Brot nur um̃ 2. Vnzen zu leicht gemacht hatte/ lebendig in einen Bakoffen werffen ließ: Er hielte 7. Secretarios und 10. Scharffrichter/ und wurde sehr geförchtet/ wann er nur mit einem Finger winkete / lieff alles/ und war willig seinen Befelch außzurichten. Gleich wie nun aber grosse Ehr und Herrlichkeit/ auch die allergeringste/ hoch und übermütig machet/ als gienge es endlichen dem Mas Aniello auch/ dann er sich bej dem Vic Revernemmen lassen/ wie es jhne etwas be frömbdete/ daß der Herr Cardinal Trivultius (welches wol lächerlich zuhören) jhme noch niemahlen keine Visiten gegeben/ als gab S. Excellenz bemel tem Herren Cardinal den Rath/ dem Mas Aniello hierinn zu willfahren / dieweiln selbigem der Wurm doch so hoch steige/ daß er von meniglichen/ ja von den Höchsten Häuptern der Kirchen/ wolte respectiret/ und geehret sejn damit jhme nicht etwan durch underlassung dises Hof-Compliments/ neue Tauben und Grillen in den Kopfkommen möchten/ dannenhero auch selbiger Cardinal sich noch disen Tag zu dem Mas Aniello in seine Behausung erhaben/ bej jhm die Visiten abzulegen: Er gab jhm den Titul Durchleucht. Das erste Wort/ so Mas Aniello mit dem Herren Cardinal redete/ war/ daß er zu jhme sagte: Ob schon Ihr Eminenz etwas verweilet haben zu uns zukommen/ so ist uns doch selbiges anjezo auch noch lieb und angenehm welches wol ein gewaltiger Hochmuth/ und ein gewüsses und unfehlbares Anzeigen seines könfftigen Falls und Vndergangs ware/ dann weiln Er jhme selbsten mehr aufbürdete/ als jhme zuertragen möglich gewesen/ auch weder Tags noch Nachts/ nicht den geringsten Schlaff noch Ruhe hatte/ ist er hierdurch nach und nach in Aberwiz/ und endlichen gar in eine Vnsinnig keit gerathen/ in welcher er dann vil wunderbarliche und lächerliche Abendtheuren und Thorheiten begangen/ von welchen nur eine oder die andere/ ge liebter kürze halben/ allhier sollen bejgesezet werden: Es kam einer vom Adel/ aus der Statt Aversa gebürtig/ zu jhme/ umb etwas in seinen Geschäf- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0476" n="436"/> sten an den hals gehenket wurde/ ohnangesehen er solche zum öfftern abgeschlagen/ und keines wegs annehmen wollen: Nach dem er nun wie gemeldt seinen Abschied von dem Vice-Re mit grosser Reverenz und Ehrerbietung genommen wurde darauf in der ganzen Statt offentlich ausgeruffen/ daß das Generalat/ so Mas Aniello bishero in der Statt/ im Namen des Volks geführet hatte/ jhme von Seiner Excellenz/ dem Herren Vice Re vorigen Abend confirmirt worden were/ worauf er erst ein rechtes ansehen und Authoritet bekame/ auch grössern Respect und Gehorsam/ als zuvor niemahlen/ und wurden aus dermassen vil Mandat und Edicta/ under dem Namen und Titul des Tomaso Aniello von Amalfi/ des Neapolitanischen Volks General Feld-Herren / publiciret und exequiret/ und commandirte er dazumahlen schon über die zwejmal hundert tausend bewehrte gute Männer/ welche jhn alle vor jhren Generalissimum erkannten/ und seinen Befelch/ so Tags so Nachts ohne einiges Widersprechen angenom̃en und vollzogen haben.</p> <p>Er liesse über jedes verbrechen/ wie gering es auch were/ über die massen scharff exequiren/ wie er dann under anderm einen Beker/ so das Brot nur um̃ 2. Vnzen zu leicht gemacht hatte/ lebendig in einen Bakoffen werffen ließ: Er hielte 7. Secretarios und 10. Scharffrichter/ und wurde sehr geförchtet/ wann er nur mit einem Finger winkete / lieff alles/ und war willig seinen Befelch außzurichten.</p> <p>Gleich wie nun aber grosse Ehr und Herrlichkeit/ auch die allergeringste/ hoch und übermütig machet/ als gienge es endlichen dem Mas Aniello auch/ dann er sich bej dem Vic Revernemmen lassen/ wie es jhne etwas be frömbdete/ daß der Herr Cardinal Trivultius (welches wol lächerlich zuhören) jhme noch niemahlen keine Visiten gegeben/ als gab S. Excellenz bemel tem Herren Cardinal den Rath/ dem Mas Aniello hierinn zu willfahren / dieweiln selbigem der Wurm doch so hoch steige/ daß er von meniglichen/ ja von den Höchsten Häuptern der Kirchen/ wolte respectiret/ und geehret sejn damit jhme nicht etwan durch underlassung dises Hof-Compliments/ neue Tauben und Grillen in den Kopfkommen möchten/ dannenhero auch selbiger Cardinal sich noch disen Tag zu dem Mas Aniello in seine Behausung erhaben/ bej jhm die Visiten abzulegen: Er gab jhm den Titul Durchleucht.</p> <p>Das erste Wort/ so Mas Aniello mit dem Herren Cardinal redete/ war/ daß er zu jhme sagte: Ob schon Ihr Eminenz etwas verweilet haben zu uns zukommen/ so ist uns doch selbiges anjezo auch noch lieb und angenehm welches wol ein gewaltiger Hochmuth/ und ein gewüsses und unfehlbares Anzeigen seines könfftigen Falls und Vndergangs ware/ dann weiln Er jhme selbsten mehr aufbürdete/ als jhme zuertragen möglich gewesen/ auch weder Tags noch Nachts/ nicht den geringsten Schlaff noch Ruhe hatte/ ist er hierdurch nach und nach in Aberwiz/ und endlichen gar in eine Vnsinnig keit gerathen/ in welcher er dann vil wunderbarliche und lächerliche Abendtheuren und Thorheiten begangen/ von welchen nur eine oder die andere/ ge liebter kürze halben/ allhier sollen bejgesezet werden: Es kam einer vom Adel/ aus der Statt Aversa gebürtig/ zu jhme/ umb etwas in seinen Geschäf- </p> </div> </body> </text> </TEI> [436/0476]
sten an den hals gehenket wurde/ ohnangesehen er solche zum öfftern abgeschlagen/ und keines wegs annehmen wollen: Nach dem er nun wie gemeldt seinen Abschied von dem Vice-Re mit grosser Reverenz und Ehrerbietung genommen wurde darauf in der ganzen Statt offentlich ausgeruffen/ daß das Generalat/ so Mas Aniello bishero in der Statt/ im Namen des Volks geführet hatte/ jhme von Seiner Excellenz/ dem Herren Vice Re vorigen Abend confirmirt worden were/ worauf er erst ein rechtes ansehen und Authoritet bekame/ auch grössern Respect und Gehorsam/ als zuvor niemahlen/ und wurden aus dermassen vil Mandat und Edicta/ under dem Namen und Titul des Tomaso Aniello von Amalfi/ des Neapolitanischen Volks General Feld-Herren / publiciret und exequiret/ und commandirte er dazumahlen schon über die zwejmal hundert tausend bewehrte gute Männer/ welche jhn alle vor jhren Generalissimum erkannten/ und seinen Befelch/ so Tags so Nachts ohne einiges Widersprechen angenom̃en und vollzogen haben.
Er liesse über jedes verbrechen/ wie gering es auch were/ über die massen scharff exequiren/ wie er dann under anderm einen Beker/ so das Brot nur um̃ 2. Vnzen zu leicht gemacht hatte/ lebendig in einen Bakoffen werffen ließ: Er hielte 7. Secretarios und 10. Scharffrichter/ und wurde sehr geförchtet/ wann er nur mit einem Finger winkete / lieff alles/ und war willig seinen Befelch außzurichten.
Gleich wie nun aber grosse Ehr und Herrlichkeit/ auch die allergeringste/ hoch und übermütig machet/ als gienge es endlichen dem Mas Aniello auch/ dann er sich bej dem Vic Revernemmen lassen/ wie es jhne etwas be frömbdete/ daß der Herr Cardinal Trivultius (welches wol lächerlich zuhören) jhme noch niemahlen keine Visiten gegeben/ als gab S. Excellenz bemel tem Herren Cardinal den Rath/ dem Mas Aniello hierinn zu willfahren / dieweiln selbigem der Wurm doch so hoch steige/ daß er von meniglichen/ ja von den Höchsten Häuptern der Kirchen/ wolte respectiret/ und geehret sejn damit jhme nicht etwan durch underlassung dises Hof-Compliments/ neue Tauben und Grillen in den Kopfkommen möchten/ dannenhero auch selbiger Cardinal sich noch disen Tag zu dem Mas Aniello in seine Behausung erhaben/ bej jhm die Visiten abzulegen: Er gab jhm den Titul Durchleucht.
Das erste Wort/ so Mas Aniello mit dem Herren Cardinal redete/ war/ daß er zu jhme sagte: Ob schon Ihr Eminenz etwas verweilet haben zu uns zukommen/ so ist uns doch selbiges anjezo auch noch lieb und angenehm welches wol ein gewaltiger Hochmuth/ und ein gewüsses und unfehlbares Anzeigen seines könfftigen Falls und Vndergangs ware/ dann weiln Er jhme selbsten mehr aufbürdete/ als jhme zuertragen möglich gewesen/ auch weder Tags noch Nachts/ nicht den geringsten Schlaff noch Ruhe hatte/ ist er hierdurch nach und nach in Aberwiz/ und endlichen gar in eine Vnsinnig keit gerathen/ in welcher er dann vil wunderbarliche und lächerliche Abendtheuren und Thorheiten begangen/ von welchen nur eine oder die andere/ ge liebter kürze halben/ allhier sollen bejgesezet werden: Es kam einer vom Adel/ aus der Statt Aversa gebürtig/ zu jhme/ umb etwas in seinen Geschäf-
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/476>, abgerufen am 07.07.2024. |