Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.so nach jezo im Leben/ und die Stadt mit einnehmen belffen/ auch under zehen Magdeburgischen Mägdlein/ die sich aus grosser Angsi an ihn gehenkt/ und sie mit zunehmen/ gebeten/ eine zum Eheweibe erwehlet / ihrer vielmehr durch den Brand mit umgekommen/ weil sie/ des Raubs wegen/ nicht aus der Stadt gewollt/ und indem das Feuer an allen Eken die Flucht fast berannt gehabt / hernach nicht gewust aus der Stadt zu kommen. Er selbst/ der zu der Zei eines Lieutenants Plaz betreten/ hette neben einem Graafeu/ den gauzen Tag in der Stadt herum geirret / biß der Graaf einen Bürger ertappt/ dem er noch Geld darzu gegeben/ daß er ihn/ wiewol mit grosser schwerer Mühe/ und vie[unleserliches Material]fältigem umschweiffen/ aus der Stadt bringen mögen. Den 14. Maj ist der Graaf von Tylli vollends in die Stadt gezogen/ und hat Ordre gegeben / das Plündern einzustellen: Die drej Regimenter/ so bißhero auf dem neuen und alteu Mark gelegen/ alle anf den Wallgeführet: damit sich keiner mehr in der Stadt betretten liesse / und man die noch übrige Bürger in den Kellern/ so noch verhanden/ sicher zusammen suchen/ und gebrauchen könte. Den 15. Maj sind alle hohe Officirer in der Stadt beschrieben/ in der Thumkirchen der Meß bejwohnen: da dann nachmals das Te Deum Laudamus gesungen/ und die stük um die Stadt drejmal loß geschossen. Die schrekliche verübte Grausamkeit aber/ so bej dieser Eroberung fürgeloffen/ hat allen Ehrliebenden und frommen/ so wol Catholischen/ als uncatholischen schlecht gefallen wollen. Gestalt vorgemeldter Officirer under andern auch erzehlte/ wie er mit seinen Augen den Graafen von Pappenheim selbst mit blossem Gewehr abwehren sehen: aber vergeblich: auch um Gottes willen fast bitten die Obersten und andere Officirer/ daß man solle das Feuer dämpffen helffen: aber die Gewalt der Brunst/ ej allbereit zu mächtig/ die Begierd der verwildeten Soldaten auch zu groß auf die Beut gewesen/ daß keine Rettung erfolgen mögen. Im übrigen betheurte er: hätte noch keiner von der Sachen so kläglich geschriben/ daß es nicht in der That viel härter und erbärmlicher daher gangen wäre. Diese Beschribung hab ich aus underschiedlichen Scribenten/ doch meistentheils aus dem vierdten Theil Meterrani: aber auch aus mündlichem Underricht der jenigen/ so beedes in der Belägerung/ und under der Käiserlichen Armee damals gewest/ genommen. Solcher harter Zufälle und Vegebenheiten aber haben sich in denen bißher geführten Kriegen gar viel zugetragen: sintemal die unbändigen Landsknecht darinnen zum offtern mehr / wie lauter einge fleischet Teuffel/ weder Menschen gehandelt. Aller massen solches under andern der Spannische Scribent. Saavedra in seinnem XII. Symbolo/ mit folgenden Vorten bezeugt: so nach jezo im Leben/ und die Stadt mit einnehmen belffen/ auch under zehen Magdeburgischen Mägdlein/ die sich aus grosser Angsi an ihn gehenkt/ und sie mit zunehmen/ gebeten/ eine zum Eheweibe erwehlet / ihrer vielmehr durch den Brand mit umgekommen/ weil sie/ des Raubs wegen/ nicht aus der Stadt gewollt/ und indem das Feuer an allen Eken die Flucht fast berannt gehabt / hernach nicht gewust aus der Stadt zu kommen. Er selbst/ der zu der Zei eines Lieutenants Plaz betreten/ hette neben einem Graafeu/ den gauzen Tag in der Stadt herum geirret / biß der Graaf einen Bürger ertappt/ dem er noch Geld darzu gegeben/ daß er ihn/ wiewol mit grosser schwerer Mühe/ und vie[unleserliches Material]fältigem umschweiffen/ aus der Stadt bringen mögen. Den 14. Maj ist der Graaf von Tylli vollends in die Stadt gezogen/ und hat Ordre gegeben / das Plündern einzustellen: Die drej Regimenter/ so bißhero auf dem neuen und alteu Mark gelegen/ alle anf den Wallgeführet: damit sich keiner mehr in der Stadt betretten liesse / und man die noch übrige Bürger in den Kellern/ so noch verhanden/ sicher zusammen suchen/ und gebrauchen könte. Den 15. Maj sind alle hohe Officirer in der Stadt beschrieben/ in der Thumkirchen der Meß bejwohnen: da dann nachmals das Te Deum Laudamus gesungen/ und die stük um die Stadt drejmal loß geschossen. Die schrekliche verübte Grausamkeit aber/ so bej dieser Eroberung fürgeloffen/ hat allen Ehrliebenden und frommen/ so wol Catholischen/ als uncatholischen schlecht gefallen wollen. Gestalt vorgemeldter Officirer under andern auch erzehlte/ wie er mit seinen Augen den Graafen von Pappenheim selbst mit blossem Gewehr abwehren sehen: aber vergeblich: auch um Gottes willen fast bitten die Obersten und andere Officirer/ daß man solle das Feuer dämpffen helffen: aber die Gewalt der Brunst/ ej allbereit zu mächtig/ die Begierd der verwildeten Soldaten auch zu groß auf die Beut gewesen/ daß keine Rettung erfolgen mögen. Im übrigen betheurte er: hätte noch keiner von der Sachen so kläglich geschriben/ daß es nicht in der That viel härter und erbärmlicher daher gangen wäre. Diese Beschribung hab ich aus underschiedlichen Scribenten/ doch meistentheils aus dem vierdten Theil Meterrani: aber auch aus mündlichem Underricht der jenigen/ so beedes in der Belägerung/ und under der Käiserlichen Armee damals gewest/ genommen. Solcher harter Zufälle und Vegebenheiten aber haben sich in denen bißher geführten Kriegen gar viel zugetragen: sintemal die unbändigen Landsknecht darinnen zum offtern mehr / wie lauter einge fleischet Teuffel/ weder Menschen gehandelt. Aller massen solches under andern der Spannische Scribent. Saavedra in seinnem XII. Symbolo/ mit folgenden Vorten bezeugt: <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0402" n="364"/> so nach jezo im Leben/ und die Stadt mit einnehmen belffen/ auch under zehen Magdeburgischen Mägdlein/ die sich aus grosser Angsi an ihn gehenkt/ und sie mit zunehmen/ gebeten/ eine zum Eheweibe erwehlet / ihrer vielmehr durch den Brand mit umgekommen/ weil sie/ des Raubs wegen/ nicht aus der Stadt gewollt/ und indem das Feuer an allen Eken die Flucht fast berannt gehabt / hernach nicht gewust aus der Stadt zu kommen. Er selbst/ der zu der Zei eines Lieutenants Plaz betreten/ hette neben einem Graafeu/ den gauzen Tag in der Stadt herum geirret / biß der Graaf einen Bürger ertappt/ dem er noch Geld darzu gegeben/ daß er ihn/ wiewol mit grosser schwerer Mühe/ und vie<gap reason="illegible"/>fältigem umschweiffen/ aus der Stadt bringen mögen.</p> <p>Den 14. Maj ist der Graaf von Tylli vollends in die Stadt gezogen/ und hat Ordre gegeben / das Plündern einzustellen: Die drej Regimenter/ so bißhero auf dem neuen und alteu Mark gelegen/ alle anf den Wallgeführet: damit sich keiner mehr in der Stadt betretten liesse / und man die noch übrige Bürger in den Kellern/ so noch verhanden/ sicher zusammen suchen/ und gebrauchen könte.</p> <p>Den 15. Maj sind alle hohe Officirer in der Stadt beschrieben/ in der Thumkirchen der Meß bejwohnen: da dann nachmals das Te Deum Laudamus gesungen/ und die stük um die Stadt drejmal loß geschossen. Die schrekliche verübte Grausamkeit aber/ so bej dieser Eroberung fürgeloffen/ hat allen Ehrliebenden und frommen/ so wol Catholischen/ als uncatholischen schlecht gefallen wollen. Gestalt vorgemeldter Officirer under andern auch erzehlte/ wie er mit seinen Augen den Graafen von Pappenheim selbst mit blossem Gewehr abwehren sehen: aber vergeblich: auch um Gottes willen fast bitten die Obersten und andere Officirer/ daß man solle das Feuer dämpffen helffen: aber die Gewalt der Brunst/ ej allbereit zu mächtig/ die Begierd der verwildeten Soldaten auch zu groß auf die Beut gewesen/ daß keine Rettung erfolgen mögen. Im übrigen betheurte er: hätte noch keiner von der Sachen so kläglich geschriben/ daß es nicht in der That viel härter und erbärmlicher daher gangen wäre.</p> <p>Diese Beschribung hab ich aus underschiedlichen Scribenten/ doch meistentheils aus dem vierdten Theil Meterrani: aber auch aus mündlichem Underricht der jenigen/ so beedes in der Belägerung/ und under der Käiserlichen Armee damals gewest/ genommen.</p> <p>Solcher harter Zufälle und Vegebenheiten aber haben sich in denen bißher geführten Kriegen gar viel zugetragen: sintemal die unbändigen Landsknecht darinnen zum offtern mehr / wie lauter einge fleischet Teuffel/ weder Menschen gehandelt. Aller massen solches under andern der Spannische Scribent. Saavedra in seinnem XII. Symbolo/ mit folgenden Vorten bezeugt:</p> </div> </body> </text> </TEI> [364/0402]
so nach jezo im Leben/ und die Stadt mit einnehmen belffen/ auch under zehen Magdeburgischen Mägdlein/ die sich aus grosser Angsi an ihn gehenkt/ und sie mit zunehmen/ gebeten/ eine zum Eheweibe erwehlet / ihrer vielmehr durch den Brand mit umgekommen/ weil sie/ des Raubs wegen/ nicht aus der Stadt gewollt/ und indem das Feuer an allen Eken die Flucht fast berannt gehabt / hernach nicht gewust aus der Stadt zu kommen. Er selbst/ der zu der Zei eines Lieutenants Plaz betreten/ hette neben einem Graafeu/ den gauzen Tag in der Stadt herum geirret / biß der Graaf einen Bürger ertappt/ dem er noch Geld darzu gegeben/ daß er ihn/ wiewol mit grosser schwerer Mühe/ und vie_ fältigem umschweiffen/ aus der Stadt bringen mögen.
Den 14. Maj ist der Graaf von Tylli vollends in die Stadt gezogen/ und hat Ordre gegeben / das Plündern einzustellen: Die drej Regimenter/ so bißhero auf dem neuen und alteu Mark gelegen/ alle anf den Wallgeführet: damit sich keiner mehr in der Stadt betretten liesse / und man die noch übrige Bürger in den Kellern/ so noch verhanden/ sicher zusammen suchen/ und gebrauchen könte.
Den 15. Maj sind alle hohe Officirer in der Stadt beschrieben/ in der Thumkirchen der Meß bejwohnen: da dann nachmals das Te Deum Laudamus gesungen/ und die stük um die Stadt drejmal loß geschossen. Die schrekliche verübte Grausamkeit aber/ so bej dieser Eroberung fürgeloffen/ hat allen Ehrliebenden und frommen/ so wol Catholischen/ als uncatholischen schlecht gefallen wollen. Gestalt vorgemeldter Officirer under andern auch erzehlte/ wie er mit seinen Augen den Graafen von Pappenheim selbst mit blossem Gewehr abwehren sehen: aber vergeblich: auch um Gottes willen fast bitten die Obersten und andere Officirer/ daß man solle das Feuer dämpffen helffen: aber die Gewalt der Brunst/ ej allbereit zu mächtig/ die Begierd der verwildeten Soldaten auch zu groß auf die Beut gewesen/ daß keine Rettung erfolgen mögen. Im übrigen betheurte er: hätte noch keiner von der Sachen so kläglich geschriben/ daß es nicht in der That viel härter und erbärmlicher daher gangen wäre.
Diese Beschribung hab ich aus underschiedlichen Scribenten/ doch meistentheils aus dem vierdten Theil Meterrani: aber auch aus mündlichem Underricht der jenigen/ so beedes in der Belägerung/ und under der Käiserlichen Armee damals gewest/ genommen.
Solcher harter Zufälle und Vegebenheiten aber haben sich in denen bißher geführten Kriegen gar viel zugetragen: sintemal die unbändigen Landsknecht darinnen zum offtern mehr / wie lauter einge fleischet Teuffel/ weder Menschen gehandelt. Aller massen solches under andern der Spannische Scribent. Saavedra in seinnem XII. Symbolo/ mit folgenden Vorten bezeugt:
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/402>, abgerufen am 18.06.2024. |