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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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Den 17. September fuhr eine Englische starke Flott von 140 Schiffen/ mit 6000. Soldaten / ohn die Schiffleut/ von Pleimuth aus/ den che man anzünden solte/ damit/ wann es zum Treffen käme/ der Rauch und Dampffden Franzosen das Gesicht benähme. Die Proviant-Schiffe hielten in der Mitten.

Den 29. September kamensie in der Insul Re an. Folgenden Tages/ fuhr ein Theil derselben durch das wilde Meer/ ohugefehr drej Stunde voran/ um die Königsche zum Streit heraus zu loken: welche aber in ihrem Vortheil still liegen blieben: der ander Theil folgte Abends um vier Vhr nach. Gegen ihrer Ankunft gaben die von Rochelle sehr viel Freudenzeichen / steken vll Fahnen aus/ und leutete mit allen Gloken in der Statt. Wie die ganze Flotte auf die Königsche herzu fuhr: ließ der König etliche Stük aus groben Stüken auf sie thun / und kamen etliche Galeoten des Königs ihr entgegen: da dann auf beeden Seiten tapffer geschossen ward. Die Engelläder hatten etliche kleine Flösse von Weiden und Hol; voran geschikt/ auf welche sie etliche Petarden und Feuerwerk gelegt/ die Französischen Schiff damit anzu zünden: die aber von den Franzo sen aufgef angen wurden/ und keinen Schaden thaten Sie waren im zweiffel wie sie die Sachen angreiffen solten/ sonderlich als sie sahen/ das sie nicht könten an den Damm kommen.

Der König welcher vermeinte/ das sie aus den Schiffen steigen/ und sich zu Lande begeben würden/ besezte das Vfer mit seinem Volk. An dem Haupt der Baj war er selbst mit einer grossen Anzahl Frejwilligen und von Adel. Der Herzog von Angoulesine/ und der Marschall von Schönberg/ beede Feld Obersten bewahrten die Spize von Coreille/ und waren die leichten Pferde/ darüber der von Tremouille commandirte/ beordert/ dem Fußvolk Bejstand zu leisten.

Den 3. October/ wie den Engelländern der Wind fugte/ zohen sie die Segel auf/ und fuhren auf die Königsche zu. Da ward in dem ganzen Läger des Königs Lermen geblasen/ und begab sich ein jeder zu Pferd und zu Fuß an seinen Ort. Der Streit gieng auff dem Meer tapfer an/ und wärte vierthalb Stunde langun welcher Zeit mehr/ dann 5000. Schüß aus groben Stuken zu beeden Seiten geschahen. Die Engelländer schossen nicht allein auf des Königs Schiffe/ sondern auch die/ so am Lande hielten/ und das Vfer bewahrten: wie ihnen dann auch von dannen tapffer geantwortet ward. Der König war dazumahl nicht in geringer Gefahr: dann etliche Kugeln vier Schritt von ihm in die Erde gefahren/ etliche hart neben und über ihm geflogen: und wiewol die Seinen ihn höchlich baten/ das er sich von dannen/ aus der Gefahr begeben wolte: bleib er doch an seinem Ort ganz unerschroken / und wolte nicht einen Schritt zuruk weichen.

Die von Rochelle feirten mit ihrem Geschüz auch nicht/ und kam eine Kugel aus der Stadt auf die Spiz Coreille geflogen/ die fünff fürnehme Französische Herren erschlug/ und bej nahe auch den Feld-Obersten/ samt andern mehr getroffen hätte. In disem Treffen sind auf Königlicher Sei-

Den 17. September fuhr eine Englische starke Flott von 140 Schiffen/ mit 6000. Soldaten / ohn die Schiffleut/ von Pleimuth aus/ den che man anzünden solte/ damit/ wann es zum Treffen käme/ der Rauch und Dampffden Franzosen das Gesicht benähme. Die Proviant-Schiffe hielten in der Mitten.

Den 29. September kamensie in der Insul Re an. Folgenden Tages/ fuhr ein Theil derselben durch das wilde Meer/ ohugefehr drej Stunde voran/ um die Königsche zum Streit heraus zu loken: welche aber in ihrem Vortheil still liegen blieben: der ander Theil folgte Abends um vier Vhr nach. Gegen ihrer Ankunft gaben die von Rochelle sehr viel Freudenzeichen / steken vll Fahnen aus/ und leutete mit allen Gloken in der Statt. Wie die ganze Flotte auf die Königsche herzu fuhr: ließ der König etliche Stük aus groben Stüken auf sie thun / und kamen etliche Galeoten des Königs ihr entgegen: da dann auf beeden Seiten tapffer geschossen ward. Die Engelläder hatten etliche kleine Flösse von Weiden und Hol; voran geschikt/ auf welche sie etliche Petarden und Feuerwerk gelegt/ die Französischen Schiff damit anzu zünden: die aber von den Franzo sen aufgef angen wurden/ und keinen Schaden thaten Sie waren im zweiffel wie sie die Sachen angreiffen solten/ sonderlich als sie sahen/ das sie nicht könten an den Damm kommen.

Der König welcher vermeinte/ das sie aus den Schiffen steigen/ und sich zu Lande begeben würden/ besezte das Vfer mit seinem Volk. An dem Haupt der Baj war er selbst mit einer grossen Anzahl Frejwilligen und von Adel. Der Herzog von Angoulesine/ und der Marschall von Schönberg/ beede Feld Obersten bewahrten die Spize von Coreille/ und waren die leichten Pferde/ darüber der von Tremouille commandirte/ beordert/ dem Fußvolk Bejstand zu leisten.

Den 3. October/ wie den Engelländern der Wind fugte/ zohen sie die Segel auf/ und fuhren auf die Königsche zu. Da ward in dem ganzen Läger des Königs Lermen geblasen/ und begab sich ein jeder zu Pferd und zu Fuß an seinen Ort. Der Streit gieng auff dem Meer tapfer an/ und wärte vierthalb Stunde langun welcher Zeit mehr/ dann 5000. Schüß aus groben Stuken zu beeden Seiten geschahen. Die Engelländer schossen nicht allein auf des Königs Schiffe/ sondern auch die/ so am Lande hielten/ und das Vfer bewahrten: wie ihnen dann auch von dannen tapffer geantwortet ward. Der König war dazumahl nicht in geringer Gefahr: dann etliche Kugeln vier Schritt von ihm in die Erde gefahren/ etliche hart neben und über ihm geflogen: und wiewol die Seinen ihn höchlich baten/ das er sich von dannen/ aus der Gefahr begeben wolte: bleib er doch an seinem Ort ganz unerschroken / und wolte nicht einen Schritt zuruk weichen.

Die von Rochelle feirten mit ihrem Geschüz auch nicht/ und kam eine Kugel aus der Stadt auf die Spiz Coreille geflogen/ die fünff fürnehme Französische Herren erschlug/ und bej nahe auch den Feld-Obersten/ samt andern mehr getroffen hätte. In disem Treffen sind auf Königlicher Sei-

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[340/0376] Den 17. September fuhr eine Englische starke Flott von 140 Schiffen/ mit 6000. Soldaten / ohn die Schiffleut/ von Pleimuth aus/ den che man anzünden solte/ damit/ wann es zum Treffen käme/ der Rauch und Dampffden Franzosen das Gesicht benähme. Die Proviant-Schiffe hielten in der Mitten. Den 29. September kamensie in der Insul Re an. Folgenden Tages/ fuhr ein Theil derselben durch das wilde Meer/ ohugefehr drej Stunde voran/ um die Königsche zum Streit heraus zu loken: welche aber in ihrem Vortheil still liegen blieben: der ander Theil folgte Abends um vier Vhr nach. Gegen ihrer Ankunft gaben die von Rochelle sehr viel Freudenzeichen / steken vll Fahnen aus/ und leutete mit allen Gloken in der Statt. Wie die ganze Flotte auf die Königsche herzu fuhr: ließ der König etliche Stük aus groben Stüken auf sie thun / und kamen etliche Galeoten des Königs ihr entgegen: da dann auf beeden Seiten tapffer geschossen ward. Die Engelläder hatten etliche kleine Flösse von Weiden und Hol; voran geschikt/ auf welche sie etliche Petarden und Feuerwerk gelegt/ die Französischen Schiff damit anzu zünden: die aber von den Franzo sen aufgef angen wurden/ und keinen Schaden thaten Sie waren im zweiffel wie sie die Sachen angreiffen solten/ sonderlich als sie sahen/ das sie nicht könten an den Damm kommen. Der König welcher vermeinte/ das sie aus den Schiffen steigen/ und sich zu Lande begeben würden/ besezte das Vfer mit seinem Volk. An dem Haupt der Baj war er selbst mit einer grossen Anzahl Frejwilligen und von Adel. Der Herzog von Angoulesine/ und der Marschall von Schönberg/ beede Feld Obersten bewahrten die Spize von Coreille/ und waren die leichten Pferde/ darüber der von Tremouille commandirte/ beordert/ dem Fußvolk Bejstand zu leisten. Den 3. October/ wie den Engelländern der Wind fugte/ zohen sie die Segel auf/ und fuhren auf die Königsche zu. Da ward in dem ganzen Läger des Königs Lermen geblasen/ und begab sich ein jeder zu Pferd und zu Fuß an seinen Ort. Der Streit gieng auff dem Meer tapfer an/ und wärte vierthalb Stunde langun welcher Zeit mehr/ dann 5000. Schüß aus groben Stuken zu beeden Seiten geschahen. Die Engelländer schossen nicht allein auf des Königs Schiffe/ sondern auch die/ so am Lande hielten/ und das Vfer bewahrten: wie ihnen dann auch von dannen tapffer geantwortet ward. Der König war dazumahl nicht in geringer Gefahr: dann etliche Kugeln vier Schritt von ihm in die Erde gefahren/ etliche hart neben und über ihm geflogen: und wiewol die Seinen ihn höchlich baten/ das er sich von dannen/ aus der Gefahr begeben wolte: bleib er doch an seinem Ort ganz unerschroken / und wolte nicht einen Schritt zuruk weichen. Die von Rochelle feirten mit ihrem Geschüz auch nicht/ und kam eine Kugel aus der Stadt auf die Spiz Coreille geflogen/ die fünff fürnehme Französische Herren erschlug/ und bej nahe auch den Feld-Obersten/ samt andern mehr getroffen hätte. In disem Treffen sind auf Königlicher Sei-

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/376>, abgerufen am 25.11.2024.