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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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Sonst ist er von Natur verschmizt/ und geschwindes Kopffs gewesen/ auch guter Gedächtniß: so gar das er die Nahmen aller Gefangenen/ von mancherlej Völkern / ohnangesehen derselben eine sehr grosse Summa gewest/ auf den Fingern herzehlen können / und zu nennen wissen

Nach dem Kakenhausen in Lieffland von ihm eingenomen/ hielt er miet einem Pfarrherren ein Gespräch vom Glauben/ und fragte selbigen um seine Bekantniß. Wie nun der Pfarrherr antwortet/ er lehre/ was der Apostel Paulus und Lutherus gelehrt: versezt ihm Basilides mit der Knutpeitschen eins über den Kopff/ und spricht: Geh Hurensohn! und trolle dich zum Teuffel/ samt Luther! sc. und reitet darauf seines Weges.

Sonst ist niemand leichtlich von ihm/ der Religion wegen/ genöt higt worden: wie dann leicht zu erachten/ daß ein solches Epic urisches wildes Schwein sich wenig um den Himmel und die Hölle bekümmert. Dennoch gleichwol hat er die Juden/ welche sich nicht tauffen lassen wollen/ abscheulich tödten/ und sie entweder lebendig verbrennen/ oder ersäuffen / oder henken lassen: nicht so sehr aus Eifer zu der Christlichen Religion; als Lust/ zu tjrannisieren.

Käiser Maximilianus 2 in Lebens-gefahr. Käiser Maximilianus II. begab sich zu er gezen/ auff die Jagd/ und als er einem Hirsch zu weit nachgeeilet / verirrete er sich von den Seinigen/ das er der Nacht wegen in eines einsamen Bauren Hause zu bleiben genötiget wurde. Der Baur nahm ihn gütlich auff/ und da er sahe/ das er wohl bekleidet/ bedünkte ihn/ das er viel Geld bej sich haben müste. Als sie nun geessen / und er in eine alte Cammer zu schlaffen gewisen/ fand sich des Sohnes Braut heimlich zu dem Käjser/ und sagte/ unwissend wer er were/ wie sie aus Mittleiden ihm nicht bergen könte/ das anjezo ihr Vater! der Bräutigam/ und der Knecht/ ihn/ wann er entschlaffen / umbzubringen entschlossen: Der Käjser ließ sich dessen nichts merken/ gieng zu Bette / rukte einen Kasten für die Tühre/ und legte seine Rohr neben sich auf das Bett. Der Baur da er vermeinte/ das nunmehro der Gastschlieffe/ schleich ge-

Sonst ist er von Natur verschmizt/ und geschwindes Kopffs gewesen/ auch guter Gedächtniß: so gar das er die Nahmen aller Gefangenen/ von mancherlej Völkern / ohnangesehen derselben eine sehr grosse Summa gewest/ auf den Fingern herzehlen können / und zu neñen wissen

Nach dem Kakenhausen in Lieffland von ihm eingenomen/ hielt er miet einem Pfarrherren ein Gespräch vom Glauben/ und fragte selbigen um seine Bekantniß. Wie nun der Pfarrherr antwortet/ er lehre/ was der Apostel Paulus und Lutherus gelehrt: versezt ihm Basilides mit der Knutpeitschen eins über den Kopff/ und spricht: Geh Hurensohn! und trolle dich zum Teuffel/ samt Luther! sc. und reitet darauf seines Weges.

Sonst ist niemand leichtlich von ihm/ der Religion wegen/ genöt higt worden: wie dann leicht zu erachten/ daß ein solches Epic urisches wildes Schwein sich wenig um den Himmel und die Hölle bekümmert. Dennoch gleichwol hat er die Juden/ welche sich nicht tauffen lassen wollen/ abscheulich tödten/ und sie entweder lebendig verbrennen/ oder ersäuffen / oder henken lassen: nicht so sehr aus Eifer zu der Christlichen Religion; als Lust/ zu tjrannisieren.

Käiser Maximilianus 2 in Lebens-gefahr. Käiser Maximilianus II. begab sich zu er gezen/ auff die Jagd/ und als er einem Hirsch zu weit nachgeeilet / verirrete er sich von den Seinigen/ das er der Nacht wegen in eines einsamen Bauren Hause zu bleiben genötiget wurde. Der Baur nahm ihn gütlich auff/ und da er sahe/ das er wohl bekleidet/ bedünkte ihn/ das er viel Geld bej sich haben müste. Als sie nun geessen / und er in eine alte Cammer zu schlaffen gewisen/ fand sich des Sohnes Braut heimlich zu dem Käjser/ und sagte/ unwissend wer er were/ wie sie aus Mittleiden ihm nicht bergen könte/ das anjezo ihr Vater! der Bräutigam/ und der Knecht/ ihn/ wann er entschlaffen / umbzubringen entschlossen: Der Käjser ließ sich dessen nichts merken/ gieng zu Bette / rukte einen Kasten für die Tühre/ und legte seine Rohr neben sich auf das Bett. Der Baur da er vermeinte/ das nunmehro der Gastschlieffe/ schleich ge-

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[297/0329] Sonst ist er von Natur verschmizt/ und geschwindes Kopffs gewesen/ auch guter Gedächtniß: so gar das er die Nahmen aller Gefangenen/ von mancherlej Völkern / ohnangesehen derselben eine sehr grosse Summa gewest/ auf den Fingern herzehlen können / und zu neñen wissen Nach dem Kakenhausen in Lieffland von ihm eingenomen/ hielt er miet einem Pfarrherren ein Gespräch vom Glauben/ und fragte selbigen um seine Bekantniß. Wie nun der Pfarrherr antwortet/ er lehre/ was der Apostel Paulus und Lutherus gelehrt: versezt ihm Basilides mit der Knutpeitschen eins über den Kopff/ und spricht: Geh Hurensohn! und trolle dich zum Teuffel/ samt Luther! sc. und reitet darauf seines Weges. Sonst ist niemand leichtlich von ihm/ der Religion wegen/ genöt higt worden: wie dann leicht zu erachten/ daß ein solches Epic urisches wildes Schwein sich wenig um den Himmel und die Hölle bekümmert. Dennoch gleichwol hat er die Juden/ welche sich nicht tauffen lassen wollen/ abscheulich tödten/ und sie entweder lebendig verbrennen/ oder ersäuffen / oder henken lassen: nicht so sehr aus Eifer zu der Christlichen Religion; als Lust/ zu tjrannisieren. Käiser Maximilianus II. begab sich zu er gezen/ auff die Jagd/ und als er einem Hirsch zu weit nachgeeilet / verirrete er sich von den Seinigen/ das er der Nacht wegen in eines einsamen Bauren Hause zu bleiben genötiget wurde. Der Baur nahm ihn gütlich auff/ und da er sahe/ das er wohl bekleidet/ bedünkte ihn/ das er viel Geld bej sich haben müste. Als sie nun geessen / und er in eine alte Cammer zu schlaffen gewisen/ fand sich des Sohnes Braut heimlich zu dem Käjser/ und sagte/ unwissend wer er were/ wie sie aus Mittleiden ihm nicht bergen könte/ das anjezo ihr Vater! der Bräutigam/ und der Knecht/ ihn/ wann er entschlaffen / umbzubringen entschlossen: Der Käjser ließ sich dessen nichts merken/ gieng zu Bette / rukte einen Kasten für die Tühre/ und legte seine Rohr neben sich auf das Bett. Der Baur da er vermeinte/ das nunmehro der Gastschlieffe/ schleich ge- Käiser Maximilianus 2 in Lebens-gefahr.

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/329>, abgerufen am 24.11.2024.