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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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Und als der neue Marter-Heilig aus grosser pein überlaut schrej/ und sprach: O wehe Jungfrau Maria/ saget sie/ habe gedult und freue dich/ daß dich mein Sohn/ seines leidens würdig achtet/ ich wird bald wider zu dir kommen/ und dich fehrners berichten: Der Frid seje mit dir/ besprenget jhn mit Weyhwasser/ und fuhre sammt jhrer Barbel/ so der Sub-Prior war/ und den hölzenen Englen/ bej ausgelöschten und gewejhten liechtern dahin. Sie hatte jhm auch seiner bekanntnus nach gesagt/ mein Mantel ist eben der jenige/ darinn mein Sohn in seinem leiden verspottet worden.

Als nun dises verübt/ kame bald der Sub-Prior zu dem Jezer/ küsset ihme mit beweglichen worten die verlezte hand/ als wann er von nichts wußte/ und begehrte Jezer alles aus gerichtet zuhaben/ wie es ihme in der falschen erscheinung angeben ware. Worauf so bald die Clerisej des leichtgläubigen Völkleins und übrigen/ die nichts vom betrug wußten / ohren erfüllt/ allenthalben mußte von der Wundergeschicht/ deßgleichen die Welt niemalen gesehen/ ab der Kanzel/ under der Kanzel geprediget/ gesungen und gesagt werden. Die Processionen und anders mit besonderer andacht ward prächtig verrichtet/ und mußte jederman eben sich höchlich verwundern.

Dise vermumte erscheinung der H. Jungfrauen wolten viel sehen/ und die Urheber des spiegel fechtens auch/ die wußten meisterlich eine prob dessen auffzustellen/ damit der Jezer selbst nicht hieran zweiflen solte/ aber sie waren in ihrer grösten arglistigkeit also bethört/ das eben solches zur eröffnung des betrugs diente/ bej anlas einer mit sondere kunst von einem gewüssen mahler (der eben wie die Mönchen auch ware) gefärbten und angestrichenen Ostien. Worüber der elende bis dato übel geplagte Jezer/ voller grimm und zorn/ die Mönchen hefftig angefahren/ und hatten eben dise Mönchen vil zuthun/ den Jezer in voriger Devotion und andacht zuunderhalten/ welches sie zimlich widerum zuwegen gebracht.

Das Spil gienge aufs neu an/ und mußte Jezer die noch restierende 4. Wunden auch empfangen/ damit er Francisco gleich

Und als der neue Marter-Heilig aus grosser pein überlaut schrej/ und sprach: O wehe Jungfrau Maria/ saget sie/ habe gedult und freue dich/ daß dich mein Sohn/ seines leidens würdig achtet/ ich wird bald wider zu dir kommen/ und dich fehrners berichten: Der Frid seje mit dir/ besprenget jhn mit Weyhwasser/ und fuhre sam̃t jhrer Barbel/ so der Sub-Prior war/ und den hölzenen Englen/ bej ausgelöschten und gewejhten liechtern dahin. Sie hatte jhm auch seiner bekanntnus nach gesagt/ mein Mantel ist eben der jenige/ darinn mein Sohn in seinem leiden verspottet worden.

Als nun dises verübt/ kame bald der Sub-Prior zu dem Jezer/ küsset ihme mit beweglichen worten die verlezte hand/ als wann er von nichts wußte/ und begehrte Jezer alles aus gerichtet zuhaben/ wie es ihme in der falschen erscheinung angeben ware. Worauf so bald die Clerisej des leichtgläubigen Völkleins und übrigen/ die nichts vom betrug wußten / ohren erfüllt/ allenthalben mußte von der Wundergeschicht/ deßgleichen die Welt niemalen gesehen/ ab der Kanzel/ under der Kanzel geprediget/ gesungen und gesagt werden. Die Processionen und anders mit besonderer andacht ward prächtig verrichtet/ und mußte jederman eben sich höchlich verwundern.

Dise vermumte erscheinung der H. Jungfrauen wolten viel sehen/ und die Urheber des spiegel fechtens auch/ die wußten meisterlich eine prob dessen auffzustellen/ damit der Jezer selbst nicht hieran zweiflen solte/ aber sie waren in ihrer grösten arglistigkeit also bethört/ das eben solches zur eröffnung des betrugs diente/ bej anlas einer mit sondere kunst von einem gewüssen mahler (der eben wie die Mönchen auch ware) gefärbten und angestrichenen Ostien. Worüber der elende bis dato übel geplagte Jezer/ voller grim̃ und zorn/ die Mönchen hefftig angefahren/ und hatten eben dise Mönchen vil zuthun/ den Jezer in voriger Devotion und andacht zuunderhalten/ welches sie zimlich widerum zuwegen gebracht.

Das Spil gienge aufs neu an/ und mußte Jezer die noch restierende 4. Wunden auch empfangen/ damit er Francisco gleich

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[272/0302] Und als der neue Marter-Heilig aus grosser pein überlaut schrej/ und sprach: O wehe Jungfrau Maria/ saget sie/ habe gedult und freue dich/ daß dich mein Sohn/ seines leidens würdig achtet/ ich wird bald wider zu dir kommen/ und dich fehrners berichten: Der Frid seje mit dir/ besprenget jhn mit Weyhwasser/ und fuhre sam̃t jhrer Barbel/ so der Sub-Prior war/ und den hölzenen Englen/ bej ausgelöschten und gewejhten liechtern dahin. Sie hatte jhm auch seiner bekanntnus nach gesagt/ mein Mantel ist eben der jenige/ darinn mein Sohn in seinem leiden verspottet worden. Als nun dises verübt/ kame bald der Sub-Prior zu dem Jezer/ küsset ihme mit beweglichen worten die verlezte hand/ als wann er von nichts wußte/ und begehrte Jezer alles aus gerichtet zuhaben/ wie es ihme in der falschen erscheinung angeben ware. Worauf so bald die Clerisej des leichtgläubigen Völkleins und übrigen/ die nichts vom betrug wußten / ohren erfüllt/ allenthalben mußte von der Wundergeschicht/ deßgleichen die Welt niemalen gesehen/ ab der Kanzel/ under der Kanzel geprediget/ gesungen und gesagt werden. Die Processionen und anders mit besonderer andacht ward prächtig verrichtet/ und mußte jederman eben sich höchlich verwundern. Dise vermumte erscheinung der H. Jungfrauen wolten viel sehen/ und die Urheber des spiegel fechtens auch/ die wußten meisterlich eine prob dessen auffzustellen/ damit der Jezer selbst nicht hieran zweiflen solte/ aber sie waren in ihrer grösten arglistigkeit also bethört/ das eben solches zur eröffnung des betrugs diente/ bej anlas einer mit sondere kunst von einem gewüssen mahler (der eben wie die Mönchen auch ware) gefärbten und angestrichenen Ostien. Worüber der elende bis dato übel geplagte Jezer/ voller grim̃ und zorn/ die Mönchen hefftig angefahren/ und hatten eben dise Mönchen vil zuthun/ den Jezer in voriger Devotion und andacht zuunderhalten/ welches sie zimlich widerum zuwegen gebracht. Das Spil gienge aufs neu an/ und mußte Jezer die noch restierende 4. Wunden auch empfangen/ damit er Francisco gleich

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/302>, abgerufen am 23.11.2024.