Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

Philippus Melanchton. Anno 1497. ward zu Bretta in der Chur Fürstlichen Pfalz gebohren Philipp Melanchton/ den 16. tag Februarij.

Merkliche verwegenheit der Prediger Mönchen zu Bern verübt Anno 1506. hat sich in der statt Bern die schöne geschicht begeben.

Gleich wie nichts verwegeners in Glaubens und Religionssachen/ als wann ohne Gottes Wort der Aberglauben gebähren thut die frechheit diß und jenes zuerdichten und zuspilen in ernsthaften Seettler. sachen/ da auch die elenden Menschen wegen selbsterwehnten Gottesdiensten begirrig nach neuen zeichen und wundern/ (welche der H. Apostel nennet lugenhaffte wunder und zeichen) und mit deß Herren Christi/ und nach jhme der Aposteln wunderwerken nicht können content und zu friden sejn/ dardurch genugsam die wahre allein seligmachende Göttliche Lehr bestättiget worden/ bej welcher so man verharrete/ es billich für unnöthig/ unzeitig/ thorecht/ überflüssig/ ungereimbt / fürwizig ja gottlos gehalten wird/ so die Leut fehrnere wunderwerk begehren oder suchen.

Wie sich dann erscheint ab deme/ welches in der Statt Bern in der Eydtgnoßschafft / vormahls durch gewüsser Ordensleuthen verübte verwegenheit geschehen.

Im jahr 1506. ward zu Wimpfen ein Capitel der Prediger Mönchen gehalten. Einer von ihren Fürnemsten ladete viel und zwar nicht die gerinsten zu sich auf einen Abendtrunk. Da ward angezeiget/ wie sie die Prediger von den Barfüssern in ihrer meinung/ Ob die H. Jungfrau Maria in der Erbsünd empfangen und gebohren? verachtet/ ihr Orden beschimpft und in abgang gebracht wurde/ und derhalben nöhtig/ schleunige Expedition und Gegenmittel abzufassen/ wie jene zuruk möchten in ihrer Lehr und Säzen getriben werden. Der Prior von Basel (deme die übrigen zugefallen) gabe für/ es müßten wunder und erscheinungen das beste thun/ und könnte solches alles in der Statt Bern/ allwo ein einfältiges und doch gewaltiges Volk seje/ am füglichsten abgehen.

Zu disem handel kame eben auf die zeit ein Läjen-Bruder/ namens Hans Jezer / schneiderknecht von Zurzach/ in der Prediger Orden/ mit welchem sie vermeinten das Spiel zugewünnen. Diser wurde nach und nach durch erscheinungen und nächtliche Vexierungen gewehnet und abgerichtet. Sonders konte der Sub-Prior

Philippus Melanchton. Anno 1497. ward zu Bretta in der Chur Fürstlichen Pfalz gebohren Philipp Melanchton/ den 16. tag Februarij.

Merkliche verwegẽheit der Prediger Mönchen zu Bern verübt Anno 1506. hat sich in der statt Bern die schöne geschicht begeben.

Gleich wie nichts verwegeners in Glaubens und Religionssachen/ als wann ohne Gottes Wort der Aberglauben gebähren thut die frechheit diß und jenes zuerdichten und zuspilen in ernsthaften Seettler. sachen/ da auch die elenden Menschen wegen selbsterwehnten Gottesdiensten begirrig nach neuen zeichen und wundern/ (welche der H. Apostel nennet lugenhaffte wunder und zeichen) und mit deß Herren Christi/ und nach jhme der Aposteln wunderwerken nicht können content und zu friden sejn/ dardurch genugsam die wahre allein seligmachende Göttliche Lehr bestättiget worden/ bej welcher so man verharrete/ es billich für unnöthig/ unzeitig/ thorecht/ überflüssig/ ungereimbt / fürwizig ja gottlos gehalten wird/ so die Leut fehrnere wunderwerk begehren oder suchen.

Wie sich dann erscheint ab deme/ welches in der Statt Bern in der Eydtgnoßschafft / vormahls durch gewüsser Ordensleuthen verübte verwegenheit geschehen.

Im jahr 1506. ward zu Wimpfen ein Capitel der Prediger Mönchen gehalten. Einer von ihren Fürnemsten ladete viel und zwar nicht die gerinsten zu sich auf einen Abendtrunk. Da ward angezeiget/ wie sie die Prediger von den Barfüssern in ihrer meinung/ Ob die H. Jungfrau Maria in der Erbsünd empfangen und gebohren? verachtet/ ihr Orden beschimpft und in abgang gebracht wurde/ und derhalben nöhtig/ schleunige Expedition und Gegenmittel abzufassen/ wie jene zuruk möchten in ihrer Lehr und Säzen getriben werden. Der Prior von Basel (deme die übrigen zugefallen) gabe für/ es müßten wunder und erscheinungen das beste thun/ und könnte solches alles in der Statt Bern/ allwo ein einfältiges und doch gewaltiges Volk seje/ am füglichsten abgehen.

Zu disem handel kame eben auf die zeit ein Läjen-Bruder/ namẽs Hans Jezer / schneiderknecht von Zurzach/ in der Prediger Orden/ mit welchem sie vermeinten das Spiel zugewünnen. Diser wurde nach und nach durch erscheinungen und nächtliche Vexierungen gewehnet und abgerichtet. Sonders konte der Sub-Prior

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0298" n="268"/>
        <p><note place="left">Philippus Melanchton.</note> Anno 1497. ward zu Bretta in der Chur            Fürstlichen Pfalz gebohren Philipp Melanchton/ den 16. tag Februarij.</p>
        <p><note place="left">Merkliche verwege&#x0303;heit der Prediger Mönchen zu Bern              verübt</note> Anno 1506. hat sich in der statt Bern die schöne geschicht begeben.</p>
        <p>Gleich wie nichts verwegeners in Glaubens und Religionssachen/ als wann ohne Gottes Wort            der Aberglauben gebähren thut die frechheit diß und jenes zuerdichten und zuspilen in            ernsthaften <note place="left">Seettler.</note> sachen/ da auch die elenden Menschen            wegen selbsterwehnten Gottesdiensten begirrig nach neuen zeichen und wundern/ (welche der            H. Apostel nennet lugenhaffte wunder und zeichen) und mit deß Herren Christi/ und nach            jhme der Aposteln wunderwerken nicht können content und zu friden sejn/ dardurch genugsam            die wahre allein seligmachende Göttliche Lehr bestättiget worden/ bej welcher so man            verharrete/ es billich für unnöthig/ unzeitig/ thorecht/ überflüssig/ ungereimbt /            fürwizig ja gottlos gehalten wird/ so die Leut fehrnere wunderwerk begehren oder            suchen.</p>
        <p>Wie sich dann erscheint ab deme/ welches in der Statt Bern in der Eydtgnoßschafft /            vormahls durch gewüsser Ordensleuthen verübte verwegenheit geschehen.</p>
        <p>Im jahr 1506. ward zu Wimpfen ein Capitel der Prediger Mönchen gehalten. Einer von ihren            Fürnemsten ladete viel und zwar nicht die gerinsten zu sich auf einen Abendtrunk. Da ward            angezeiget/ wie sie die Prediger von den Barfüssern in ihrer meinung/ Ob die H. Jungfrau            Maria in der Erbsünd empfangen und gebohren? verachtet/ ihr Orden beschimpft und in            abgang gebracht wurde/ und derhalben nöhtig/ schleunige Expedition und Gegenmittel            abzufassen/ wie jene zuruk möchten in ihrer Lehr und Säzen getriben werden. Der Prior von            Basel (deme die übrigen zugefallen) gabe für/ es müßten wunder und erscheinungen das            beste thun/ und könnte solches alles in der Statt Bern/ allwo ein einfältiges und doch            gewaltiges Volk seje/ am füglichsten abgehen.</p>
        <p>Zu disem handel kame eben auf die zeit ein Läjen-Bruder/ name&#x0303;s Hans Jezer /            schneiderknecht von Zurzach/ in der Prediger Orden/ mit welchem sie vermeinten das Spiel            zugewünnen. Diser wurde nach und nach durch erscheinungen und nächtliche Vexierungen            gewehnet und abgerichtet. Sonders konte der Sub-Prior
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0298] Anno 1497. ward zu Bretta in der Chur Fürstlichen Pfalz gebohren Philipp Melanchton/ den 16. tag Februarij. Philippus Melanchton. Anno 1506. hat sich in der statt Bern die schöne geschicht begeben. Merkliche verwegẽheit der Prediger Mönchen zu Bern verübt Gleich wie nichts verwegeners in Glaubens und Religionssachen/ als wann ohne Gottes Wort der Aberglauben gebähren thut die frechheit diß und jenes zuerdichten und zuspilen in ernsthaften sachen/ da auch die elenden Menschen wegen selbsterwehnten Gottesdiensten begirrig nach neuen zeichen und wundern/ (welche der H. Apostel nennet lugenhaffte wunder und zeichen) und mit deß Herren Christi/ und nach jhme der Aposteln wunderwerken nicht können content und zu friden sejn/ dardurch genugsam die wahre allein seligmachende Göttliche Lehr bestättiget worden/ bej welcher so man verharrete/ es billich für unnöthig/ unzeitig/ thorecht/ überflüssig/ ungereimbt / fürwizig ja gottlos gehalten wird/ so die Leut fehrnere wunderwerk begehren oder suchen. Seettler. Wie sich dann erscheint ab deme/ welches in der Statt Bern in der Eydtgnoßschafft / vormahls durch gewüsser Ordensleuthen verübte verwegenheit geschehen. Im jahr 1506. ward zu Wimpfen ein Capitel der Prediger Mönchen gehalten. Einer von ihren Fürnemsten ladete viel und zwar nicht die gerinsten zu sich auf einen Abendtrunk. Da ward angezeiget/ wie sie die Prediger von den Barfüssern in ihrer meinung/ Ob die H. Jungfrau Maria in der Erbsünd empfangen und gebohren? verachtet/ ihr Orden beschimpft und in abgang gebracht wurde/ und derhalben nöhtig/ schleunige Expedition und Gegenmittel abzufassen/ wie jene zuruk möchten in ihrer Lehr und Säzen getriben werden. Der Prior von Basel (deme die übrigen zugefallen) gabe für/ es müßten wunder und erscheinungen das beste thun/ und könnte solches alles in der Statt Bern/ allwo ein einfältiges und doch gewaltiges Volk seje/ am füglichsten abgehen. Zu disem handel kame eben auf die zeit ein Läjen-Bruder/ namẽs Hans Jezer / schneiderknecht von Zurzach/ in der Prediger Orden/ mit welchem sie vermeinten das Spiel zugewünnen. Diser wurde nach und nach durch erscheinungen und nächtliche Vexierungen gewehnet und abgerichtet. Sonders konte der Sub-Prior

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/298
Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/298>, abgerufen am 22.11.2024.