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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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An den günstigen leser.

ES wird dem gönstigen Leser allhie fürgetragen/ eine allgemeine historische erzehlung / welche uns auff dise weis in truk zu verfertigen abgefordert worden/ und verhoffentlich jedem unparthejischen nicht verdrieslich oder unangenem sein wird. Sonsten aber ist uns ohnverborgen/ daß heut zu tag vil von Historien wollen schreiben/ da alles mit Histori-bücheren/ so wol die universal und allgemeine historische beschreibung/ als die casual und absönderliche allerhand geschichten und zufäll betreffend/ überhäuffet / heisse bald nicht wüssen/ in welcher Welt man lebe. Nun mehr solle floriren und obschweben seculum eruditissimum die allergelehrteste und kunstreichste zeit und Welt / bei welcher bald alles auffs höchste kommen/ darum auff das Theatrum und mit offentlichem truk in das gemeine wesen sich begeben/ heist vorhin mit einem ährinen Kopf aufftretten / um alle passionirte miß-urtheil und neidische anzäpfungen der jenigen so des tadlen gewont / und besser dises als nach zuthun wüssen/ aus zudauren und abzulehnen. Eine ohnvermeidenliche seuch und krankheit ist es bei vilen/ ob statt zu halten eines andern thun und lassen/ damit sie sich vermeinen desto grösser zu machen/ und solcher leuten eigenthum/ die entweders nichts thun/ oder etwas anders. Mancher ist so verblendt durch thorechte selbs-liebe/ daß ihm nur daß seine gefalt/ das andere aber neben sich veracht / als wann er alles wuste/ und aber das widerspil sich befindt. Wahr ist es/ vil sind der Histori-bü-

An den günstigen leser.

ES wird dem gönstigen Leser allhie fürgetragen/ eine allgemeine historische erzehlung / welche uns auff dise weis in truk zu verfertigen abgefordert worden/ und verhoffentlich jedem unparthejischen nicht verdrieslich oder unangenem sein wird. Sonsten aber ist uns ohnverborgen/ daß heut zu tag vil von Historien wollen schreiben/ da alles mit Histori-bücheren/ so wol die universal und allgemeine historische beschreibung/ als die casual und absönderliche allerhand geschichten und zufäll betreffend/ überhäuffet / heisse bald nicht wüssen/ in welcher Welt man lebe. Nun mehr solle floriren und obschweben seculum eruditissimum die allergelehrteste und kunstreichste zeit und Welt / bei welcher bald alles auffs höchste kommen/ darum auff das Theatrum und mit offentlichem truk in das gemeine wesen sich begeben/ heist vorhin mit einem ährinen Kopf aufftretten / um alle passionirte miß-urtheil und neidische anzäpfungen der jenigen so des tadlen gewont / und besser dises als nach zuthun wüssen/ aus zudauren und abzulehnen. Eine ohnvermeidenliche seuch und krankheit ist es bei vilen/ ob statt zu halten eines andern thun und lassen/ damit sie sich vermeinen desto grösser zu machen/ und solcher leuten eigenthum/ die entweders nichts thun/ oder etwas anders. Mancher ist so verblendt durch thorechte selbs-liebe/ daß ihm nur daß seine gefalt/ das andere aber neben sich veracht / als wann er alles wuste/ und aber das widerspil sich befindt. Wahr ist es/ vil sind der Histori-bü-

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[0018] An den günstigen leser. ES wird dem gönstigen Leser allhie fürgetragen/ eine allgemeine historische erzehlung / welche uns auff dise weis in truk zu verfertigen abgefordert worden/ und verhoffentlich jedem unparthejischen nicht verdrieslich oder unangenem sein wird. Sonsten aber ist uns ohnverborgen/ daß heut zu tag vil von Historien wollen schreiben/ da alles mit Histori-bücheren/ so wol die universal und allgemeine historische beschreibung/ als die casual und absönderliche allerhand geschichten und zufäll betreffend/ überhäuffet / heisse bald nicht wüssen/ in welcher Welt man lebe. Nun mehr solle floriren und obschweben seculum eruditissimum die allergelehrteste und kunstreichste zeit und Welt / bei welcher bald alles auffs höchste kommen/ darum auff das Theatrum und mit offentlichem truk in das gemeine wesen sich begeben/ heist vorhin mit einem ährinen Kopf aufftretten / um alle passionirte miß-urtheil und neidische anzäpfungen der jenigen so des tadlen gewont / und besser dises als nach zuthun wüssen/ aus zudauren und abzulehnen. Eine ohnvermeidenliche seuch und krankheit ist es bei vilen/ ob statt zu halten eines andern thun und lassen/ damit sie sich vermeinen desto grösser zu machen/ und solcher leuten eigenthum/ die entweders nichts thun/ oder etwas anders. Mancher ist so verblendt durch thorechte selbs-liebe/ daß ihm nur daß seine gefalt/ das andere aber neben sich veracht / als wann er alles wuste/ und aber das widerspil sich befindt. Wahr ist es/ vil sind der Histori-bü-

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/18>, abgerufen am 24.11.2024.