Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.der Sibyllen nammen/ vermeinend hierdurch um so vil desto mehr die ungläubigen zum Christlichen glauben zu bringen. Dann ja nit gläublich ist/ daß Gott solchen Heidnischen vom satan besessenen unholden/ mehr liechtes als je einem under dem Chor der H. Propheten/ werde geben haben/ von dem von den zeiten der Welt her verborgenem geheimnus/ welches erst bei der ankunfft des Herren Christi selbst hat sollen völliglich entdeket und geoffenbaret sein: So hat auch der H. Apostel Paulus/ der sonst vil mit den Heiden zu thun hatte/ und allen anlaß sie zu bewegen gesucht/ niemalen auff solche Sibyllinische schrifften sich beruffen. Und in disen rang gehört zweifels frei was Eusebius erzehlet/ von einer vertraulichen und schrifftlichen communication und freundfchafft/ welche Christus der Herr solle gepflogen haben/ mit der Edessener König Abgaro, deme auch der Herr sein bildnus durch einen mahler/ von Abgaro ihme zugesandt/ verehret habe. Wie dann Eusebius ihme hierin nit durch aus gleich ist. Nun von disen und desgleichen bis daher erzehlten dingen/ neben anderen geschichten / handlet dises unser Histori-buch/ aus der fürnemsten und gelehrtesten leuten schrifften zusamen gezogen/ nit zweiflend/ es werde solches auch seine gönstige leser finden. Der jenige welcher ab einem hohen berg alles über sehen kan/ hat mehr/ anmut/ als der jenige welcher erst durch thäler und klüffte hin und her schweiffend/ von ort zu ort die sachen erkundigen muß. Also ist mehrmalen angenäm/ wann vil authores geschriben/ das beste aus allen für getragen wird. Wiewol ich nit alles verspreche/ werde vil weniger allen können genug thun/ hab auch nit für alle geschriben. Plinius in praefat ad Hist. Nat. sagt wol: Rem arduam esse vetustis novitatem dare, novis authoritatem, obsoletis nitorem, obscuris lucem, fastiditis gratiam, dubiis fidem &c. Itaqve etiam non assecutis voluisse, abunde pulcrum atqve magnificum est. Das ist/ Es seje eben ein schweres und wichtiges geschäfft/ elte sachen wider neu machen/ neuen dingen ihr ansehen und krafft geben/ abgangenen ihren glanz/ verdunkelten ihren schein/ verdrießlichen ihr angenemigkeit/ zweifelhafftigen ihr glaubwürdigkeit sc. der Sibyllen nam̃en/ vermeinend hierdurch um so vil desto mehr die ungläubigen zum Christlichen glauben zu bringen. Dann ja nit gläublich ist/ daß Gott solchen Heidnischen vom satan besessenen unholden/ mehr liechtes als je einem under dem Chor der H. Propheten/ werde geben haben/ von dem von den zeiten der Welt her verborgenem geheimnus/ welches erst bei der ankunfft des Herren Christi selbst hat sollen völliglich entdeket und geoffenbaret sein: So hat auch der H. Apostel Paulus/ der sonst vil mit den Heiden zu thun hatte/ und allen anlaß sie zu bewegen gesucht/ niemalen auff solche Sibyllinische schrifften sich beruffen. Und in disen rang gehört zweifels frei was Eusebius erzehlet/ von einer vertraulichen und schrifftlichen communication und freundfchafft/ welche Christus der Herr solle gepflogen haben/ mit der Edessener König Abgaro, deme auch der Herr sein bildnus durch einen mahler/ von Abgaro ihme zugesandt/ verehret habe. Wie dann Eusebius ihme hierin nit durch aus gleich ist. Nun von disen und desgleichen bis daher erzehlten dingen/ neben anderen geschichten / handlet dises unser Histori-buch/ aus der fürnemsten und gelehrtesten leuten schrifften zusamen gezogen/ nit zweiflend/ es werde solches auch seine gönstige leser finden. Der jenige welcher ab einem hohen berg alles über sehen kan/ hat mehr/ anmut/ als der jenige welcher erst durch thäler und klüffte hin und her schweiffend/ von ort zu ort die sachen erkundigen muß. Also ist mehrmalen angenäm/ wann vil authores geschriben/ das beste aus allen für getragen wird. Wiewol ich nit alles verspreche/ werde vil weniger allen können genug thun/ hab auch nit für alle geschriben. Plinius in praefat ad Hist. Nat. sagt wol: Rem arduam esse vetustis novitatem dare, novis authoritatem, obsoletis nitorem, obscuris lucem, fastiditis gratiam, dubiis fidem &c. Itaqve etiam non assecutis voluisse, abundè pulcrum atqve magnificum est. Das ist/ Es seje eben ein schweres und wichtiges geschäfft/ elte sachen wider neu machen/ neuen dingen ihr ansehen und krafft geben/ abgangenen ihren glanz/ verdunkelten ihren schein/ verdrießlichen ihr angenemigkeit/ zweifelhafftigen ihr glaubwürdigkeit sc. <TEI> <text> <front> <div> <p><pb facs="#f0015"/> der Sibyllen nam̃en/ vermeinend hierdurch um so vil desto mehr die ungläubigen zum Christlichen glauben zu bringen. Dann ja nit gläublich ist/ daß Gott solchen Heidnischen vom satan besessenen unholden/ mehr liechtes als je einem under dem Chor der H. Propheten/ werde geben haben/ von dem von den zeiten der Welt her verborgenem geheimnus/ welches erst bei der ankunfft des Herren Christi selbst hat sollen völliglich entdeket und geoffenbaret sein: So hat auch der H. Apostel Paulus/ der sonst vil mit den Heiden zu thun hatte/ und allen anlaß sie zu bewegen gesucht/ niemalen auff solche Sibyllinische schrifften sich beruffen.</p> <p>Und in disen rang gehört zweifels frei was Eusebius erzehlet/ von einer vertraulichen und schrifftlichen communication und freundfchafft/ welche Christus der Herr solle gepflogen haben/ mit der Edessener König Abgaro, deme auch der Herr sein bildnus durch einen mahler/ von Abgaro ihme zugesandt/ verehret habe. Wie dann Eusebius ihme hierin nit durch aus gleich ist.</p> <p>Nun von disen und desgleichen bis daher erzehlten dingen/ neben anderen geschichten / handlet dises unser Histori-buch/ aus der fürnemsten und gelehrtesten leuten schrifften zusamen gezogen/ nit zweiflend/ es werde solches auch seine gönstige leser finden. Der jenige welcher ab einem hohen berg alles über sehen kan/ hat mehr/ anmut/ als der jenige welcher erst durch thäler und klüffte hin und her schweiffend/ von ort zu ort die sachen erkundigen muß. Also ist mehrmalen angenäm/ wann vil authores geschriben/ das beste aus allen für getragen wird. Wiewol ich nit alles verspreche/ werde vil weniger allen können genug thun/ hab auch nit für alle geschriben. Plinius in praefat ad Hist. Nat. sagt wol: Rem arduam esse vetustis novitatem dare, novis authoritatem, obsoletis nitorem, obscuris lucem, fastiditis gratiam, dubiis fidem &c. Itaqve etiam non assecutis voluisse, abundè pulcrum atqve magnificum est. Das ist/ Es seje eben ein schweres und wichtiges geschäfft/ elte sachen wider neu machen/ neuen dingen ihr ansehen und krafft geben/ abgangenen ihren glanz/ verdunkelten ihren schein/ verdrießlichen ihr angenemigkeit/ zweifelhafftigen ihr glaubwürdigkeit sc. </p> </div> </front> </text> </TEI> [0015]
der Sibyllen nam̃en/ vermeinend hierdurch um so vil desto mehr die ungläubigen zum Christlichen glauben zu bringen. Dann ja nit gläublich ist/ daß Gott solchen Heidnischen vom satan besessenen unholden/ mehr liechtes als je einem under dem Chor der H. Propheten/ werde geben haben/ von dem von den zeiten der Welt her verborgenem geheimnus/ welches erst bei der ankunfft des Herren Christi selbst hat sollen völliglich entdeket und geoffenbaret sein: So hat auch der H. Apostel Paulus/ der sonst vil mit den Heiden zu thun hatte/ und allen anlaß sie zu bewegen gesucht/ niemalen auff solche Sibyllinische schrifften sich beruffen.
Und in disen rang gehört zweifels frei was Eusebius erzehlet/ von einer vertraulichen und schrifftlichen communication und freundfchafft/ welche Christus der Herr solle gepflogen haben/ mit der Edessener König Abgaro, deme auch der Herr sein bildnus durch einen mahler/ von Abgaro ihme zugesandt/ verehret habe. Wie dann Eusebius ihme hierin nit durch aus gleich ist.
Nun von disen und desgleichen bis daher erzehlten dingen/ neben anderen geschichten / handlet dises unser Histori-buch/ aus der fürnemsten und gelehrtesten leuten schrifften zusamen gezogen/ nit zweiflend/ es werde solches auch seine gönstige leser finden. Der jenige welcher ab einem hohen berg alles über sehen kan/ hat mehr/ anmut/ als der jenige welcher erst durch thäler und klüffte hin und her schweiffend/ von ort zu ort die sachen erkundigen muß. Also ist mehrmalen angenäm/ wann vil authores geschriben/ das beste aus allen für getragen wird. Wiewol ich nit alles verspreche/ werde vil weniger allen können genug thun/ hab auch nit für alle geschriben. Plinius in praefat ad Hist. Nat. sagt wol: Rem arduam esse vetustis novitatem dare, novis authoritatem, obsoletis nitorem, obscuris lucem, fastiditis gratiam, dubiis fidem &c. Itaqve etiam non assecutis voluisse, abundè pulcrum atqve magnificum est. Das ist/ Es seje eben ein schweres und wichtiges geschäfft/ elte sachen wider neu machen/ neuen dingen ihr ansehen und krafft geben/ abgangenen ihren glanz/ verdunkelten ihren schein/ verdrießlichen ihr angenemigkeit/ zweifelhafftigen ihr glaubwürdigkeit sc.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/15 |
Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/15>, abgerufen am 16.02.2025. |