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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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sich hinreißen ließen, die Gemüther zum Bürgerkriege
zu erhitzen. Sache des Staatsmannes ist es, die
bürgerlichen Rechte der evangelischen Gemeinden zu
sichern, Sache des Soldaten, sie zu vertheidigen. Der
Geistliche hüte die Seelen, anders richtet er Unheil an."

Der junge Bündner erröthete unmuthig und blieb
die Antwort schuldig.

In diesem Augenblicke erschien der Page mit der
ehrerbietigen Meldung, die Reisebarke des Herzogs sei
zur Abfahrt bereit und Rohan beurlaubte die Freunde
mit einer gütigen Handbewegung.

Auf dem Heimritte erging sich Waser in Betrach¬
tungen über die politische Rolle des Herzogs, der gerade
damals seinen protestantischen Mitbürgern in heimischer
Fehde einen ehrenhaften Frieden erkämpft hatte. Er
meinte, freilich werde derselbe von kurzer Dauer sein
und fand Gefallen daran, die Lage Rohans und der
französischen Reformirten seinem Freunde mit den
dunkelsten Farben zu malen. Er schien etwas empfind¬
lich und verdüstert, daß seine Person vor dem Herzog
neben Jürg sehr zurückgetreten, ja gänzlich verschwunden
war. -- Seit Heinrich IV., behauptete er, setze sich die
französische Politik zum Ziele, die Protestanten in
Deutschland gegen Kaiser und Reich zu schützen, den
Reformirten im eigenen Lande dagegen den Lebensnerv

ſich hinreißen ließen, die Gemüther zum Bürgerkriege
zu erhitzen. Sache des Staatsmannes iſt es, die
bürgerlichen Rechte der evangeliſchen Gemeinden zu
ſichern, Sache des Soldaten, ſie zu vertheidigen. Der
Geiſtliche hüte die Seelen, anders richtet er Unheil an.“

Der junge Bündner erröthete unmuthig und blieb
die Antwort ſchuldig.

In dieſem Augenblicke erſchien der Page mit der
ehrerbietigen Meldung, die Reiſebarke des Herzogs ſei
zur Abfahrt bereit und Rohan beurlaubte die Freunde
mit einer gütigen Handbewegung.

Auf dem Heimritte erging ſich Waſer in Betrach¬
tungen über die politiſche Rolle des Herzogs, der gerade
damals ſeinen proteſtantiſchen Mitbürgern in heimiſcher
Fehde einen ehrenhaften Frieden erkämpft hatte. Er
meinte, freilich werde derſelbe von kurzer Dauer ſein
und fand Gefallen daran, die Lage Rohans und der
franzöſiſchen Reformirten ſeinem Freunde mit den
dunkelſten Farben zu malen. Er ſchien etwas empfind¬
lich und verdüſtert, daß ſeine Perſon vor dem Herzog
neben Jürg ſehr zurückgetreten, ja gänzlich verſchwunden
war. — Seit Heinrich IV., behauptete er, ſetze ſich die
franzöſiſche Politik zum Ziele, die Proteſtanten in
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Reformirten im eigenen Lande dagegen den Lebensnerv

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[77/0087] ſich hinreißen ließen, die Gemüther zum Bürgerkriege zu erhitzen. Sache des Staatsmannes iſt es, die bürgerlichen Rechte der evangeliſchen Gemeinden zu ſichern, Sache des Soldaten, ſie zu vertheidigen. Der Geiſtliche hüte die Seelen, anders richtet er Unheil an.“ Der junge Bündner erröthete unmuthig und blieb die Antwort ſchuldig. In dieſem Augenblicke erſchien der Page mit der ehrerbietigen Meldung, die Reiſebarke des Herzogs ſei zur Abfahrt bereit und Rohan beurlaubte die Freunde mit einer gütigen Handbewegung. Auf dem Heimritte erging ſich Waſer in Betrach¬ tungen über die politiſche Rolle des Herzogs, der gerade damals ſeinen proteſtantiſchen Mitbürgern in heimiſcher Fehde einen ehrenhaften Frieden erkämpft hatte. Er meinte, freilich werde derſelbe von kurzer Dauer ſein und fand Gefallen daran, die Lage Rohans und der franzöſiſchen Reformirten ſeinem Freunde mit den dunkelſten Farben zu malen. Er ſchien etwas empfind¬ lich und verdüſtert, daß ſeine Perſon vor dem Herzog neben Jürg ſehr zurückgetreten, ja gänzlich verſchwunden war. — Seit Heinrich IV., behauptete er, ſetze ſich die franzöſiſche Politik zum Ziele, die Proteſtanten in Deutſchland gegen Kaiſer und Reich zu ſchützen, den Reformirten im eigenen Lande dagegen den Lebensnerv

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/87>, abgerufen am 22.11.2024.